Um das Kloster Maulbronn mögen sich viele Mythen und Legenden ranken, aber eine Legende, die hat mir am besten gefallen. Angeblich sollen die schwäbischen Maultaschen nämlich genau hier im Kloster Maulbronn erfunden worden sein. Der Legende nach sollen die Mönche des Klosters in der Fastenzeit Fleisch geschenkt bekommen haben und weil sie sparsame Schwaben waren, wollten sie das kostbare Nahrungsmittel nicht einfach verkommen lassen. Ein einfallsreicher Mönch zerhackte das Fleisch kurzum, vermengte es mit duftenden Kräutern aus dem Klostergarten und packte es in Teignudeltaschen. Weil hier das Fleisch ja so nett eingepackt war, sollte es der Herrgott nicht gesehen haben, dass die gläubigen Ordensbrüder während ihrer strengen Fastenzeit Fleisch verzerrten, was den Maultaschen den schwäbischen Beinamen „Herrgottsbscheißerle“ eingebracht haben solle.

Kloster Maulbronn

Was das Kloster Maulbronn mit den schwäbischen Maultaschen gemeinsam hat?

Ihren eigentlichen Namen aber „Maul-Taschen“ haben sie von ihrem angeblichen Entstehungsort „Maul-Bronn“ erhalten. Um ehrlich zu sein, ich als Vegetarierin mache auch manchmal eine kleine Ausnahme, wenn es um das schwäbische Lokalgericht Maultaschen geht und drück wie der liebe Herrgott ein Auge zu, weil die Maultaschen einfach mordsmäßig gut sind.

Kloster Maulbronn

Seit 1993 ist das Kloster Maulbronn UNESCO Weltkulturerbe

Ein Besuch des Klosters Maulbronn im gleichnamigen Ort Maulbronn in der Nähe von Pforzheim, lohnt sich aber auch ohne Maultaschen. Das Kloster Maulbronn ist nämlich die am besten erhaltene Klosteranlage des Mittelalters und nördlich der Alpen. Seit 1993 gehört die ehemalige Zisterzienserabtei sogar zum UNESCO Weltkulturerbe und lockt auch internationales Publikum in das beschauliche Dörfchen Maulbronn. Idyllisch gelegen, zwischen Wäldern und Wiesen, ist das Kloster Maulbronn eines der größten Klöster, das ich bisher besucht habe. Über eine mittelalterliche Burgmauer und Holztreppen betrete ich den Klosterhof. Die Klosteranlage besteht aus mehreren Teilen:

Kloster Maulbronn

Betritt man den Klosterhof durch das Haupttor, das im Mittelalter durch eine hölzerne Zugbrücke über einen Graben zugänglich war, findet man rechter Hand gleich die Zelle des Pförtnerhäuschen. Der Pförtner passte auf, dass keine Frauen in das reine Männerrefugium hineinkamen und meldete fremde Ankömmlinge dem Abt. Frauen durften aber dennoch in der Torkapelle am Gebet teilnehmen, welches die Mönche in der Kapelle gelesen haben.

Linker Hand befindet sich die Klosterapotheke, in der die Mönche ihre eigenen Heilmittelchen herstellten. Daran schließt sich eine Klosterherberge und das Frühmesserhaus an, in dem sich die Wohnung der Ordensgeistlichen befand.

Kloster Maulbronn

Im Klosterhof befindet sich heute auch das Rathaus der Stadt Maulbronn mit einer Polizeidienststelle, einem Klostermuseum uvm. Ehemals waren in den Fachwerkhäusern im Klosterhof die Klosterverwaltung, eine Klosterküferei, eine Klosterschmiede, eine Vogtei und ein Lebensmittelspeicher untergebracht.

Kloster Maulbronn oder die Entstehung der größten Männer-WG des Mittelalters in Schwaben

Die eigentliche Klosterkirche ist die Hauptattraktion des Klosters Maulbronn. Spitzbögen und Rundbögen säumen die Vorhalle, genannt das Paradies, weil hier künstlerisch der Sündenfall bildlich dargestellt wurde. Sie zeugen davon, dass das Kloster Maulbronn seine Wurzeln in der Gotik und Romanik hatte. Genauer gesagt, wurde der Grundstein schon im Jahre 1138 gelegt, als Abt Dieter aus der Zisterzienserabtei Neuburg im Elsass mit 12 Mönchen (12 Apostel) ins idyllische  Schwabenland zog.

Kloster Maulbronn

Im Speisesaal hatten mehrere hundert Mönche Platz, hier wurde aus der Bibel gelesen und gegessen. Außerdem gibt es noch einen weiteren Speise- und Gebetsraum für die Laienbrüder, einen Heizraum, mit dem die oberen Kammern beheizt werden konnten, ein Brunnenhaus für rituelle Waschungen vor dem Gebet und ein Hospital für Bedürftige.

Das reine Männerkloster versorgte sich selbst und erlangte durch die schöpferische Kraft der Mönche sowohl sehr hohen geistlichen als auch wirtschaftlichen und sozialen Einfluss auf die Region. Die Mönche bekamen Ländereien und Wald geschenkt, welches sie irgendwann nicht mehr selbst bewirtschafteten sondern nur noch verwalten und verpachten ließen, was ihnen wiederum enorme Einkünfte bescherte.

Kloster Maulbronn

Das Kloster wurde im Laufe der nächsten 2 Jahrhunderte immer größer und richtig berühmt wurde es erst durch seine Klosterschule. Nach der Reformation wurde das Kloster Maulbronn evangelisch und die Klosterschule spielte ab 1556 eine enorme Rolle in der Verbreitung des evangelischen Glaubens, denn hier sollten die evangelischen Pfarrer ausgebildet werden. Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Klosterschule zum evangelischen Seminar mit einem Internat, die berühmte Zöglinge wie Johannes Kepler, Friedrich Hölderlin und Herman Hesse hervorbrachte. Von letzterem wissen wir, dass das Leben im evangelischen Seminar des Klosters Maulbronn kein Zuckerschlecken war. Herman Hesse hat hier ein Kindheitstrauma erlitten, das er in zahlreichen seiner Romanen verarbeitet. Der sensible Schüler zerbrach beinahe an der strengen und autoritären Bildung und flüchtete schließlich eines Tages aus der Klosterschule Maulbronn. Wer seine Romane kennt, bekommt eine Ahnung davon, wie hart es damals zugegangen sein muss. Im Roman Narziss und Goldmund hat Hesse die Handlung ins Kloster Maulbronn verlegt, die Beschreibungen sprechen eindeutig vom Kloster in Maulbronn, auch wenn dies im Roman Mariabronn heißt. Die alte Linde steht übrigens noch immer im Klosterhof. Der Roman handelt von dem Priester Narziss und seinem Zögling Goldmund. Ein Buch, das ich als Lesetipp gerne empfehlen kann, mich hat es sehr berührt und zum Nachdenken angeregt.

Als ich das Kloster Maulbronn zum ersten Mal diesen Ostermontag besucht habe, ahne ich nicht, dass hier so ein Trubel herrscht: ausgerechnet ein Ostermarkt mit zu vielen Leuten macht sich im schönen Klosterhof breit. Schade, aber der Eintritt ins Kloster hat sich trotzdem gelohnt.

Infos für einen Besuch im Kloster Maulbronn:

Adresse: Kloster Maulbronn, Klosterhof 5, 75433 Maulbronn

Eintritt: Erwachsene 7,50 Euro, ermässigt 3,80 Euro

Öffnungszeiten: März bis Oktober von 9 bis 17:30 Uhr, November bis Februar: 9 bis 17:00 Uhr

siehe auch UNESCO Weltkulturerbe Kloster Maulbronn

Hat dir dieser Bericht gefallen? Dann teile ihn gleich auf Facebook mit deinen Freunden oder abonniere den kostenlosen Newsletter mit praktischen Reisetipps für unterwegs & daheim!

In diesem Newsletter erhälst du einmal im Monat meine Postkarte mit Reisetipps von unterwegs & daheim. Du erhältst Infos über Reiseziele und praktische Reisetipps. Für die Anmeldung zum Newsletter benötigen wir mindestens eine gültige E-Mail-Adresse.