
Valle de Vinales – wo Kuba am schönsten ist
Valle de Vinales. Kuba ist das Land der Zigarren. Hier wächst der weltbeste Tabak. Ich bin Nichtraucherin und ich interessiere mich nicht für Zigarren. Normalerweise. Trotzdem finde ich so eine Zigarre hat was, was Verruchtes. Aber lassen wir das. Fahren wir lieber tiefer hinein in das Land der Cohibas, Montecristos und Romeo und Julietas, so jedenfalls die bekanntesten Zigarrenmarken made in Cuba. Das gehört einfach zu Kuba wie der Rum, der mir auf jeden Fall besser schmeckt. Dort, wo die Täler am grünsten und saftigsten sind, wächst der beste Tabak der Welt, jedenfalls laut Ramon, unserem Guide. Pinar del Rio heißt das Städtchen mitten im Zigarrenparadies, dem Valle de Vinales. Ich ahne noch nicht, dass dieses grüne Tal das Highlight meiner Kubareise werden wird als wir die heiligen Hallen einer Zigarrenfabrik betreten.
Fotografieren verboten. Die Zigarrenfabrik interessiert mich eigentlich so ziemlich gar nicht. In der schwülen Halle müssen arme Kubaner den ganzen Tag lang Tabakblätter rollen, schneiden und den stickigen Dunst einatmen. Ich halte es kaum fünf Minuten in dieser Tabakluft aus und diese Menschen, deren Finger die Farbe der Tabakblätter angenommen haben, diese jungen Menschen, die eine Zukunft haben könnten, würden sie nicht hier sitzen müssen, rollen Tag ein, Tag aus Blätter, die Krebs verursachen, während Touristen gaffen als wäre man im Zoo. In diesen Momenten fühle ich mich schlecht als Touristin, gleichzeitig ist es einer dieser Momente, in denen ich unglaublich dankbar bin, in einem Land wie Deutschland zu wohnen, reisen zu können, wohin ich will, einen Job zu haben, der gut ist und Geld in die Taschen bringt. Auch dafür ist Reisen gut, es öffnet den Blick für das eigene Dasein wieder neu.
Außerhalb des Städtchen Pinar del Rios fängt das Kuba an, das man einfach in sein Herz schließen muss. Ich fahre mitten hinein, in die schönste Landschaft der Insel und auch eine der schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe. Es geht Serpentinen hinauf und von oben blickt man über die Weite der grünen Lunge Kubas. Die Berge erinnern mich an die Karstlandschaft im Süden Chinas. Hier pflügen Bauern noch mit Ochsen die Felder. Es ist ein hartes Leben hier draußen für die Menschen.
Valle de Vinales: Ein Käffchen auf Bauer Beneditos Tabakfeldern
Es ist bereits Mittag und Bauer Benedito erwartet uns auf seiner Tabakplantage. Stolz zeigt er uns seine Tabakfelder, erklärt uns die mühsame Herstellung des Tabaks. Natürlich steckt er auch eine Zigarre an und scherzt herum, ob es uns schlecht werden würde. Ich probiere nicht. Lieber lasse ich mir von Beneditos Frau einen starken Kaffee bringen, stopp, es würde noch was fehlen, meinte Benedito und kippt mir einen ordentlichen Schuß Rum in die Tasse. Natürlich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. Damit lässt sich das harte Leben hier draußen vielleicht besser ertragen, der Kaffee hätte mir pur aber besser geschmeckt. Trotzdem trinke ich eine zweite Tasse, wenn man schon mal die Gelegenheit hat, einen der besten Kaffees zu probieren… natürlich ebenfalls hier produziert auf den Feldern des Vinales Tales.
Dass Beneditos Leben nicht so hart ist wie das der anderen Bauern in der Gegend, zeigt der Blick hinters Haus in die Garage des geschäftstüchtigen Tabakbauern, der erkannt hat, dass die Touristen mehr Kohle bringen als die Zigarren. Dort steht ein schicker Kubaflitzer. Es sei ihm gegönnt.
Trotz allem hat dieser Ausflug zu den Bauern immer etwas Ursprüngliches, das irgendwie etwas mit einem anstellt, vielleicht ist es ein kurzer Augenblick voller Gelassenheit, den man hier erfährt bevor man weiterdüst zurück in die Zivilisation.
Höhlen, Hornochsen und Prähistorische Mauer im Valle de Vinales in Kuba
Doch bevor es zurück geht, stapfen wir noch eine Weile durch die grünen Täler, erkunden die Höhle Cueva del Indio. Die Höhlen unter den Kalksteinfelsen dienten den Sklaven früher als Schutz und Versteck. Ein Motorboot führt uns durch den unterirrdischen Fluss, an den Decken der Höhlenwände typische Stalaktiten. Am Ausgang der Höhle wartet jemand auf mich. Es ist ein Kamerad mit Hörnern und die Mehrheit der Gruppe hat beschlossen, dass ich drauf sitzen soll, damit alle ein Foto machen können, von meinem Hut und dem Hornochsen. Ich tue immer was andere sagen, daher entstand dieses Foto, über das ich jetzt selbst lachen muss.
Dieser Tag war der schönste meiner ganzen Kubareise, vielleicht macht die Farbe grün glücklich oder sind es die Hornochsen? Keine Ahnung. Ich würde gerne noch einen weiteren Tag hier bleiben und durch die Felder stapfen, Kühe fotografieren und Kaffee mit Beneditos Frau trinken, aber der gehetzte Tourist muss ja weiter, denn die nächste Station wartet schon. Es geht zurück nach Havanna. Adios Amigos!
Mehr aus Kuba gibt es hier:
Havanna I: Malecon, Kapitol und Oldtimer
Havanna II: Von tanzenden Bauarbeitern und kubanischen Modetrends
Havanna III: Die schönsten Plätze und Kathedralen der Altstadt
Trinidad: Ein Rumrausch aus Verzweiflung und die koloniale Farbenpracht von Trinidad
Valle de Vinales: Im Tabak-Paradies oder wo Kuba am schönsten ist
Mit Condor in der Komfortzone nach Kuba
Was du für eine Reise nach Kuba brauchst
Vielen Dank an die Airline Condor für die Unterstützung meiner Reise nach Kuba.
Hallo Nicole,
habe mich über deine Kubaberichte sehr gefreut. Ich danke dir das ich mitreisen durfte.Beim lesen deiner Berichte kommen die Erinnerungen wieder zurück und man erlebt es zum zweiten Mal.Bin auch gespannt wie es mit deinen Frankfurtberichte weiter geht.
Grüßle Mutter
Liebe Nicole, ein wirklich super schöner Bericht! Kuba würde mir auch echt gut gefallen – dieses Grün ist der Hammer! Aber am coolsten ist das Foto mit dem Hornochsen – ich habe bislang noch nie einen Vierbeinigen gesehen 🙂 LG Martina
Liebe Martina, ich danke dir! Mir kommen die Zweibeinigen auch öfter unter 🙂 LG Nicole
Ach Nicole, wie freu ich mich auf Kuba, Deine Berichte machen noch mehr Laune.
Danke Karin, wann geht es nochmal los? Musst mir dann berichten, ob Du das auch so erlebt hast oder anders…
LG Nicole
Hallo Nicole,
lieben Dank für den tollen Bericht! Wo genau befindet sich die Farm von Benedito in Vinales?
Leider kann ich nirgendswo in Netz eine genaue Adresse finden…
Lieben Gruß Tanja
Hallo Tanja,
ohje, das kann ich auch nicht mehr sagen. Ich hatte ja eine gebuchte Rundreise gemacht und wir sind eben dort vorbei gekommen. Allerdings gibt es dort vor Ort sicher vielen solche Bauern und du findest vor Ort sicher mehr Informationen zu Tabakplantagen.
viele Grüße
Nicole
Hola Nicole,
deine Tipps und Berichte sind sehr nützlich für uns, wir werden demnächst über Weihnachten 10 Tage nach Kuba reisen und hauptsächlich in Havanna sein, aber ein paar Ausflüge möchten wir auch machen. Deine Berichte gefallen mir sehr gut und ich freue mich schon auf Havanna und auf Salsatanzen!
Eine Frage noch: hast du ein paar von den Strandmuscheln mit nach Deutschland genommen oder dann doch lieber dort gelassen? Habe gelesen, es kann Probleme geben mit Muscheln bei der Ausfuhr.
Muchos Saludos
Ute
Hallo Ute,
erstmal vielen lieben Dank für dein Lob es freut mich, dass dir meine Berichte gefallen und Lust auf Kuba machen.
Zu deiner Frage: Nein, ich habe die Muscheln nicht mitgenommen, erstens wären sie eh zu schwer und groß gewesen, zweistens wie du schon sagst, kann es zu Problemen am Zoll bei der Ausfuhr kommen. Ich habe darüber auch einen Bericht geschrieben: Achtung Zoll: https://www.unterwegsunddaheim.de/2016/08/achtung-zoll-welche-souvenirs-darf-ich-vom-urlaub-mitbringen-was-muss-ich-verzollen/
Wenn du es genau wissen willst, müsstest du die Seiten des Auswärtigen Amtes bzw. des Deutschen Zolls checken, aber auch die kubanischen Zollbedingungen bzw. auch die Listen, was genau als geschütztes Kulturgut des jeweiligen Landes eingetragen ist.
Viel Spaß auf deiner Kubareise!
Nicole