Trinidad – die koloniale Königin von Kuba

Trinidad. Zuckerrohrplantagen, grüne Felder soweit das Auge reicht und im Ohr leise Salsa Klänge. Vier Stunden dauerte die Fahrt von Havanna in das südlich gelegene Trinidad. Ich wurde nicht müde aus dem Fenster zu schauen, kleine Hütten, mal bunt und mit Vorgarten, mal eher spärlich, säumten den Wegesrand, hin und wieder trabte ein Pferdekarren an uns vorbei, stand eine Kuh auf einem Feld oder marschierten Schulkinder vorbei. Draußen dämpfte die Hitze vor sich hin. Bei einer Pause vertraten wir uns die Füße in einem Zuckerrohrfeld, Bauern glotzten uns argwöhnisch an, wenn sie mit ihren Pferdekutschen an uns vorbeifuhren, um nach hause zu kommen, denn die schmelzende Sonne senkte sich rotgolden über die Weite der Felder mitten in der kubanischen Pampa. Die grünen Täler auf Kuba sind schön anzuschauen.

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Auf dem Weg nach Trinidad durch Zuckerrohrfelder

 

Trinidad: „This is Cuba, Lady!“

Gegen Abend waren wir in Trinidad. Wegen Überbuchung wurden wir in das schrecklichste Hotel einquartiert, in dem ich je übernachtet habe. Schon beim Checkin (der ewig dauerte), sagte ich, es sieht aus wie ein Gefängnis, wenn das Gefühl, dass man hier nicht bleiben will, schon in der Lobby anfängt, dann ist das kein gutes Zeichen. Ich war mitten im sozialistischen Kuba gelandet und von da an wurde mir klar, was das hieß: „this is Cuba, Lady“, hieß es nur schnippisch an der Rezeption. Osteuropäische Diven marschierten im silberglitzenden Pailettenkleid ins Restaurant, in dem, wie ich später feststellte, nichts genießbar war. Die Nacht hielten wir nur aus, weil wir uns an der Bar mit soviel Rum zuschütteten bis wir die Umgebung nicht mehr sahen. Cuba Libre! Ich torkelte in mein Bett, und meine Klamotten flogen irgendwie unkontrolliert durch den sozialistischen Bunker. Der Rum war das Beste in dem ganzen Hotel und diese Erfahrung brachte es doch in das Buch mit den unvergesslichen Abenteuern, die irgendwie saulustig waren. Leider steht die Erinnerung an Trinidad auch unmittelbar mit diesem Abend in Verbindung, denn am nächsten Morgen waren alle von uns ziemlich neben der Spur und schleppten sich mit aller Kraft durch das historische Trinidad. Das merkwürdige dabei war, dass diese Erfahrung vom sozialistisch schnippischen „this is Cuba!“ so ganz und gar nicht mit dieser historischen Kulisse der UNESCO Weltkulturerbe-Stadt zusammenpasste. Wieso nur musste dieser sozialistische Bunker die folgenden Bilder so sehr beeinträchtigen? Oder anders gesagt, wieso versaute mir der Sozialismus das schöne Kuba?

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sengende Hitze in der kolonialen Altstadt von Trinidad

Die Sonne stach erbarmungslos vom Himmel als ich mit meinen Korksandalen über das steinige Pflaster der Altstadt schlürfte. Die Bauern auf ihren Pferdekarren warfen mir stierende Blicke zu. Trinidad soll die schönste Stadt Kubas sein, voll herrlicher Prachtbauten aus der Kolonialzeit, doch ich hatte so meine Anlaufschwierigkeiten hier. Überall wurde man angebettelt, immergleiche Souvenirs aus Schrott und Revolutionsschmuck nervten nur noch.

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nur das Klappern der Hufen auf den Altstadtgassen von Trinidad

Der koloniale Glanz vergangener Zeiten in Trinidad

Trinidad an der Südküste Kubas gehörte zu einer der ersten Siedlungen in der Neuen Welt, 1513 ließen sich hier die ersten spanischen Siedler nieder, irgendwann vermischten sich die Völker, Kuba ist ein einziger Melting Pot.

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Trinidad ist bunt wohin man blickt

Wir warfen einen Blick in ein altes Herrschaftsgebäude aus dem 18. Jahrhundert. Ein Wohnhaus eines einst reichen Zuckerrohrbarons, denn die Gegend hier lebte von den Zuckerrohrplantagen, an denen wir vorbeigefahren sind und damals Sklaven schufteten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden 7.700 Tonnen Zucker mit Schweiß und Tränen produziert, Kubas wirtschaftliche Blütezeit. Die Stadt war wohlhabend, was Piraten anlockte. Ein paar Mal wurde die Kirche geplündert, doch sie steht noch, bietet uns die willkommene Verschnaufpause, Schatten und ein paar Minuten Ruhe.

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Trinidad: Im Innenhof eines Herrschaftsgebäudes aus dem 18. Jahrhundert, hier lebte eine reiche Zuckerrohrbarron-Familie

Ich gab mir wirklich Mühe mit Trinidad, aber irgendwann brauchte ich einfach eine feste Mahlzeit im Magen nach dieser Nacht. Leider hat mir auch das Essen im Restaurant nicht sonderlich gut geschmeckt, ein bisschen Reis und Gemüse, die kreolische Küche ist offen gestanden nicht unbedingt die meine. Trotzdem fühlte ich mich danach besser und konnte doch noch den Charme dieser schönen Kolonialstadt erkennen. Zum Beispiel in den kleinen bunten Häusschen, deren Fröhlichkeit gerade im Kontrast zum grauen und dramatischen Wolkenhimmel standen. Die Hitze und die Sonne blieb.

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Ich gebe es zu Trinidad, die stolze koloniale Königin im Süden, hat Charme, auf den ruhigen Straßen in der kolonialen Altstadt klappern höchstens mal ein paar Pferdehufe und die Kubaner sind hier noch kubanischer als in der Hauptstadt Havanna. Da hockte doch ein Ensemble des Buena Vista Social Clubs gemütlich in der Mittagshitze unter einem Baum und machte gute Laune, natürlich war es nicht echte Gruppe, aber so ähnlich: alte Herren, die Musik machen:

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Trinidad – wo die Kubaner noch kubanisch sind und Musik machen

Das scheint mir das Geheimnis Kubas zu sein, egal wie mieslich die eigene Lage zu sein scheint, bevor gar nichts mehr geht, geht immer noch Musik oder sagen wir es wie die schnippische Rezeptionistin: „this is Cuba, Lady“, ja auch das ist Kuba, doch dieses Kuba machte Spaß. Und obwohl mir anfangs der Blick dafür fehlte, aber Trinidad, ist schön Leute, es ist ein karibischer Traum aus creme- und Pastellfarben. Und ja, die vier Stunden Fahrt lohnen sich, auch wenn die Hitze unerträglich ist, zumindest nach einem Rumrausch.

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beliebtestes Fotomotiv in Trinidad

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Vielen Dank an die Airline Condor für die Unterstützung meiner Reise nach Kuba.