UNESCO Weltkulturerbe: Klassisches Weimar
Wer an Weimar denkt, dem kommen sofort Goethe und Schiller in den Sinn. Doch Weimar ist viel mehr. Weimar wurde gleich zweimal mit dem Titel Weltkulturerbe ausgezeichnet. 1. Das Klassische Weimar und 2. Weimar und die Bauhauszeit – eine architektonische Epoche des 20. Jahrhundert.
Das Klassische Weimar bezeichnet die Stadt Weimar zur Blütezeit der Deutschen Klassik – eine Epoche des 18. und 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit zog das höfische Leben zahlreiche Künstler in die Stadt, die das kulturelle Leben nachhaltig prägten und bis heute sind ihre Spuren dort zu finden. Darunter große Namen wie Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder, Goethe, Schiller.
Goethe lebte fast 50 Jahre in seinem Haus am Frauenplan – er wurde vom Herzog an den Hof beordert. Ihm folgte Schiller aus dem schwäbischen Marbach nach Weimar. Und obwohl Goethe anfangs wenig vom 10 Jahre jüngeren Schiller wissen wollte, wuchs in der Weimarer Zeit eine geistige Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Charakteren, die zusammen als eine der wichtigsten literarischen Epochen, eben der Weimarer Klassik, in die Geschichte einging.
Die Ideale der Weimarer Klassik waren eine auf Humanität und Harmonie ausgelegte Philosophie, die die „schöne Seele“ des Menschen, der im Einklang mit sich selbst zutage bringen sollte. Die Epoche entstand aus der Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution und der Überzeugung, dass gewaltsame Revolution weniger als langsame Entwicklung zu den aufklärerischen Idealen führe. Die Epoche Klassik in Literatur, Kunst, Musik und Architektur zeichnet sich durch Zeitlosigkeit aus.
Tatsächlich waren aber nicht nur Goethe und Schiller kreative Schaffende der Weimarer Klassik.
Die UNESCO begründete ihre Entscheidung mit der „großen kunsthistorischen Bedeutung öffentlicher und privater Gebäude und Parklandschaften aus der Blütezeit des klassischen Weimar“ und der „herausragenden Rolle Weimars als Geisteszentrum im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert“.
Folgende Stätten gehören zum UNESCO Weltkulturerbe Klassisches Weimar
Goethes Wohnhaus am Frauenplan
Goethes Wohnhaus gleicht einem Museum. Goethe war ein Sammler und brachte zahlreiche Kunstgegenstände von seinen vielen Reisen mit, insbesondere seiner Italienreise. In seinem Garten machte er seine Naturbeobachtungen, die Grundlage seiner wissenschaftlichen Abhandlungen. Er wohnte hier mit seiner Frau Christiane und Sohn August und starb auch hier. Sein Tod bedeutete das Ende der Weimarer Klassik.
Schillers Wohnhaus an der Esplanade
Schillers Wohnhaus ist ganz anders, viel bürgerlicher und ärmlicher. Der Schriftsteller litt unter finanziellen Nöten, war als Universitätsprofessor für Geschichte nach Jena berufen worden und schrieb nächtelang an seinen Versen. In seinem Schreibtisch soll er immer einen fauligen Apfel aufbewahrt haben, weil der faulige Geruch seine Kreativität anregen sollte. Später war die Freundschaft zu Goethe so eng, dass sie sich beide täglich besuchten und nach Schillers Tod verfiel Goethe in eine Art Schaffenskrise oder auch Depression.
Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm
Der Herzog von Weimar-Sachsen schenkte Goethe als erste Unterkunft zunächst das Gartenhaus im Park an der Ilm. Der Park an der Ilm ist wirklich einer der schönsten Parks in Deutschland und Goethe fühlte sich hier sehr wohl, da er der Natur sehr verbunden war, nackig im Fluss schwimmen konnte und seine Liebeleien lange genug vor der Öffentlichkeit verheimlichen konnte. Aber es entstanden hier auch zahlreiche Werke, Gedichte und wissenschaftliche Abhandlungen zur Natur.
Römische Villa im Park an der Ilm
Als erstes klassizistisches Gebäude in Weimar entstand die Römische Villa im Park an der Ilm, bei der Goethe sogar selbst mitgewirkt haben soll.
Park an der Ilm
Der Park an der Ilm im Stadtzentrum von Weimar gehört ebenfalls zu den UNESCO Welterbestätten als ein herausragender Landschaftspark. Auch hier soll Goethe an den Planungen mitgewirkt haben.
Anna Amalia Bibliothek
Die wichtigste Förderin Goethes war die Herzogin Anna Amalia, die auch die berühmte Bibliothek gründete. Goethe war leitender Bibliothekar. Die Bibliothek gilt mit dem Rokokosaal als schönste Bibliothek Deutschlands, die zahlreiche Werke enthält, da die Herzogin eine große Sammlerin war. Leider konnte ich die Bibliothek bei meinem Weimar-Besuch nicht besichtigen, da die Besucheranzahl stark limitiert ist und die Eintrittskarten ein halbes Jahr im Voraus gebucht werden müssen.
Wittumspalais
Das Wittumspalais war einst Witwenwohnsitz von Herzogin Anna Amalia. Hier trafen sich die Weimarer Gelehrten und Künstler zum intellektuellen Plausch bei der Freitagsgesellschaft.
Stadtschloss Weimar
Die ehemalige Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar beinhaltet heute eine bedeutende Sammlung von Kunstwerken vor allem von Cranach und Dürer.
Jagd- und Lustschlösschen Schloss Belvedere
In dem Lustschloss von Herzog Ernst August, der sich gerne mal mit Goethe betrank, kann man heute deutsche und französische Möbel des 18. Jahrhunderts besichtigen, darunter eine eindrucksvolle Sammlung von Meissner Porzellan. Der Park mit Orangerie ist schön zum Flanieren.
Schloss Tiefurt
Das Schloss diente Anna Amalia als Sommersitz. Hier trafen sich jedoch auch regelmässig Weimarer Gelehrte zum literarischen Austausch.
Schloss Ettersburg
war der alte Sommersitz von Anna Amalia vor Schloss Tiefurt. Schiller beendete hier seine Maria Stuart.
Stadtkirche St. Peter und Paul
hier predigte schon Martin Luther während der Reformationszeit.
Historischer Friedhof und Fürstengruft
Neben der Fürstengruft fanden auch hier zahlreiche Persönlichkeiten des Weimarer Lebens ihre letzte Ruhestätte. Goethe und Schiller sind natürlich auch dabei.
Fakten zum UNESCO Weltkulturerbe Klassisches Weimar:
- Zeit zwischen 18. und 19. Jahrhundert
- Wo: Weimar, Thüringen
- UNESCO Weltkulturerbe seit 1998
- mein letzter Besuch: Mai 2010