Wir fahren durch die endlose Ebene der Serengeti, durch die Weite des Massai Landes. Der Weg von der Ngorongoro Conversation Area in die Serengeti zieht sich. Rotbrauner Sand wirbelt von den Straßen auf oder das was man hier in Tansania Straße nennt. Unser Fahrer Iddy hatte am Vorabend extra noch einmal die Reifen durchchecken lassen, denn die werden auf den holprigen Straßen durch die endlosen Ebenen ganz schön strapaziert. Ich schaue aus dem Fenster des Jeeps, in dem wir stundenlang so entlang holpern. Weite Grassteppen so weit man schaut. Immer wieder sieht man Massai Dörfer, von der Straße aus. Im Ngorongoro Krater und im Serengeti Nationalpark dürfen sie nicht mehr leben. Also suchen sie sich ihren Platz zwischen dem dürren Land dazwischen. Runde Dörfer mit einem Zaun aus Dornen drum herum und runde Lehmhütten mit Strohdach, so leben sie, die einst so stolzen Krieger der Savanne.
Kleine Jungs im Alter von ca. 3 bis 4 Jahren hüten Ziegenherden, ältere Jungs nehmen es schon mit Rinderherden auf. Es ist der erster Beweis ihrer Männlichkeit, die hier draußen enorm wichtig scheint. Ihre knallroten oder blauen Umhänge leuchten meilenweit durch das ansonsten eher trockene, staubige Land. Manchmal sitzen an einem Fluss Frauen im Schatten eines Baumes und waschen ihre Umhänge, die sie anschließend zum Trocknen im Gras ausbreiten. Immer wieder rennen die Kinder auf unseren Jeep zu, stellen sich in ihrer Kriegsbemalung an den Straßenrand, um zu betteln. Iddy sagt, sie würden die Schule schwänzen, um betteln zu gehen, oftmals wissen noch nicht mal die Eltern davon. Wir geben ihnen kein Geld, es wäre der falsche Ansatz. Man hilft diesen Kindern nicht, in dem man ihnen ein paar Dollars zu steckt. Es macht sie nur noch mehr glauben, die Mzungus, wie die Weißen in der Sprache der Einheimischen (swahili) genannt werden, kommen mit viel Geld in ihr Land und man könne sie schröpfen bis zum geht nicht mehr und man fördert die Schulschwänzer, die besser dran wären, wenn sie eine vernünftige Bildung genießen würden, anstatt ihre Zeit am Straßenrand zu vertrödeln, aber woher sollen Kinder das wissen?
Mein erstes Mal pinkeln auf einer Massai Toilette
Zwischen der Ngorongoro Conservation Area und der Serengeti liegt ein Massai Dorf, an dem wir einen Stopp einlegen. Ich befürchte was mich hier erwartet und habe wenig Lust auf den Besuch hier. Das spannendste an diesem Massai Dorf war mein Toilettenbesuch so mitten im Busch. Ich hab ja in Asien schon einiges an Toiletten erlebt und meistens trinke ich tagsüber nicht soviel, damit ich nicht so häufig auf die Toilette muss. Aber als ich aus dem Jeep aussteige, ließ es sich nicht vermeiden. Mit einem unguten Gefühl gehe ich also auf die Toilettenhütte der Massai zu. Diese steht ein bisschen außerhalb des Dorfes. Glücklicherweise bin ich die erste, die rein darf bevor der Berge & Meer Touristenbus anrollt. Ich bin überrascht: die Toilette ist sauber. Ein Loch im Boden mit Sandsteinplatten, aber sauber drum rum. Es stinkt zwar bestialisch und ich bin froh als ich wieder raus darf, aber der Toilettengang bei den Massai war so ziemlich das Interessanteste an diesem Stopp. Man scheint sich hier bestens auf die Gewohnheiten des Mzungu eingestellt zu haben.
Nach dem obligatorischen Toilettenstop werden wir dann vor dem Dorfplatz versammelt and the Show must go on. Massai Tänze. So wie im Fernsehen. Direkt vor unseren Augen. Die Massai fangen an zu summen und in die Luft zu hüpfen, erst die Männer, dann die Frauen. Dann alle aufeinmal. Die mächtigen Perlenhalskrausen um die Hälse der Massai Frauen wippen auf und ab. Durch die Ohrläppchen kann ich durchgucken. Ich schaue in ihre Gesichter, um irgendetwas darin lesen zu können. Immer muss ich denken: diese Frauen sind wahrscheinlich beschnitten. Das ist barbarisch. Der nächste Gedanke gilt Corinne Hofmann, der Weißen Massai, die nach Kenia zog, um einen Massai Krieger zu heiraten und so zu leben wie das Nomadenvolk. Wie kann man als zivilisierte Frau einen Mann attraktiv finden, dessen Zähne so schief sind wie der Turm von Pisa sofern er überhaupt Zähne besitzt? Ist mir ein Rätsel.
Der Stammestanz der Massai und warum ich keine weiße Massai werde
Nach dem Tanz wird dann sehr zu unserer Verwunderung erstmal abkassiert: 10 Dollar pro Person, die angeblich allen umliegenden Dörfern zugute kommen sollen. Wir sind misstrauisch, bezahlen aber widerwillig, obwohl keiner von uns Lust hat, noch mehr von dieser Touristenshow zu genießen. Wir alle sind hier, um authentische Eindrücke von einem Land und seiner Kultur zu sammeln und nicht, um wie blöde Mzungus dazustehen, die mit Dollarscheinen in der Luft herumwedeln und sich als Entwicklungshelfer betätigen. Das würden wir ja durchaus gerne, wenn wir das Gefühl hätten, wir täten es wirklich. Aber wir haben dieses Gefühl leider nicht. Denn alles hier wirkt eben nicht authentisch, es ist zu perfekt einstudiert und durchorganisiert. Die Kinder in der angeblichen Dorfschule singen auf Knopfdruck ein Lied und beweisen uns Mzungus, dass sie das ABC aufsagen können. Unsere Rolle dabei soll es sein, Beifall zu klatschen und glücklich darüber zu sein, welch gute Menschen wir doch sind, da mit unseren Dollars all das möglich ist. Ich habe auch ein Kinderheim in Tansania besucht, und diese Kinder wirkten authentisch und sie hatten trotz ihrer Armut ein Lachen im Gesicht. Die Massai Kinder dagegen scheinen ihr Lachen verloren zu haben, genauso wie ihren Stolz, der sie einst zu einem der gefürchteten Nomadenvölker Afrikas machte.
Der Gott der Massai ist ein Rinderdieb
Einst lebten sie von ihren Rindern, sie ernährten sich ausschließlich vom Rind, verwerteten alle Bestandteile bis auf die Knochen zu Essen und Alltagsgebrauchgegenstände. Sie glauben, dass ihr Gott ihnen die Macht über alle Rinder dieser Erde gab und sie ermächtigte allen anderen Völkern das Vieh zu stehlen, um es sich anzueignen. Selbstverständlich richtet sich der soziale Status danach, wieviele Rinder man besitzt. Ein Brautpreis für ein jungfräuliches 10 bis 15-jähriges Mädchen liegt bei 30 bis 40 Rindern. Das können sich natürlich nur alte Massaikrieger leisten, die ihren Besitz im Laufe ihres Lebens erweitern konnten.
In 2er Gruppen werden wir in eine typische Holzhütte geschleust, von einem jener geschäftstüchtigen jungen Krieger. Die Massai bauen ihre Hütten aus Holzgerüst und Kuhdung, darüber kommt ein Dach aus Stroh. Es ist dunkel in der Hütte, in der ich nicht aufrecht stehen kann. Es stinkt bestialisch nach Rauch, der von der Feuerstelle in der Mitte der Hütte kommt. Ich bekomme keine Luft in der stickigen Hütte und verlasse das Massaihaus sofort wieder. Auf einer Liege aus Kuhfellen bedeckt schläft die Frau, auf einer anderen ihre Kinder. Die Männer wandern von Nacht zu Nacht zu einer anderen Hütte zu einer ihrer unzähligen Frauen und legen sich dort auf das Kuhfell ihrer Massaigattin, direkt daneben schlafen die Kinder. Es ist ein ärmliches und karges Leben hier draußen. Aber die Massai sind stolz auf ihre Tradition und versuchen sie zu erhalten.
Ich bin erleichtert als ich dieses Dorf wieder verlassen kann und mich wieder auf die wilden Tiere von Tansania fokussieren kann, obwohl der Besuch noch lange nachwirkt. Diese Kultur ist mir fremd und ich bleibe ihr einfach misstrauisch gegenüber. Kurz um, ich mag sie einfach nicht. Sie trinken Rinderblut mit Milch (beim Gedanken daran wird mir schon schlecht). Sie beschneiden ihre Frauen. Immernoch, obwohl es verboten ist. Ein Massai Mann kann 10 Frauen haben, eine Frau muss gebären und ernähren. Wie könnte ich also Symphathiegefühle für diese Macho Krieger entwickeln? Tut mir leid, funktioniert bei mir nicht so gut. Vielleicht hätte es besser funktioniert, wenn ich einen wirklich authentischen Einblick in ihr Leben bekommen hätte.
und jetzt die Frage an dich: könntest du dir vorstellen wie ein Massai als Nomade zu leben?
Volk: ca. 150.000 Massai leben in Tansania rund um Arusha, in der Serengeti und der Ngorongoro Conversation Area. Wobei sie in die Geschützen Nationalparkgebiete nicht mehr dürfen, um die wilden Tiere zu schützen, obwohl sie diese nie jagten. In Kenia sind sie in der Massai Mara und dem Amboseli Nationalpark beheimatet.
Herkunft: Ursprünglich wanderte das Nomadenvolk vom Nils entlang aus dem Sudan und Ägypten bis nach Kenia und Tansania. Seit dem Jahr 1550 siedelten sie sich in Ostafrika an.
Massai Krieger: Die Massai galten vor allem Im 18. Jahrhundert als sie sich in Ostafrika niederließen und immer weiter ausdehnten, als gefürchtete Krieger. Bei ihrem Zügen gen Süden vernichteten sie in Kriegen andern Völker und konnten ihre Macht ausdehnen. Der Mythos des starken, stolzen und gefürchteten Massai Kriegers hängt noch immer an ihrem Image. Durch die Kolonialisierung Ostafrikas im 19. Jahrhundert erlitten sie starke Diskriminierungen und auch durch den Schutz von Nationalpark-Zonen wurden sie immer weiter zurückgedrängt unterdrückt. Bis heute leiden die Massai unter Unterdrückung und Zurückweisung. Erscheinungsbild: der typische Massai hat kahlgeschorene Köpfe, einen roten (Männer) oder blauen (Frauen) Umhang und riesige Ohrläppchen, an denen Schmuck hängt. Um den Hals tragen die Massai große und schwere Perlenhalsketten. Die Männer sieht man oft mit einem Holzstab und aus alten LKW-Reifen machen sie sich Gummisandalen mit denen sie über die weite Ebenen laufen. Olpopongi Massaidorf Das Dorf gilt als authentisches Massaidorf mit Museum. Es besteht hier die Möglichkeit traditionell in einer Boma zu übernachten (Massaihütte) und den authentischen Tagesablauf eines Massai mitzuerleben. Wir waren in einem anderen Massaidorf.
Reiseführer für Tansania und Kenia:
DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Kenia, Tansania: und Sansibar, mit Extra-Reisekarte,
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Der Reiseführer eignet v.a. für Reisende die Tansania, Sansibar und Kenia als Kombireise bereisen möchten. Ich fand das Reisehandbuch von Dumont in diesem Fall weniger hilfreich, obwohl ich sonst ein Fan von dumont Reiseführern bin. Aber dieser Kenia und Tansania Reiseführer war mir persönlich etwas zu unübersichtlich. Für Individualreisende würde ich ein anderes empfehlen. Für Reisende, die eine Pauschalreise gebucht haben, bietet der Reiseführer aber eine gute Ergänzung, um sich über Land & Leute und die einzelnen Attraktionen einzulesen.
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