Lohnt sich ein Abstecher ins Königreich Swasiland? Seit April 2018 heißt das Königreich offiziell eSwatini. Der König Mswati III. hatte es zum Anlass des 50. Jahrestages der Unabhängigkeit von Großbritannien in Königreich Eswatini umbenannt.

Lohnt sich ein Abstecher ins Königreich Swasiland bzw Königreich eSwatini?

Königreich Eswatini bzw. Swasiland

Lunch am Fluss im Königreich Swasiland bzw. Königreich Eswatini

 

Hätte ich meinen Guide gefragt, ob sich ein Abstecher nach Swasiland lohne, hätte er gesagt, „nein“. In Swasiland war seiner Meinung nach alles arm, dreckig und nicht der Rede wert. Keine Tiere gäbe es hier und auch sonst nichts Besonderes. Das gleiche sagte er bereits von Lesotho. Aus Sicht eines Südafrikaners ist das verständlich. Südafrika ist das best entwickelte Land Afrikas, in Kapstadt kann man alles bekommen. Als Südafrikaner ist man stolz darauf. Man ist verglichen zu den Königreichen Lesotho und Swasiland gut dran, reich sozusagen. Wer den Grenzposten zum Königreich Swasiland überquert, der  mag auf dem gleichen Stück Land sein und auf den gleichen gut geteerten Straßen fahren. Für uns Touristen mögen die Unterschiede aus dem Bus zunächst nicht allzu augenscheinlich sein, für einen Südafrikaner aber, sind sie dies schon. Die Toiletten sollen wir noch drüben in Südafrika besuchen, da wären sie sauberer. Es stimmte auch. Obwohl das Straßennetz in Swasiland gut ausgebaut ist, gehört das Königreich wie auch Lesotho zu den ärmsten Ländern der Welt. Die meisten Menschen leben von weniger als 1 Euro am Tag. Auch hier erhalte ich am Grenzposten zusätzlich zu meinem Stempel im Reisepass kostenlose Kondome. HIV ist in diesem Teil der Erde das größte Problem, aber das zumindest ist grenzübergreifend und gilt auch in Südafrika.

Swasiland gleicht auf den ersten Metern unserer Fahrt als endlose Grasweite mit vereinzelten Häusern am Straßenrand. In den größeren Städten oder Dörfern reihen sich Souvenirstände aneinander. Dennoch gibt es auch in Swasiland Supermärkte oder Apotheken mit allem was man braucht. Es erscheint mir weit mehr entwickelt als beispielsweise Lesotho. Wir kaufen Getränkevorräte, Süßigkeiten für die langen Fahrten und zahlen alles mit südafrikanischen Rand. Obwohl wir die zwei einzigen weißen Mädels sind, scheint sich niemand daran zu stören, was schon mal ein gutes Zeichen ist. Unser Guide erzählt von dem jährlichen Erntedankfest, das der König gibt. Dann reisen sämtliche Untertanen seines Volkes zu jener Hochebene, an der wir gerade vorbeifahren, um zu feiern und zu tanzen. Schöne Mädchen seien auch dabei, denn der König suche ständig nach neuen Bräuten.

Für die Wirtschaft eSwatinis oder dem ehemaligen Swasiland ist die Glasherstellung sehr bedeutend. Daher steht meist auch der Besuch einer Glasmanufaktur auf dem Programm. Wir besuchen auch so eine, aber das interessiert mich nicht besonders. Viel schöner ist dagegen unsere Unterkunft im  Mlilwane Wildlife Sanctuary Camp.

Das Mlilwane Wildlife Sancturary Camp

Königreich Eswatini bzw. Swasiland Mlilwane Wildlife Sanctuary

Unsere Unterkunft in Swasiland/ Eswatini: das Mlilwane Wildlife Sanctuary Camp mit traditionellen Rundhütten aus Stroh

Das Mlilwane Wildlife Sanctuary Camp ist wie der Garten Eden im Königreich Swasiland oder eSwatini. Und so liegt es auch im Valley of Heaven zwischen der Haupstadt Mbabane und Manzini. Es wurde 1960 von Ted Reilly gegründet und verschreibt sich dem Schutz der hier noch lebenden Tiere. Da in Swasiland fast alle wild lebenden Tiere der Wilderei zum Opfer gefallen sind, ist das Mlilwane Wildlife Sanctuary Camp das erste seiner Art, das die Tiere schützen will. Wir übernachten in landestypischen Rundhütten aus Stroh. Es riecht auch sehr nach Stroh aber ehrlich gesagt, hat mich dieser Geruch so dermaßen in einen Tiefschlaf versetzt, dass ich am nächsten Morgen erst mal total verschlafen habe. Im Innern ist so eine Strohhütte recht gemütlich, man schläft in normalen Betten und hat normale saubere sanitäre Anlagen wie Dusche, Waschbecken und WC in einem Nebenraum.

Königreich Eswatini bzw. Swasiland

Leider hat sich unsere Ankunft verspätet, so dass es für Aktivitäten, die das Camp bietet zu spät ist. Möglich wären hier gebuchte Mountainbike-Touren oder Reiten. Am Pool fühlte ich mich auch nicht sehr wohl und so erkundigte ich zu Fuß den weitläufigen Park. Es dauerte nicht lange bis ich einer Zebrafamilie begegnete. Argwöhnisch haben wir uns gegenseitig beobachtet. Das war das erste Mal, dass ich einem Zebra Auge in Auge gegenüberstand. Ich begegnete Antilopen und Kudus und sah von Weitem ein paar Büffel. Da fing ich an darüber nachzudenken, was wohl ein Büffel tun würde, wenn er mich so allein in der Wildnis findet. Ich beschloss zum Camp zurückzukehren.

Königreich Eswatini bzw. Swasiland

Dort wurde ich Zeuge wie ein frisch geborenes Nyala das Licht der Welt erblickte, von seiner Mutter trocken geleckt wurde und seine ersten Gehversuche auf vier wackeligen Füßen unternahm. Die Mutter wollte es immer wieder ermutigen sich in Sicherheit zum Flussufer zu bringen, aber es war so tollpatschig, dass es immer wieder in die falsche Richtung stackste. Der vorbeigehende Impala Bock, der sich vorübergehend als Ziehvater entpuppte, ist schier verzweifelt bei dem Anblick und hat weinerliche Laute von sich gegeben als das Kleine seiner Mutter einfach nicht folgen wollte. Es ist herzzerreißend so etwas mit anzuschauen. Diese ganze Szene hat sich ewig lang vor unseren Augen abgespielt und in unserer schnelllebigen Zeit, in der wir von A nach B hetzen und eigentlich für nichts mehr als fünf Minuten Zeit haben, war es schon eine Geduldsprobe stehen zu bleiben und einfach nur stiller Beobachter der Natur zu sein. Dennoch konnte man sich dieser Szene nur schwer entziehen, denn es erinnert einen an die Wunder der Natur und damit an unsere eigentliche Daseinsbestimmung, die wir in unserem Alltag in einem hochzivilisierten Land allzuoft vergessen. Dieses kleine Kitz bekam immer mehr Zuschauer und fünf Stunden später, versuchte die Mutter noch immer es in Sicherheit zu bringen. Am Ende sank es schwer erschöpft in den Sand und schlief, während die Mutter in naher Umgebung wachte und der Impala Ziehvater sich keine fünf Meter von seinem Adoptivkind entfernte.

Königreich Eswatini bzw. Swasiland

Grade eben erst das Licht der Welt entdeckt – ein Nyala Kitz mitten im Mlilwane Wildlife Sanctuary Camp in Eswatini /Swasiland

Das Mlilwane Sanctuary Camp bedeutet so etwas wie kleine Flamme und symbolhaft brennt hier immer ein Lagerfeuer. An diesem verbringen wir den Abend, zusammen mit einer Warzenschwein Familie, die sich zum Schlafen hingebettet hat.

Königreich Eswatini bzw. Swasiland Mlilwane Wildlife Sanctuary

Das Lagerfeuer im Mlilwane Wildlife Sanctuary Camp in Swasiland/ Eswatini geht nie aus und wird bewacht von einer (schlafenden) Warzenschweinfamilie

Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf eine Wanderung durch den Park. Der ist immerhin 4560 ha groß. Leider regnet es in Strömen. Wir kämpfen uns durch tief rote lehmige Erde, durch einen dschungelartigen Wald mit blühenden gelben Pflanzen, überqueren wacklige Brücken und Flussläufe auf dem Hippotrail.

Königreich Eswatini bzw. Swasiland

Königreich Eswatini bzw. Swasiland

Tatsächlich laufen hier Nilpferde und Krokodile herum. Wir erinnern uns, im iSimangaliso-Wetland Park haben wir gelernt, Hippos sind die aggressivsten Tiere Afrikas. Trotzdem kann man zu Fuß durch den Park wandern. Wer die Tiere stört, muss mit hohen Gefängnisstrafen rechnen. Seit die Wildererei fast jegliches Tierleben in Swasiland ausgerottet hat, steht darauf die Todesstrafe. Wer die Tiere belästigt darf nicht auf Gnade hoffen.

Königreich Eswatini bzw. Swasiland

Im See sehen wir tatsächlich ein Krokodil. Es blitzt nur der schuppige Rücken aus der Waseroberfläche hervor, aber es muss sich um ein Großkaliber handeln. Schließlich kommen wir völlig durchnässt wieder am Camp an. Nach einer kurzen Dusche, geht unsere Fahrt weiter. Die nächste Station ist der Kruger Nationalpark in Südafrika.

Übernachten in Swasiland/Eswatini

Das Mlilwane Sanctuary Camp kann ich dir als Unterkunft sehr empfehlen.

Königreich Eswatini bzw. Swasiland Mlilwane Wildlife Sanctuary

Mein Fazit: Lohnt sich ein Besuch im Königreich eSwatini bzw. Swasiland?

Jein. Ich muss meinem Guide recht geben. Geflashed hat mich Swasiland auch nicht. Da fand ich persönlich Lesotho sehr viel beeindruckender, allein wegen der unberührten Landschaft. Aber den Abstecher nach Swasiland möchte ich auch nicht missen. Die Erfahrung dieses Königreich gesehen zu haben ist schon besonders. Vor allem der Besuch des Mlilwane Sanctuary Camp war außergewöhnlich schön. Die Wanderung durch den Park und die Chance den wilden Tieren dadurch ganz nah zu kommen ist ein unvergessliches Erlebnis gewesen. Zum ersten Mal stand ich Auge in Auge wilden Tieren gegenüber und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Das ist was besonderes. Auch das Camp an sich ist einen Besuch wert. Wer eine Rundreise durch Südafrika macht, insbesondere im Norden von Südafrika und von Durban in Richtung Kruger Nationalpark unterwegs ist (oder umgekehrt), sollte unbedingt einen Abstecher ins Königreich eSwatini machen. Eine Reise nur nach Swasiland finde ist dann aber doch eher geeignet für Afrikakenner und -Liebhaber, also eher Langzeitreisende Backpacker als für normale Touristen.

Meine Reiseroute durch den Südafrika

Swasiland lag auf meiner Reiseroute zwischen DurbanSt. Lucia – Swasiland – Kruger Nationalpark.

Ich habe nur eine Nacht in Swasiland verbracht.

Reiseinformationen zu Swasiland/eSwatini

Swasiland bzw. eSwatini ist ein kleines Land mit nur knapp 17.363 km2 Fläche. Es liegt im Norden von Südafrika, fast vollständig von Südafrika eingeschlossen sowie an der Grenze zu Mosambik. Es herrscht eine absolute Monarchie.

Wann ist die beste Reisezeit für Eswatini?

In den (Sommer) Monaten von Oktober bis März kann es häufig regnen. Die Regenschauer sind zwar wie in meinem Fall eher kurz, aber heftig. Die Temperaturen liegen um die 25 Grad. Das ist die beste Reisezeit, auch für Tierbeobachtungen.

In den Wintermonaten von April bis September liegen die Temperaturen nur um die 20 Grad, nachts fallen sie bis auf 5 Grad ab. Dafür ist es meist trockener.

Die Einreise nach Swasiland ist problemlos. Du benötigst kein Visum, sondern lediglich eine freie Seite in deinem Reisepass. Weitere Informationen zur Einreise, Sicherheit, Kriminalität, Währung und Finanzen usw. findest du in meinem Artikel

Weitere interessante Berichte für deine Reise nach Eswatini:

Meine Reiseroute durch Südafrika:

Nützliche Tipps zur Reiseplanung Südafrika

Reiseführer für Südafrika

Der Dumont Reiseführer Südafrika beinhaltet leider nur Südafrika ohne Swasiland & Lesotho. Dafür ist er aber sehr umfangreich. Detaillierte Infos zu Natur, Landschaft, Wildlife, Geschichte, Kultur uvm. Auch sehr hilfreich ist die große faltbare Karte zum Herausnehmen. 24,99 Euro
DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Südafrika: mit Extra-Reisekarte*

 

 

 

 Lonely Planet Reiseführer Südafrika, Lesoto & Swasiland (Lonely Planet Reiseführer Deutsch)*

Der Lonely Planet Reiseführer beinhaltet auch Lesotho & Swasiland.24.99 Euro.

 

 

 

 

Stefan Loose Reiseführer Südafrika – Lesotho und Swasiland: mit Reiseatlas*

 

 

 

 

 

meine Route durch Südafrika ist übrigens die gleiche wie in dem Film Südafrika, der ein sehr großer Erfolg in den Kinos war und der ganz interessant gemacht ist:

Südafrika – Der Kinofilm 

 

 

 

 

 

Warst du schon einmal in Swasiland? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

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Diese Reise ist eine rein privat organisierte und selbstfinanzierte Reise.

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