Langa heißt Sonne, übersetzt unser Guide. Er sei hier aufgewachsen, in Langa, dem ältesten Township von Kapstadt und einem der ältesten in Südafrika. Es klingt als wäre er stolz auf seine Herkunft im Township Langa. Oder zumindest stolz darauf, dass er heute Touristen durch seinen Heimatort führt. Weiße, die sich dafür interessieren, wie Schwarze wohnen. So etwas hätte es vor Nelson Mandela nicht gegeben. Sein stolzes Grinsen begleitet uns durch die Township-Tour.
Doch was sind Townships überhaupt?
Als Townships bezeichnet man die Wohnsiedlungen der Schwarzen. Sie wurden während der Apartheid als die Rassen streng zwischen Weißen, Farbigen (Coloureds) und Schwarzen getrennt wurden gegründet. Damals hatten Schwarze praktisch keine Rechte. Nelson Mandela war maßgeblich daran beteiligt, dass die Apartheid in Südafrika abgeschafft wurde. Mit seinem langen Weg zur Freiheit schaffte er es schließlich zum ersten schwarzen Präsident der ersten demokratischen Republik in Südafrika. Das war erst 1994. Das Township Langa wurde 1927 gegründet, als erstes Township explizit für die schwarze Bevölkerung. Ursprünglich plante man die Wohnsiedlung für 800 Menschen, doch die Bevölkerungszahlen steigen seitdem rapide. Heute leben hier über 80.000 Schwarze. Langa liegt ca. 15 Kilometer vor dem Zentrum in Kapstadt.
Wo Kapstadt unbequem ist – sind Townships Slums?
Schon wenn man vom Flughafen aus nach Kapstadt fährt, sieht man die einfachen Wellblechhütten am Straßenrand von Langa. Deswegen hatte ich auch gewisse Vorurteile, was meinen Besuch angeht und wurde doch überrascht. So hatte ich mir die Häuser jedenfalls nicht vorgestellt. Wir fahren durch breite Straßen mit Häusern, die vielleicht nicht luxuriös wirken, dennoch aber solide. Steinhäuser in Pastellfarben. Einige haben sogar einen Vorgarten und auf alle Fälle eine Satellitenschüssel an der Hausfront hängen. Es fahren Autos durch die Straßen, mit Schwarzen drin. Das Leben im Township sieht so normal aus wie eine Kleinstadtidylle von Ochsenhausen, denke ich als wir durch die gepflegt wirkende Siedlung fahren. Ich hätte eine Slumsiedlung mit Wellblechhütten erwartet und dann das. Und außerdem hört man so vieles von Townships:
- Gehe niemals alleine ohne Guide in ein Township!
- Hier leben Gangster, Vergewaltiger, Mörder!
Als wir aussteigen ist da ein beklemmendes Gefühl und eine komische Art der Fremde und Scheu, den Anwohnern gegenüber. Eine Mama baut grade ihren Souvenirshop am Straßenrand auf. Man ist an die Touristen längst gewohnt, die kommen, um zu schauen, wie die Schwarzen so leben. Unser Guide nimmt uns dieses beklemmende Gefühl sofort. Er führt uns in ein typisches Wohnhaus. Dort gibt es eine Gemeinschaftsküche, spartanisch eingerichtete Schlafzimmer mit Betten für 2 bis 3 Leute. Ein Fernseher, ein Kühlschrank. Es ist eng und muffig. So ist es also, das Leben der Menschen hier. So bin ich aufgewachsen, sagt der Guide stolz. Und als eine Mama durch die Küche schlappt, hält er ein Schwätzchen in Africans mit ihr, das ist meine Mama, sagt er.
Wir besuchen den Kindergarten im Township Langa
Wir laufen weiter, einige grüßen uns freundlich. Dabei gaffen wir nur. Von wegen Gangster, sie strahlen uns mit ihren weißen Zähnen in den dunklen Gesichtern entgegen. Warum auch nicht, wir sind in friedlicher Absicht gekommen. Wir kommen zum Dorfkindergarten. Kinder darf man ohne Weiteres fotografieren, Erwachsene nicht, sagt der Guide. Da hört es bei mir auf. Nur weil sich Kinder nicht wehren können, darf ich ein Foto machen? Ich mache trotzdem eins, weil sie so süß sind und sich freuen, wenn sie auf Knopfdruck vor den Touristen ein Lied singen oder tanzen sollen. Ich komme mir mal wieder vor wie im Zoo und fühle ein flaues Gefühl in der Magengegend – es ist mein Fluchtreflex.
Beim Medizinmann vorbeigeschaut
Doch die Tour geht weiter. Wir kommen zum Medizinmann. Einem Typen, der alles mögliche in seiner Bude bunkert, von der Hühnerkralle bis zum was weiß ich nicht alles. So genau will man es auch gar nicht wissen. Auf der anderen Seite scheint es einen Markt zu geben, aber da herrscht weniger freundliche Gesinnung gegenüber den weißen Touristen. Man motzt uns an. Und wir schauen schnell in eine andere Richtung.
Bier trinken in der Dorfkneipe im Township Langa
Das Highlight der Township Tour ist der Besuch in der Dorfkneipe. Hier kommen wir nun zu dem Teil von Langa, in dem die Hütten dann doch aus Wellblechern bestehen. Eine Frau braut Bier in einem Blechfass. Zumindest wird es als Bier bezeichnet. Es riecht etwas streng. Getrunken wird es aus einem Eimer, natürlich muss der artige Township-Tourist auch probieren. Ich nippe nur. Drinnen in der Dorfkneipe sitzen ein paar alte Herren, die irgendwie zugedröhnt wirken, sie verziehen weder eine Miene noch sonst was, sitzen da wie Deko, Tag ein, Tag aus. Was hat man auch anderes zu tun im Township Langa? Die Arbeitslosigkeit ist enorm.
Man könnte z.B. die Soundbox bis zum Anschlag hochdrehen und an den Reifen eines Autos herumschrauben, so wie ein paar Jungs vor einer Autowerkstatt. Gangsta Rapp schallt durch die Straßen im Township Langa.
Der Worst Cast – Leben in der Wellblechhütte
Dramatisch ist es mitanzusehen, wie einige Frauen an einem Wasserhahn Wasser zapfen. Sie kommen mit Kübeln und Eimern und allem was einigermaßen dicht ist, um Wasser zu holen. In Kapstadt herrscht große Wasserknappheit in diesen Tagen und die Ärmsten trifft es am meisten: gestern hatte es im ganzen Township kein Wasser gegeben, sagt der Guide. Das muss man sich mal vorstellen, was das heißt: kein Tee, kein Kaffee, kein Essen, das man kochen kann. Ganz zu schweigen von den hygienischen Bedingungen. Das Leben ist ungerecht. Echt. Hier wird man sich dessen bewusst. Ich meine in Kapstadt baden sie noch immer in ihren luxuriösen Pools auf Dachterrassen und posten Bilder auf Instagram davon während nur 15 Kilometer entfernt ums Überleben gekämpft wird!
Der schlimmste Teil von Langa, liegt etwas hinter dem Vorzeige-Langa für die Touristen. Doch auch das bekommen wir zu sehen. Da sind sie dann plötzlich die Wellblechhütten. Windschief sind sie wild durcheinander hingestellt, kämpfen um den letzten Zentimeter freien Platz, hängen schief über einem Flusslauf als wollten sie gleich hinabstürzen. Illegal angezapfte Stromkabel hängen darüber. Während die Touristen über die Gefährlichkeit der Stromkabel diskutieren, schert das hier glaube ich keine Sau. Es gibt schließlich schlimmeres, z.B. nix zu Essen zu haben, die Eltern aufgrund von Aids zu verlieren und Vollwaise zu sein. Eine schlimmere Wohnsituation wie diese gibt es nicht, sagt der Guide. Das sei illegal und nicht von der Regierung geduldet, erklärt man uns. Während die Steinhäuser staatlich subventioniert seien. Doch auf ein Steinhaus gibt es lange Wartezeiten. Die Wellblechhütte ist der Worst Case für die vielen, die trotzdem hier im Township Langa leben wollen, mehr schlecht als recht, aber nah an der reichen Stadt. Auch hier hat man schließlich noch Träume. Auch wenn man schnellt merkt, dass es auch im Township Langa soziale Unterschiede gibt.
Mein Fazit zu dieser Township Tour
Die sozialen Unterschiede zwischen Weißen und Schwarzen werden nirgendwo sichtbarer als bei einer Township Tour. Wo man in Kapstadt moderne und schöne Stadtvillen der Superreichen sieht, sieht man hier Wellblechhütten und Wohnsiedlungen der weit ärmeren, schwarzen Bevölkerung. Die alltägliche Probleme sind Armut, Arbeitslosikeit und Aids. Das diese krassen Unterschiede zu Gewalt und Verbrechen führen, wundert mich eigentlich nicht. Das Ende der Apartheid ist noch nicht so lange her und die Denke in den Menschen sicherlich noch nicht verschwunden. Eine organisierte und geführte Tour mit einem Guide, der sich hier auskennt und die Menschen persönlich kennt, ist hier zu empfehlen. Alleine in ein Township zu gehen, gilt noch immer als selbstmörderisches Abenteuer.
Die Township Tour dauerte ca. 2 bis 3 Stunden und war sehr gut gemacht. Sie eignet sich für alle, die mehr über das Leben der einheimischen Bevölkerung Südafrikas und Kapstadt erfahren wollen und gibt einen authentischen Einblick in das Leben der Menschen hier.
Ich persönlich mag solche Touren dennoch nicht so gerne, weil ich mir immer wie ein Gaffer, der das Leben der Armen mal sehen will, vorkomme. Auf der anderen Seite bringt der Tourismus natürlich auch Geld zu diesen Menschen. Und ich glaube hier kommt es auch an (anders wie z.B. in Thailand bei den Karenfrauen). Ich hatte dennoch ein beklemmendes Gefühl und war froh, als wir das Township Langa in Kapstadt verließen und in eine völlig andere Welt nach Stellenbosch weiterfuhren. Und trotzdem ist es gut und wichtig, das alles mal gesehen zu haben.
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