Der Colca Canyon gilt als eine der tiefsten Schluchten der Welt. Bekannt ist die Schlucht aber vor allem auch wegen des Kondors – dem König der Lüfte. Der Kondor gilt als größter fliegender Vogel und dreht am Cruz del Condor seine Runden über die atemberaubenden Andengipfel. Von Arequipa aus fahren wir für einen 2-tägigen Ausflug hinein in die geheimnisvolle Andenwelt des Colca Canyon und passieren unseren ersten hohen Pass im Naturreservat Salinas y Aguada Blanca. Dass dieser Ausflug zu einem absoluten landschaftlichen Höhepunkt meiner Peru-Reise werden würde, ahnte ich noch nicht als ich mich früh morgens aus meinem Bett in Arequipa quälte und zum Frühstück vorsichtshalber einen Coca-Tee trank, um bestens gerüstet zu sein für die Höhe, die wir heute passieren werden.
Vulkane & Vicunas im Naturreservat Salinas y Aguada Blanca
Unser Minivan kämpft sich auf gut ausgebauten Straßen die Andengipfel hinter Arequipa hinauf. Vorbei an den Vulkanen Misti (5822 m) und Chachani (6075 m) geht die Fahrt hinein ins Naturreservat Salinas y Aguada Blanca über den Patampa Pass auf 4921 m Höhe. Lastwagen ziehen sich wie Perlen an einer Schnur auf den Serpentinen die kargen Hügel hinauf. Die Langsamkeit, in der wir uns dieser geheimnisvollen Andenwelt nähern, zwingt unsere Blicke die Landschaft umso eindringlicher zu beobachten. Je höher wir fahren, desto karger wird die Welt hier oben in den Anden. Nur der Wind bringt ein Hauch von Bewegung in das immer dünner werdende Ichu-Gras. Wie rauh und zerstörerisch diese Welt in den Anden ist, zeigt uns ein Vulkan am Horizont, der permanent Asche in die Luft stößt. Es ist der erste aktive Vulkan, den ich in meinem Leben sehe und dann spuckt er auch noch Asche! Nicht weit davon tauchen die ersten Vicunas am Straßenrand auf. So leer diese Welt scheint, sie ist doch voller Leben. Hier oben auf über 3.500 Metern hat man die besten Chancen Vicunas zu sehen. Die grazilen Tiere haben es mir sofort angetan, sie erinnern mich an Impalas in Afrika, nur mit etwas dickerem Fell. Sie stehen unter höchstem Schutz in Peru. Die Wolle von Vicunas ist ganz besonders zart und fein. Bei den Inka durften nur sehr hochgestellte Adlige Kleidung aus Vicuna Wolle tragen und noch heute ist Vicuna Wolle sehr teuer. Die grazilen Fotomodelle wirken wie einsame zerbrechliche Statisten in der kargen Vulkanlandschaft. Neben den scheuen Vicunjas begegnen wir auf unserer Fahrt auch Lamas und natürlichen die knuffligen Alpakas. Sie schauen uns neugierig aus ihren witzigen Gesicherten in die Kameras entgegen. Die Welt der Anden hat ihre eigene Lebenswelt. Außer den Vicunjas, Alpakas und Lamas begegnen mir auch Viscachas – eine merkwürdige Mischung aus Hase mit Eichhörnchenschwanz und sogar einen selten zu sehenden und stark bedrohtem Andenhirsch, der gut getarnt zwischen grauen Felssteinen den Berghang hinaufhüpft. Bevor wir auf dem Höhepunkt des Patampa Pass ankommen halten wir noch an einer Raststätte und stärken uns mit einem Inka Tee und einem Avocado-Sandwich. Der Inka Tee schmeckt wirklich gut und ist das beste, was man hier trinken kann. Er besteht aus Anden-Minze und Coca-Blättern.
Mirador des los Volcanes auf dem Patampa Pass
Der Mirador de los Volcanes ist der Höhepunkt des Patampa Pass auf 4.910 Metern Höhe. Die Luft ist dünn, ein kalter Wind weht mir um die Ohren. Das Klima hier oben ist nichts für zartbeseitete Seelen. Am Horizont sehe ich die Vulkane Ubinas (5675 m), Misti (5822),(6075 m), Ampato (6288 m), Sabancaya (5979 m), mache schnell ein Foto und verkrieche mich wieder im Bus. Die ersten Mitreisenden merken die Auswirkungen der Höhe auf den Körper. Die Fahrt führt jetzt abwärts vorbei an Hochalmen mit wunderschönen Mooswiesen, auf denen Bauern ihre Alpakaherden grasen lassen. Das zarte Moos liefert wichtige Nährstoffe für die Tiere. Und schließlich nähern wir uns unserer Tagesendstation, der Stadt Chivay auf 3.600 Metern Höhe.
traditionelle Märkte in Chivay im Colca Canyon
Chivay ist ein traditioneller Ort im Colca-Canyon mit einem ganz eigenen Flair. Obwohl wir jetzt wieder tiefer sind auf einer Höhe von 3.635 Metern spüre ich die ersten Symptome der Höhe in Form von Kopfschmerzen, lasse es mir aber nicht nehmen den Ort auszukundschaften. Die Frauen tragen hier eigene lokale Trachten. Sie sind eingehüllt in bunte, lange Röcke aus einer mehreren Schichten und auf den Köpfen tragen sie kleine Hütchen unter denen dicke schwarze Zöpfe hervor baumeln. In den Gesichtern der Frauen sind tiefe Furchen eingeprägt. Das harte Klima der Anden spiegelt sich in den ausdruckslosen Blicken. Kein Lächeln und keine Regung dringt durch diese zerfurchten zahnlosen Gesichter, die mir misstrauisch entgegen schauen und es fällt mir schwer zu erahnen, was sich dahinter für Gedanken verbergen mögen. Ich fühle mich wie ein fremder Eindringling in eine Welt, in der Touristen eigentlich nichts zu suchen haben sollten. Obwohl der Ort hier von den Touristen lebt, die nur deswegen hier herkommen, um den Kondor im Colca Canyon zu sehen, spüre ich eine unendliche Distanz zwischen den Einwohnern und den Touristen, ohne das jetzt als etwas negatives bewerten zu wollen.
Ich schlendere durch die Markthallen in Chivay und lasse mir am erst besten Stand ein Kleidungsstück aufschwatzen, bevor ich etwas sagen konnte, hatte es mir die Marktfrau schon eingepackt. Dann gehe ich einen Kaffee trinken, und bummle durch die hübschen Gassen mit den bunten Figuren bis hinunter zur steinernen Inkabrücke, die über den Rio Colca führt. Der Ort hat seine verborgenen Geheimnisse, denen man als Tourist wohl selten auf die Spur kommt.
Inka Terrassenfelder im Colca Canyon
Die Nacht ist kalt und ich bin froh, dass neben meinem Bett ein Heizkörper steht, den ich volle pulle aufdrehe. Wer hier her kommt, sollte sich warme Kleidung einpacken. Wegen der Höhe konnte ich wieder nur ein paar wenige Stunden schlafen. Aber es geht ohnehin wieder früh los zum Cruz del Condor. Noch bevor der Tag anbricht, machen wir uns auf den Weg hinein in den Colca Canyon. Denn hier soll pünktlich um acht Uhr morgens der Kondor seine Runden über die Andengipfel drehen. Am frühen Morgen ist die Thermik wohl am besten, daher sind die Chancen um acht Uhr morgens besonders gut den König der Lüfte von Peru über die Anden fliegen zu sehen. Von Chivay aus führt eine Straße entlang des Colca Canyon Tals am Rio Colca. Die Fahrt führt vorbei an uralten Terrassenfelder, welche die Inka hier an den Hängen des Colca Tals in die Felswände eingegraben haben, um hier Ackerbau zu betreiben. Sie werden noch heute von den Bauern genutzt. Schon die Inka pflanzten hier Mais, Kartoffeln, Quinoa, Amaranth und Kürbis an, um möglichst viele Menschen dauerhaft mit Lebensmitteln versorgen zu können. Sie verwandelten die karge Gebirgswelt der Anden in fruchtbare Täler und waren damit Meister des Ackerbaus. Das Verrückte daran, heute können sich die Einheimischen Bauern ihre eigenen Erzeugnisse wie z.B. Quinoa kaum leisten, weil sie alles ins Ausland wie nach Deutschland exportieren, wo es als teures Superfood in den Öko-Supermarktregalen landet. Wer durch den Colca Canyon fährt, hinein in die letzten Winkel einer vergessenen Welt, spürt welche Magie dieser Ort noch immer ausübt. Die bunten Trachten der Frauen leuchten wie lebensfrohe Botschaften durch das karge von goldenem Morgenlicht getränkte Colca Tal.
Colca Canyon & Cruz del Condor: das Spiel der Kondore – den Königen der Lüfte
Schon bevor wir den Cruz del Condor erreichen, sehen wir die Vögel auf einem Felsvorsprung sitzen. Unser Guide hüpft gleich ganz aufgeregt im Bus herum und steckt uns an. Mit den Kameras pirschen wir uns langsam an die Vögel heran – schön sind die Geier jetzt nicht unbedingt, aber der ganze Stolz der Peruaner. Der Kondor ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 3 Metern der größte fliegende Vogel der Welt und gleichzeitig einer der ältesten. Für die Inka waren sie wichtige Symbole ihres Glaubens: der Kondor galt als Botschafter zwischen Himmel und Erde.
Erhaben greisen die Vögel über der tiefen Schlucht des Colca Canyon und schwirren um die mächtigen Andengipfel herum. Von Jungtieren bis Männchen und Weibchen ist alles in der Luft. Die Männchen sind schwarz mit einer weißen Halskrause und einem Hautlappen auf dem Kopf. Jungtiere sind braun. Kondore sind Aasgeier, sie fressen tote Tiere, dafür können sie meilenweit fliegen und sogar die mächtigen Andengipfel in Höhen von über 5.000 Metern überfliegen.
Wanderung entlang der Schlucht am Colca Canyon
Nachdem wir dem Spiel der Kondore über den Andengipfeln eine Weile zugeschaut haben, machen wir uns auf eine kleine Wanderung entlang der Schlucht am Colca Canyon entlang. Es führt ein Wanderweg über verschiedene Aussichtsplattformen direkt an der Kante der Schlucht entlang.
Faltig und karg erheben sich die Anden hier im Colca Canyon. Der Colca Canyon gilt als eine der tiefsten Schluchten der Welt, manche sagen sogar, er sei die tiefste Schlucht der Welt. Zwischen 3.269 m und 1.200 m tief fällt die Schlucht vom höchsten Gipfel bis hinunter zum Rio Colca, der sich seinen Weg durch Felsen gräbt. Ehrfürchtig wandern wir direkt an der Kante der Schlucht entlang, Kakteen blühen am Rand der Schlucht. Auf den Aussichtsterrassen warten Hirten mit ihren Alpakas auf Selfiegierige Touristen. Die kleine Wanderung dauert nur ca. eine halbe Stunde und ist nicht anstrengend, doch sie lässt einen jeden erschauern vor der Gewalt der Natur, welche diese Landschaft geformt haben muss.
Am Ende wartet unser Minibus. Wir stoppen noch in einem kleinen Dorf und schauen uns eine Kirche an, in der sich der tiefe Glaube der Menschen des Colca Tals ins Christliche verwandelte. Mit kitschig bunten Gewändern aus übernatürlichen Gesichtern schauen uns Madonnen an, während draußen in der Mittagshitze die Frauen ihre Alpakas für die Touristenfotos spazieren führen. Die Welt im Colca Canyon ist besonders, das steht fest. Wir fahren schließlich über Chivay nach Arequipa zurück.
Infos zu dem 2-tägigen Ausflug in den Colca Canyon
Der Colca Canyon gilt als eine der tiefsten Schluchten der Welt und liegt ca. 100 Km von Arequipa entfernt. Von Arequipa aus kannst du also prima einen 2-Tagesausflug in den Colca-Canyon wie hier beschrieben buchen. Buchen kannst du auch vorab online, z.B. hier:
Mein Hoteltipp in Arequipa: Hotel Majestad*
zentrales Boutiquehotel mit hübschen Zimmern und sehr gutem Frühstück, direkt in der Altstadt von Arequipa. Insgesamt habe ich hier 3 Nächte verbracht.
mein Hoteltipp in Chivay: Casa de Lucila*
Das Hotel liegt zentral im Ort nicht weit von den Markthallen entfernt und bietet allen Komfort, den man für eine Nacht braucht.
Thermalquellen in Chivay: In der Nähe von Chivay hast du noch die Möglichkeit Thermalquellen zu besuchen. Ich habe das nicht gemacht.
Reisetipps: Reiseführer Empfehlungen
folgende Reiseführer empfehle ich dir für diese Reiseroute:
Stefan Loose Reiseführer Peru & Westbolivien: mit Reiseatlas*
bzgl. dem Bolivien Anteil in diesem Reiseführer muss ich sagen, ist das zu wenig für diese Reiseroute wie sie hier beschrieben ist, da er nur Bolivien rund um Titicacasee und La Paz enthält.
Lonely Planet Reiseführer Peru *
obwohl ich echt Fan der Stefan Loose Bücher bin, muss ich sagen für Peru fand ich diesen Reiseführer von Lonely Planet fast besser und strukturierter.
Meine Peru Reiseberichte
- Peru Packliste
- Tipps zur Reiseplanung für Peru
- Lima Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt Perus
- Ballestas Inseln & Pisco Brennerei
- Sandboarding in der Oase Huachachina
- Flug über die Nazca-Linien
- Arequipa Sehenswürdigkeiten in der schönsten Stadt Perus
- Ausflug in den Colca Canyon
- Cusco Sehenswürdigkeiten in der Hauptstadt der Inkas
- Das Heilige Tal der Inka mit Moras, Moray und Ollantaytambo
- Auf dem Inkatrail zu Machu Picchu
- UNESCO Weltkulturerbe Machu Picchu
- Rainbow Mountains
- Titicacasee & Uros Schilfinseln
In diesen Artikeln findest du noch mehr Tipps rund ums Reisen
- Reise-Essentials: Wie du sparst und was auf Reisen nicht fehlen darf
- Reise-Kreditkarten im Auslandstest
- Wie du dich vor deiner Reise vor Diebstahl schützen kannst
- was anziehen auf Langstreckenflügen? meine Tipps für Langstreckenflüge
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Was hat es denn mit dem pinkhaarigen Lama im Colca Canyon auf sich?! Das it ja drollig!
ja nicht wahr? 😉
So markieren die Einheimischen, wem welche Tiere gehören. Sieht lustig aus. Liebe Grüße, Nicole