Am 21. Juni ist bei uns Sonnwende oder wie die Skandinavier sagen: Midsummer. Während wir hier in Deutschland lediglich merken, dass die Tage länger sind und es später dunkel wird, ist es für die Skandinavier viel spekatulärer, denn in den Midsummer Nächten rund um den 21. Juni geht die Sonne gar nicht unter und die Nächte bleiben z.T. hell oder dämmrig. Je weiter nördlich man geht, desto heller die Nächte. Nur am nördlichen Polarkreis bleiben die Midsummer Nächte 24 Stunden hell. Kein Wunder also, dass die Skandinavier die Nacht zum Tag werden lassen, wenn die Sonne auch nachts zu sehen ist, während bei uns Sterne am Himmel sind. Die Skandinavier, bei denen es im Winter dafür umso länger dunkel bleibt, feiern ihre Midsummer Nächte umso ausgelassener, schließlich ist es die Freude über das Sonnenlicht, auf das sie im Winter so lange haben warten müssen. Am 21. Juni beginnt für uns offiziell der Sommer, es ist der längste Tag des Jahres, denn an diesem Tag steht die Sonne am Mittag so hoch am Himmel wie das ganze Jahr über nicht, die Erdachse neigt sich genau auf die Sonne zu, was der nördlichen Erdhalbkugel und dem Nordpol die Chance gibt, einmal die Sonne zu sehen. Die Sommersonnwende wird seit Jahrtausenden von Jahren schon gefeiert, bei uns gab es auf dem Land immer Sonnwendfeuer: große Lagerfeuer und man feierte den Beginn des Sommers. Ganz ähnliche Bräuche gibt es auch in Skandinavien. Wo man die schönsten Midsummer Nächte erleben kann, welche Länder wie ihren Midsummer feiern, welche Bräuche und Traditionen es zu Midsummer gibt, das erfahrt ihr hier.

 

Midsummer in Schweden und Stockholm

Ostsee-Kreuzfahrt mit Talink Silja

Für die Schweden ist Midsummer die wichtigste Zeit im Jahr und nach Weihnachten der wichtigste Feiertag am Midsommardag. Traditionell flechten sich Frauen und Mädchen Blumen ins Haar, auf dem Land zieht man sich eventuell noch Trachten an. Die Mädchen sollen 7 verschiedene Blumen pflücken und unter ihr Kopfkissen legen, dann wird ihnen im Traum ihr künftiger Ehemann erscheinen – dieser Brauch gilt übrigens in allen skandinavischen Ländern, auch in Finnland und Norwegen. Am Midsommardag tanzt man um den geschmückten Mittsommerbaum, singt Trinklieder und trinkt Kräuterschnaps. Dazu gibt es tradtionell eingelegter Hering (Sill) mit neuen Kartoffeln, Frühlingszwiebeln und saurer Sahne. In Nordschweden geht die Sonne überhaupt nicht unter, in Südschweden sind die Nächte relativ kurz und hell. Auch wenn die Städte dann meist leer sind, weil alle bei der Familie sind, finden auch in Parks in den Städten viele Festivals statt. In Stockholm wird im Freihlichtmuseum Skansen auf der Insel ein authentisches Midsummerfest nach alter Tradition gefeiert. Die Schweden feiern Mittsommer immer zwischen dem 20. und 26. Juni . Offizieller Feiertag ist der Sonnabend, aber es wird schon am Freitag gefeiert.

Midsummer in Finnland und Helsinki

Midsummer in Helsinki Finnland

Ganz Finnland feiert Midsummer, denn im ganzen Land wird es im Sommer nicht dunkel. Daher ist Midsummer auch für die Finnen die wichtigste Zeit im Jahr und viele beginnen ihren Sommerurlaub am Juhannus Tag, dem Vorabend von Midsummer. In Finnland fährt man zu Midsummer gerne zur Familie aufs Land, ins Sommerhaus an den See. Dort gehören Saunabaden und Johannisfeuer zur Tradition an Midsummer. Mit den Johannisfeuern („kokko“) freute man sich über den Sommer, wollte böse Geister vertreiben und für eine gute Ernte beten. Je mehr man trank und dabei herumgrölte, desto besser solle laut dem Aberglauben auch die Ernte ausfallen. Gerne wird auch am Feuer gegrillt, geangelt, mit dem Boot auf dem See herumgefahren. Die Zeit ist auch für Hochzeiten sehr beliebt. Die Jugend feiert unter freiem Himmel oder auch in Clubs in der Stadt. Finnen mögen Parties. In Helsinki findet auf der Museumsinsel Seurasaari jedes Jahr ein großes Midsummerfest nach alten Traditionen statt.

Midsummer in Norwegen und Oslo

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Auch in Norwegen geht für einige Wochen im Sommer die Sonne nicht unter. In der Zeit von Mitte Mai bis Juli hat man die besten Chancen die Mitternachtssonne zu sehen und dieses ganz spezielle Licht einzufangen. Die beste Gegend dafür ist Longyearbyen in Svalbard mit der längsten Periode an Mittsommernächten. In der Hauptstadt Oslo wird es  nur leicht dämmrig. Auch die Norweger feiern das Naturereignis mit dem St. Hans Fest am Wochenende des 23. Juni, da dies hier als der längste Tag des Jahres gilt. Auch hier feiert man am liebsten unter freiem Himmel in Parks oder man fährt mit dem Boot hinaus in die Fjorde, zündet Feuer an und grillt Würstchen oder Fisch bei einem Picknick. Nicht fehlen darf norwegisches Bier.

Midsummer in Dänemark

unterwegsunddaheim.de-kopenhagen06Auch die Dänen feiern am Vorabend zum Johannistag, am 23. Juni, ihr Midsummer oder wie es in Dänemark heißt, das St. Hans Fest. Beim dänischen St. Hans Fest wird ebenfalls ein Feuer entfacht und häufig darin eine Strohhexe verbrannt – dieser Brauch wurde vom Deutschen Karneval übernommen, bei dem auch die „Fasnacht“ an Aschermittwoch verbrennt wird. Das Feuer soll auch hier böse Geister fernhalten. In manchen Orten gibt es auch Fackel- oder Laternenumzüge. Entlang der Küsten sieht man dann alle paar hundert Meter die St.Hans Feuer erleuchten, wenngleich es auch nicht überall die ganze Nacht hell bleibt.

Midsummer in Tallinn in Estland

Midsummer in Estland Tallinn

Tallinn in Estland im Baltikum liegt ebenfalls noch weit nördlich, nur 2 Stunden von Helsinki mit der Fähre entfernt und ähnlich wie z.B. auch in St. Petersburg in Russland, das nicht weit entfernt ist, gibt es auch hier die „weißen Nächte“ von denen Dostojewski in St. Petersburg schreibt.  Insofern eignet sich auch St. Petersburg für Midsummer. Estland ist das nördlichste Land des Baltikums und zu Midsummer scheint die Sonne hier schon bis zu 19 Stunden am Tag. Die Tradition ist die selbe wie in Skandinavien, am Johannistag, dem  „Jaanilaupäev“, am Abend des 23. Juni, entzündet man ein Feuer, tanzt und singt drum herum. Mutige springen sogar drüber, was natürlich Glück und Reichtum bringen soll. Auch Märchen erzählt man sich gerne und auf dem Land ist es auch ein Anlass die estnische Tracht anzuziehen. Das Feuer soll die ganze Nacht über brennen. In Tallinn wird dieses Naturspektakel auch mit zahlreichen Open-Air-Festivals gefeiert.

Midsummer in Russland/St. Petersburg

Schon Dostojweski schreibt von den Weißen Nächten in seiner Heimatstadt St. Petersburg. Jenes Phänomen also, wenn die Nächte nicht dunkel werden wollen und sich ein schummrig gelbes Licht über der Stadt hält. Als ich bei meiner Ostseekreuzfahrt im August nach St. Petersburg eingefahren bin, konnte ich noch die Ausläufer der weißen Nächte sehen. Ein wunderschönes Licht hielt sich über der Ostsee und der Stadt St. Petersburg, die recht nördlich in Russland liegt.

Midsummer in Schottland/ Edinburgh

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Auch in Schottland spürt man noch die Auswirkungen der nordischen Polarnächte, wenngleich es auch nicht die ganze Nacht über hell bleibt. Als ich einmal im Juni in Edinburgh war, waren die Tage sehr lang, ich merkte kaum, dass es beinahe schon Mitternacht war, als ich immer noch durch die Straßen marschierte und es noch hell oder dämmrig war. Die Dämmerung ist um Midsummer sehr lang, die Tage insgesamt länger. Auf den Shettland Inseln soll es auch gar nicht richtig dunkel werden. Wer also im Juni/Juli nach Schottland reist, genießt auch sehr viel mehr Tageslicht als in anderen Monaten.

Unterkünfte in den Städten findest du hier:

Warst du schon einmal zu Midsummer in einem der Länder? Ich habe es noch nie erlebt, dass die Sonne 24 Stunden am Tag am Himmel stand, aber das muss schon ein ganz besonderes Gefühl sein.

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