Merida – die weiße Stadt wird sie genannt, die Schöne, der Stolz Mexikos oder zumindest des Bundesstaates Yucatans. Sie ist jung, pulsierend, aufstrebend. Allein die Fahrt hinein in die Stadt, lässt sämtliche Ahs und Ohs aus unseren Mündern kommen, die dem Anblick der Häuserfassaden geschuldet sind. Der Glanz Mexikos. Überall wird gestrichen und gebaut, an den grün, rosa, blau pastellfarbenen Häuserfassaden, als wolle man sich schmücken für den Ball der Bälle – die Frage ist nur, hat diese Stadt ihre glanzvollen Zeiten längst hinter sich oder liegen sie noch vor ihr?
Koloniale Pracht in Merida
Merida vom Gouvaneurspalast und Plaza Grande
Merida – die Kolonialstadt, die Stadt, in der sich spanisches Blut mit Mayablut vermischte. Und daran sollen die Prachtbauten erinnern, das monumentale Mahnmal auf der Prachtstraße und der Gouvaneurspalast, in dem die Geschichte des Staates Mexikos in Bildern dargestellt ist. Oh (schon wieder ein Oh) und es fahren diese herrlichen Pferdekutschen durch die Straßen – vor meinem inneren Auge sehe ich natürlich sofort wieder die reichen Töchterchen der Plantagenbesitzer, die ihre schweren langen Röcke in die Kutschen schleppen und einen arroganten Blick unter ihren Sonnenschirmen hervor blitzen lassen, um eine Spazierfahrt durch die Stadt zu unternehmen. Es ist wiedermal eine Zeitreise in die Vergangenheit, in das 18. Jahrhundert, als Merida durch den Reichtum der Haciendas und der Sisalherstellung eine Blütezeit erlebte. Doch die Zeiten sind vergangen. In den kolonialen Prachtbauten sind heute die großen Bankhäuser der Welt mit ihren Filialen angesiedelt. Sie lassen das Volk nur ahnen, was einmal war und davon träumen, dass es einmal wieder so sein könnte.
Über die Plaza Grande zieht das Feeling einer latein- oder südamerikanischen Stadt – die Mischung aus schwüler Mittagshitze, gähnender Langeweile und gleichzeitig diesem Drang nach dem drallen Leben, der vielen Jugendlichen, die sich hier zu einem Date treffen, weil sie sonst nichts zu tun haben an einem Mittag unter der Woche, ein Wirrwarr fliegender Händler, das Knattern alter Mofas, eine Großstadt mit 1,2 Millionen Einwohnern.
Die Pferdekutschen auf der einen Seite, auf der anderen Seite wurde ich beim Überqueren der Straße fast von diesem Gefährt hier überfahren – aber nicht weil die Mexikaner einen ähnlichen Fahrstil wie die Chinesen pflegen, sondern eher weil ich einfach mitten auf der Straße stehen bleiben musste, um ein Foto von dem jungen Herren und seinem Auto zu machen: dem VW Käfer und das in der Traumfarbe eines jeden Mannes: Lila!!! Mei, ist das süß! Der VW Käfer hat mehr als Kultstatus, er ist nicht nur das erste Auto, in dem ich als Kleinkind gesessen bin, sondern einfach das drolligste Auto aller Zeiten! Wie ich es geliebt habe! Die 80er Jahre und die deutschen Straßen voll von diesen vielen bunten fahrenden Smarties! Hier in Mexiko sieht man anders wie in Deutschland noch ganz viele davon, denn der Käfer wurde in Mexiko noch bis vor einigen Jahren produziert. Nice, very nice.
Merida – die erste mexikanische Großstadt, auf deren Straßen ich gehe und eine willkommene Abwechslung zu den vielen Maya-Stätten, die wir bisher gesehen haben. Endlich sehe ich Mexiko, wie es ist und wie es lebt, auf den Plätzen, auf den Straßen, in den Bars am Abend. Kaum nämlich im Hotel eingecheckt, sitzen wir im Taxi und werden vor der Plaza Grande ausgespuckt – die Kathedrale de San Ildefonso ist bei Nacht weitaus schöner als am Tag, ebenso das Rathaus.
Nach wenigen Minuten zieht es uns magisch in eine Bar! „German?“ fragt mich irgendein Typ bevor ich eintrete, äh, ja, aber wie er denn jetzt darauf käme, frage ich, „tall people“, ah ha, Germans erkennt man daran, dass sie große schlanke Menschen sind.
Endlich, endlich! Ich sitze in einer mexikanischen Bar und wir sind die einzigen Touristen! Um uns rum, Jugendliche und Päarchen, mexikanische Musik aus Lautsprecherboxen und alles ist so bunt wie man es von Mexiko gewohnt ist. Die Getränke werden angeliefert, in Gläsern so groß wie halbe Eimer! Und kaum nipple ich den ersten Schluck daraus, erschrecke ich mich plötzlich weil irgendwas auf meinem Kopf gelandet ist, der Kellner hat sich von hinten angeschlichen und mir einen bunten Sombrero auf den Kopf gesetzt: ha? Ein Touristengag? Ne, ich bin mir da nicht so sicher, denn die Sombreros werden an alle verteilt – binnen zweier Minuten hat jeder Gast einen Sombrero auf dem Kopf. Was passiert jetzt? Müssen wir ein „hola Amigo, chacka, chacka“ schreien und einen Tequila runterstürzen? Irgendwie passiert nichts, fünf Minuten später werden die Sombreros wieder eingesammelt. Gag nicht verstanden, aber sieht lustig aus. Weiter geht’s über den Platz, vorbei an Straßenhändlern, bei denen wir nichts kaufen sollen, hat der Kellner mir zugeflüstert, alles fake, meinte er. Wir verzichten auf den Mercato und die Besichtigung der Kathedrale von innen und ziehen die nächste Bar und ein paar Blicke in Schaufenster mit allerlei Krimskrams vor. Wer allerdings eine echte Sisalhängematte sucht, der muss die in Merida kaufen. Mir fehlt dazu ein Baum, an den ich sie hängen könnte, deswegen gebe ich meine Pesos lieber für Cocktails aus. Cheers ihr Lieben!
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