Leuchtend blau liegt der See Genezareth dort unten zwischen den Bergen der Golanhöhen. Grüne Bäume erstrecken sich an seinem Ufer und lassen erahnen wie fruchtbar dieses Land sein muss. Sehr fischreich soll er sein, der See Genezareth. Er liegt 212 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefstgelegene Süsswassersee der Erde. Schon seit Akko sind wir in Galiläa, dem nördlichen Teil Israels angekommen und steuern nun unser Ziel den Kibbutz Ginnosar am See Genezareth an. Der Kibbutz liegt in der Nähe der Stadt Tiberias direkt am westlichen Ufer des Sees. Grade noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang schaffen wir es uns in die Badeklamotten zu werfen und die Wasserqualität zu testen. Angenehme 24 Grad.

 

Mit dem Jesus-Boot über den See Genezareth segeln

See Genezareth Jesus Boot

Wie vor 2.000 Jahren segeln wir im Jesus-Boot über den See Genezareth in Galiläa

Der See Genezareth ist ein beliebtes Urlaubsziel bei Israelis aber vor allem auch für christlichen Pilgertouristen, denn hier hat Jesus von Nazareth die meiste Zeit seines Lebens verbracht. Und so bleibt es nicht aus, dass wir uns schon am nächsten Tag auf die Suche nach den Spuren von Jesus begeben. Weit müssen wir dafür nicht gehen. Denn direkt am Kibbutz Ginosar befindet sich das futuristische Gebäude des Yigal-Alion-Museum. Wichtigstes Ausstellungsstück: ein 2.000 Jahre altes Fischerboot, genannt das „Jesus-Boot“, weil es ein Relikt aus der Zeit Jesus ist, das ein Kibbutz-Bewohner 1986 zufällig im Schlamm des See Genezareth entdeckt hat als dieser einen Wassertiefstand erreichte.

Museum Yigal-Alion am See Genezareth: 2000-Jahre altes Jesus Boot

Jesus Boot vom See Genezareth

Das 2.000 Jahre alte Jesus-Boot vom See Genezareth

Gospellieder erschallen schon von weiter Ferne über die Stille des morgendlichen See Genezareth. Da kommt ein Schiff gefahren. Es trägt die amerikanische Flagge am Bug und als es anlegt stehen alle Insassen und hören gebannt den Worten eines Priesters zu. Auf originalgetreuen Nachbauten können Touristen auch heute noch wie zu Jesus Zeiten auf so einem alten Holzboot über den See Genezareth schippern. Wir besteigen eines der Holzschiffe, doch anstatt Gospel werden für uns israelische Volkslieder aufgelegt und fröhlich dazu getanzt. Der See ist während der ganzen Fahrt über stiller Zuhörer, still und starr liegt er im Morgendunst da. Welche Wunder würde Jesus wohl heute verrichten, wenn er noch leben würde? Damals ging er über den See Genezareth, laut Bibel per Pedes. Rund um den ganzen See vollführte er seine Wunderheilungen und Seligsprechungen. Er heilte Menschen von Krankheiten und Dämonen, er hielt hier seine berühmte Bergpredigt.

Und als er in das Boot gestiegen war, folgten ihm seine Jünger. Und siehe, es erhob sich ein heftiger Sturm auf dem See, so dass das Boot von den Wellen bedeckt wurde; Herr, rette uns, Dann stand er auf und bedrohte die Winde und den See; und es entstand eine große Stille.  Matthäus 8, 23-27.

Jesus und Maria Magdalena aus Magdala am See Genezareth

Magdala am See Genezareth

In Magdala ehrt die katholische Kirche den Kult um Maria Magdalena und macht aus der einstigen Sünderin eine Heilige. Damit will die katholische Kirche ihr angekratztes Image in Fragen Frauenpolitik polieren. Magdala wird gerade zur Pilgerstätte.

Am westlichen Ufer des See Genezareths liegt die Ausgrabungsstätte von Magdala. Hier fand man die älteste Synagoge der Welt mit einer in Stein gemeißelten Menorah – dem siebenarmigen Leuchter, Symbol des jüdischen Glaubens. Magdala war zu Jesus Zeiten eine bedeutende Stadt, die Fischer kamen hier her, um ihre Fänge am Markt zu verkaufen. Magdala lag an einer der wichtigsten Handelsstraßen auf dem Weg nach Ägypten und außerdem lebte Maria Magdalena hier, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass Jesus hier schon vor über 2000 Jahren auf den Steinen umherwandelte. Er heilte Maria Magdalena mit seinen Wundern und sie folgte ihm und seinen Jüngern. Heute graben Archäologiestudenten die alten Steine aus, auf der sich Jesus und Maria vermutlich begegnet sind.

Magdala See Genezareth

Sehr wahrscheinlich hat schon der jüdische Jesus hier in der ältesten Synagoge seine Seligsprechungen gepredigt.

Auf schwindelerregenden Pfaden auf dem Jesus Trail im Arbel Nationalpark am See Genezareth

Arbel Nationalpark See Genezareth

Wir verlassen den See Genezareth in Richtung Arbel Nationalpark. Hier führt der legendäre Jesus Trail durch, ein 65 Kilometer langer Wanderweg, der von Nazareth an den See Genezareth führt. Ob Jesus hier durch diese Felslandschaften spazierte? Es ist sehr wahrscheinlich, da seine Wirkungsstätten auf dem heutigen Pilgerweg liegen.

Arbel Nationalpark See Genezareth

Arbel Nationalpark am See Genezareth

Spektakuläre Aussichten hat, wer vom Parkplatz am Naturreservat den 30-minütigen Spaziergang zu den Johannesbrotbäumen macht. Von dort aus fallen die Klippen des Arbel Berges steil hinab ins Tal. Unten liegt in der Ferne der See Genezareth, am östlichen Horizont erhebt sich das Karmelgebirge, nordöstlich liegen die Golanhöhen und nördlich sieht man bis in den Libanon.

Arbel Nationalpark See Genezareth

Grandiose Aussichten bei der kleinen Wanderung zu den Johanesbrotbäumen.

Arbel Nationalpark am See Genezareth: Wanderung zu den Höhlen der Hasmonäer

Vom Parkplatz aus gehen wir einen weiteren Weg zu den Höhlenfestungen. Dieser Klettersteig ist nur für sehr sportliche Wanderer zu empfehlen, da es steile Kletterstiege auf und ab geht und man absolut trittsicher sein sollte bzw. klettererfahren. Trotz aller Empfehlungen, habe ich mich mal wieder für meine Jesuslatschen, die Korksandalen, entschieden. Jesus hatte auch kein besseres Schuhwerk, dachte ich mir. Und damit gehe ich den Kletterstieg auch bis zum Ende. Da kenne ich gar nix. Sehr zur Verwunderung meiner Mitstreiter, die mich bewundernd anschauen, sie hätten nicht geglaubt, dass ich das durchziehe. Da kennen sie mich aber schlecht. Ich bin Steinbock und der Fels ist mein Revier. Und so steige ich mit meinen Korksandalen, meiner Handtasche und der Nikon um den Hals den Felsen hinunter, hangle mich am Seil entlang an der Wand, nur um die Höhlen der Hasmonäer zu sehen und auch, weil mich mein Entdeckerdrang gepackt hat.

Arbel Nationalpark See Genezareth

Klettern ist voll mein Ding , auch mit meinen Jesuslatschen.

Der Weg lohnt sich, denn fast wie in den Alpen grasen hier Kühe am Bergrand und ganz oben im Felsen sind die Höhlenwohnungen der Hasmonäer, die gegen König Herodes kämpften und sich hier vor seinen Soldaten versteckten. Der Rückweg geht schneller, auch wenn mittlerweile die Mittagshitze drückt.

See Genezareth: Mit dem Golf Caddy durch das Hula Naturreservat

Hula Naturreservat am See Genezareth
An dieser Stelle verlassen wir gegen Mittag den Arbel Nationalpark und machen noch einen kurzen Abstecher in das Hula Naturreservat, nördlich am See Genezareth gelegen. Hier rasten zeitweise bis zu 70.000 Zugvögel in der Sumpflandschaft. Leider nicht zu dem Zeitpunkt als wir das Reservat besuchten. Zum Glück müssen wir in der sengenden Hitze nicht zu Fuß durch den meilenweiten Park wandern, sondern dürfen mit einem Golf Caddy durch die Sümpfe fahren. Yair, unser Guide, rast damit so schnell die Wege entlang, dass wir außer einer Bisamratte nicht wirklich viele Vögel sehen.

Hula Naturreservat am See Genezareth

Nach diesem Ausflug in die grünen Sümpfe von Galiläa verlassen wir die Region Galiläa in Richtung Süden. Wir folgen dem Jordan, dem Fluß, der den See Genezareth mit dem Toten Meer verbindet und kommen von den Sümpfen mitten hinein in die trockene Steppe des Westjordanlandes und schließlich in die Wüste Negev. Israel hat viele unentdeckte Geschichten und wir werden uns aufmachen, sie zu erkunden, wir werden sie suchen, die Geschichten, die keiner kennt, die Geschichten, die nichts mit negativen Schlagzeilen zu tun haben wollen, sondern einfach nur erzählen wollen, von einem Land, das soviel mehr ist als Heilig. Von einem Land, das entdeckt werden will. Und wir werden nicht müde, sie zu suchen, die wunderbare Welt am See Genezareth.

 

Unterkunft am See Genezareth:

  • See Genezareth (2 Nächte): Kibbutz Ginosar*
    schöner Kibbutz mit modernen Zimmern und Pflegeprodukten aus dem Toten Meer, Strandzugang zum See Genezareth und Museum mit über 2.000 alten Jesus Boot direkt nebenan. Hier kann man auch die Bootstouren mit den alten Jesus-Booten machen, die ich gemacht habe.

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Vielen Dank an das Israelische Tourismusministerium für die Einladung nach Israel und an den See Genezareth.

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