Mountainbiken in Ratschings – Südtirol
Mountainbiken in Ratschings in Südtirol. Von Neukirchen am Großvenediger in Österreich ging unsere Alpine Crossing Tour weiter in Richtung Südtirol in die Gemeinde Ratschings. Wir strandeten in dem total idyllischen Jaufental und ich konnte mein Glück kaum fassen, an so einem herrlichen Ort gelandet zu sein. Wer ein Fan von Natur ist, der findet hier wirklich einen alpinen Traum, mit dem keine Fototapete mithalten kann. Auch Ratschings hat sich dem Netzwerk der Alpine Pearls* angeschlossen und achtet auf nachhaltigen Tourismus: kein Lärm, keine Schadstoffemissionen, verkehrsruhige Zonen und Ruhe und Natur, wie man sie in den Bergen sucht. Das Hotel Rainer, in das wir uns einquartieren, könnte nicht besser zu diesem Konzept passen, Wohlfühlen und Erholung steht hier im Fokus. Ich erwache mit dem Blick auf ein grünes Tal, an dessen Berghängen sich einsame Hütten schmiegen und vor meinem Fenster befindet sich ein rauschender Gebirgsbach und ein kleines Kirchlein! Ein Tag, der so beginnt, hat die Chance ein wirklich perfekter Tag zu werden.
Wir starten den Tag nach einem genussvollen Frühstück mit einer Mountainbike-Tour. Wer jetzt denkt, ich sei verrückt unbedingt in den Alpen eine Mountainbike-Tour zu machen und die Berge hochzuschnaufen, dem muss ich ehrlicherweise dazu sagen, dass es sich bei den Rädern um E-Bikes handelte. Wir hatten also ein bisschen Hilfe vom E-Betrieb beim Bergaufschnaufen. Mit einem E-Bike lässt sich die Alpen-Bergwelt wirklich super erfahren. Die anstrengenden Hügel sind leicht zu überwinden und trotzdem hat man das Gefühl etwas geleistet zu haben. Es ist meine erste E-Bike Tour und am Anfang stand ich noch etwas skeptisch dem Rad gegenüber. Nach einer kurzen Einweisung von Guide Werner steige ich auf mein wirklich super modernes E-Mountainbike und schon kann es losgehen. Wir starten direkt am Hotel Rainer und es geht erstmal den Berg abwärts und in den Alpen heißt das, richtig lange abwärts. WAAAAHNSINN! – das macht so einen Spaß den Berg hinunter zu rauschen ohne die Bremse zu betätigen. Bis dahin kam der E-Motor auch noch nicht zum Einsatz. Man lässt den Gang einfach irgendwo auf 2 stehen. Wenn es bergauf geht, kann man den Turbo einschalten und bekommt Antriebshilfe, strampeln muss man aber trotzdem noch.
Unser Weg führt durch das wunderschöne Jaufental. Ist es die Weite oder die Enge eines Bergtales, die diesen besonderen Reiz ausmacht? Sind es die mächtigen Felswände, die das Tal einrahmen wie ein teures Gemälde, die diese unglaubliche Geborgenheit ausmachen? Ist es die Ruhe, die meine gehetzte Großstadtseele runterkommen lässt, auf eine andere Ebene, die sonst so unerreichbar ist? Ich könnte bei dem Anblick jedenfalls total ausflippen! Die Endorphine, die gerade durch meinen Körper tanzen, bräuchten eigentlich keinen Motor, der sie antreibt, sie haben mehr als genug übrig für dieses kleine Abenteuer. Almwiesen, die schneebedeckten Berggipfel um uns herum, frische gute Bergluft und überall bunte Blumen auf saftigem Grün – kann das Leben eigentlich nicht immer so genial schön sein? Was verpasst man nur, wenn man wie ich fünf Tage die Woche in einem Großraumbüro eingesperrt ist? Nicht zum ersten Mal auf dieser Tour schießt mir dieser Gedanke durch den Kopf.
Hinter dem Barockschloß Wolfsthurn geht es dann zum ersten Mal den Berg hinauf. Ich versuche es zunächst mal ohne den Turbo, mit nur ein klein bisschen Antrieb. Ist das nicht toll, wenn man jeden Berg hinauffahren kann und den vorbeifahrenden Autofahrern ins Gesicht grinsen kann – mit einem Blick, der sagt, hey du faule Socke, ich schnauf hier hoch und schaffe es, während du in deinem Auto sitzt? Haha. Das gefällt mir. Wie sie alle gucken, mal voller Mitleid, mal voller Hohn, so als sei es das Dümmste was man machen kann auf dieser Welt in den Alpen einen Berg hochfahren. Sie wissen ja nicht wie easy peasy das mit dem E-Bike ist. Ich sag euch was, es ist das Genialste, was man machen kann! Es fühlt sich einfach nur verdammt gut an, aktiv zu sein, noch dazu in so einer Kulisse und das Obenankommen ist ein Triumph, den man in einem Auto nie und nimmer erleben könnte! Ich glaube, ich komme grade so richtig auf den Geschmack. Auf den Berggeschmack. Wie ich euch ja in meinem letzten Artikel „Als Outdoor-Anfängerin auf den Berg“ verraten habe, gehörten die Berge in den letzten Jahren nicht gerade zu meinen Reiserouten. Aber was soll ich sagen, wann immer man auf einem Berg steht und hinunter und hinaus in die Weite schaut, fühlt sich das einfach nur genial und großartig an.
Oben angekommen, biegen wir auf einen Feld- und Waldweg ein. Wir fahren über Wiesen und kommen schließlich am Rasthaus Zum Pfitscher an, wo wir eine kleine Mittagspause machen. Das Gasthaus ist ein denkmalgeschütztes Bauernhaus aus dem 15. Jahrhundert das mit viel Liebe fürs Detail aufwendig restauriert wurde. Nach einem kleinen Aperitif mit südtiroler Sekt, werfe ich einen kurzen Blick in die Dachstube, hier gibt es zwei Gästezimmer, in denen man mal romantische Stunden zu zweit verbringen könnte. Gemütlich, modern und mit orginalerhaltenen Türen aus dem 15. Jahrhundert. Wie in allen diesen Bauernhäusern gibt es auch einen Dachschober mit Gerümpel und einen Hochzeitsheuschober.
Beim Mittagessen geht es wie schon auf der Berndlalm wieder mal lustig zu. Ich sitze neben Guide Werner und muss die ganze Zeit lachen über die Sprache, aber auch über seine direkten Fragen, die ich so ganz und gar nicht gewohnt bin zu hören. Das Leben in den Bergen scheint so viel einfacher und unkomplizierter zu sein. Ich mag das. Es ist nett, irgendwie. Man duzt sich, man ist locker, man redet Klartext. Wie ist das hier so auf dem Heiratsmarkt Werner? (ich gewöhne mich schnell an diese direkte Art und mache großspurig mit). Tja, ich glaub, der Werner lässt nix anbrennen mit seinen frechen Sprüchen. Heiratsprobleme gäbe es in den Dörfern jedenfalls keine, zur Not, bleiben die alleinreisenden Touristen eben einfach länger, manchmal sogar für immer. Hach, hier oben auf dem Berg scheint die Welt in Ordnung zu sein, fast so wie in den Heimatschnulzen aus den 50er Jahren.
„Auf geht`s Leutl´s“, Werner trommelt die Gruppe nach dem Essen wieder zusammen, es geht zurück ins Jaufental und noch den letzten Berg hoch. Bei einer aus der Gruppe ist der Motor ausgegangen. Zuviel in den Turbo geschaltet. Falls das mal passieren sollte (was eigentlich nicht der Fall sein sollte, da man damit ca. 70 KM fahren kann), gibt es unterwegs „Tankstationen“, hier kann man sein E-Bike wieder aufladen. Praktisch. Einfach und einfach genial.
Am Ende bin ich total happy. Hinter mir liegen 43 Kilometer und 460 Höhenmeter. Das ist eine kleine Tour, in gemütlichem Tempo und mit Fotostops in ca. 1, 5 Stunden zu schaffen. Schade, ich wäre gerne noch länger gefahren, aber die Fahrt geht schon wieder weiter in die nächste Perle der Alpen, in die Dolomiten, nach Villnöß, dem Geburtsort von Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Heute, am zweiten Tag meiner Alpine Crossing Tour, bin ich endgültig angekommen, hier in den Bergen. Der Tag, der nahezu perfekt begonnen hat, hielt was er versprochen hatte: Mountainbiken in Ratschings, ein ganz heißer Tipp, den ich mir merken werde und euch nur empfehlen kann.
Mehr Infos zum Mountainbiken in Ratschings – Südtirol:
- Halbtagesausfahrt auf dem Verbindungsweg zwischen Jaufental und Ridnautal, 43 Km, 460 Höhenmeter
- Übernachten im Hotel Rainer
- Mehr Infos zum Mountainbiken in Ratschings mit Tourenvorschlägen für jede Schwierigkeitsstufe von: Tourismus Ratschings
Alpine Crossing Tour Route:
4 Orte der Alpinen Perlen – 2 Länder – 5 Tage Berge und Natur pur.
1. Alpine Perle: Neukirchen am Großvenediger
Hochseilgarten und Wanderung zur Berndlalm
2. Alpine Perle: Ratschings (Südtirol)
Mountainbike-Tour durch das Jaufental vom Hotel Rainer aus
3. Alpine Perle: Villnös (Südtirol/Italien)
Klettern wie Reinhold Messner mit Bergführer Sepp, ein Freund von Reinhold Messner
4. Alpine Perle: Moena (Trentino/Italien)
Down-hill Mountainbiking am Karerpass und Wanderung auf dem Themenweg zum ersten Weltkrieg
*Alpine Pearls / Alpine Perlen
Die Alpine Pearls sind ein Netzwerk verschiedener Orte in den Alpen von Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, der Schweiz und Slowenien , das sich dem nachhaltigen und sanften Tourismus verpflichtet hat. Ziel ist es die alpinen Orte/ Perlen und die Bergwelt möglichst attraktiv und damit naturbelassen für den Gast zu erhalten. Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist problemlos, ebenso die Mobilität an den Orten (z.B. durch Wanderbusse, Skibusse, Taxen, etc.) Sanfte Mobilität heißt auch E-Bike-Verleih, Lärmverordnungen und Nachtfahrverbote. Darüberhinaus wird die Regionalität auch bei lokalen Spezialitäten und Slow Food garantiert. Kurz um: Alpenurlaub, so wie man ihn sich vorstellt, natürlich und naturbelassen mit dem bestmöglichen Komfort, den man sich als Reisender in der heutigen Zeit wünscht. So erholsam muss ein Urlaub sein!
www.alpine-pearls.com
vielen Dank Eva Grabenweger, Alpine Pearls, für die Fotos, auf denen ich zu sehen bin.
Vielen Dank an die Alpine Pearls für die Einladung zu dieser Alpine Crossing Tour!