Eisverkostung: Das beste Eis von Turin bei Pepino
Gelato, also Eis und Italien gehören zusammen wie Tomaten und Mozzarella. Man kann nicht nach Italien fahren ohne an einer großen Portion Eis vorbeizukommen. Und so geschah es auch, dass unsere erste Anlaufstelle in Turin eine Gelateria war, eine Eisdiele, wie man hierzulande sagt. Nicht irgendeine Gelateria, sondern Pepino, die älteste und berühmteste Eisdiele Turins. Und nicht nur das, die kleine gemütliche Eisdiele im Herzen Turins, einer Stadt, die viel mehr Beachtung verdient hätte, ist sogar die älteste Eisdiele von ganz Europa! Und hier wurde 1939 das berühmte „Eis am Stil“ erfunden.
Domenico Pepino, ein Eisverkäufer aus Neapel, ließ sich einst in Turin nieder und gründete 1884 die Eisdiele Pepino an der Piazza Carignano. In dieser Zeit war die Herstellung von Eis aufgrund der richtigen Kühlung noch schwierig. Vor allem bei den Turinern war das Eis noch nicht populär. Es galt als Delikatesse und wurde nur zu Hofbanketten serviert. So wurde die Eisdiele Pepino allmählich zum bevorzugten Eislieferant des Herrscherhauses Savoyen von Turin. Irgendwann kam der kreative Eisverkäufer auf die Idee ein Eis zum Mitnehmen zu erfinden, das berühmte „Eis am Stil“ wurde geboren und aufgrund seines rießengroßen Erfolges patentiert, die Verpackung sogar mit dem Wappen der Savoyer versehen. Das Eis hieß „Pinguin“-Eis, weil es Vanilleeis, ummanteltet mit dunkler Schokolade war und wohl einem Pinguin glich. Das Pinguin-Eis wurde zum Exportschlager und bis heute tausendfach kopiert.
Bei Pepino: Die zarteste Versuchung seit es Eiscreme gibt
Bis dahin konnte ich mir unter einer Eisverkostung noch nichts Genaues vorstellen, ich dachte ich bekomme drei Kugeln Eis und darf dann sagen, welche am besten war. In der Tat wurden uns als „primo piatti“, also dem ersten Gang, drei Kugeln Eiscreme serviert. Doch damit war noch lange nicht Schluss. Aber das wusste ich an dieser Stelle beim ersten und zweiten Gang noch nicht und weil Eis ja bekanntlich immer irgendwie runtergeht, hab ich mir den Bauch voll geschlagen.
Der primo piatti bestand aus einer Kugel feinstem Vanilleeis, einer Kugel Haselnuss Eiscreme – Gianduja, eine Spezialität von Turin und einer Kugel Schokoladeneis. Überhaupt haben es die Turiner mit der Schokolade, noch bevor das Eis das Land eroberte, galt Turin als Paradies der Schokoladenherstellung. Mein Favorit wie eigentlich immer, das cremigzarte Vanilleeis, vielleicht das beste Vanilleeis meines Lebens. Schon hier schwelgte ich auf einer Wolke voller Glückseligkeit, doch der „Zwischengang“ wurde bereits serviert.
Auf der Speißekarte bei Pepino: ein Eissorbet im Glas zum Trinken. Nach Zitrone schmeckendes Eis zum Trinken war eine total neue Erfahrung für mich. Mein Favorit: immer noch das cremigzarte Vanilleeis.
Dass die Gelateria Pepino auch heute noch die Tradition von Domenico Pepino wahrt und dessen Kreativität bei der Kreation von außergewöhnlichen Eisspezialitäten weiterlebt, beweist der „dritte Gang“: Stracciatella-Minze und Stracciatella-Veilchen-Eiskügelchen und dazu eine Kugel saure Sahne. Solche speziellen Geschmacksrichtungen kann man nur hier in Italien und im Besonderen in Turin, in der Wiege der Eisherstellung, probieren. Doch Vorsicht, wer einmal probiert, der verwöhnt seinen Gaumen so sehr, dass einem kein anderes Eis danach mehr richtig schmecken mag. Das habe ich an einer Straßenecke in Turin getestet und auch hier in Deutschland. Pepino ist der Beste. Basta.
Bekanntlich kommt das Beste immer zum Schluss und die Dramaturgie dieser Eisverkostung lief mit dem letzten Gang zum fulminaten Höhepunkt auf. Leider spürte ich hier schon die klebrig kalte Eismasse in meinem Bauch, doch aufhören? Nicht wenn es um Gelato geht. Die Liebe zu der kalten süßen Köstlichkeit liegt nämlich in der Familie und wurde mir bereits von meinem Großvater mit in die Wiege gelegt. Und schließlich war ich ja auch nicht zum Spaß hier, ich sollte doch euch darüber berichten, wie das Eis am Stil schmeckt. Bene, was soll ich sagen, molto buono, meraviglioso é fantastico! Eine herrliche Auswahl mit zartherber Schokolade überzogenem Vanille und Schokoladeneis, und selbstverständlich auch der Star der Gelateria Pepino, das berühmte „Pinguin“-Eis. – ein Klassiker, der mir immer noch der Liebste bleibt. Da bin ich ganz einfach gestrickt.
Nur weil keiner denken soll, ich sei verfressener als die anderen, lasse ich meinen Löffel fallen. Hätte mich keiner gesehen, ich hätte die ganze Ration verputzt, ehrlich, selbst wenn es mir danach schlecht gewesen wäre. Doch nach dieser grandiosen Eisverkostung mit fünf Gängen (!) wartete bereits hausgemachte Pasta zum Abendessen auf uns und die will ja auch noch probiert werden. Doch dazu beim nächsten Mal mehr.
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Vielen Dank an Tourismo Torino é Provinca, an Incoming Experience, an das Hotel Best Western Piemontese für die Einladung nach Turin. Vielen Dank an die Gelateria Pepino für diese Eisverkostung.
Hallo
Dein Bericht bestärkt mich in meiner Absicht, bald mal nach Turin zu fahren.
Echt toll geschrieben!
Nun warte ich gespannt auf
„wartete bereits hausgemachte Pasta zum Abendessen auf uns und die will ja auch noch probiert werden. Doch dazu beim nächsten Mal mehr.“
oder hab ich bloss den Link nicht gefunden?
Grüsse Guido
Hallo Guido,
danke, Turin ist auch wirklich eine wunderschöne Stadt, es lohnt sich absolut da mal hin zu fahren.
Mein Schlemmerguide zu Turin findest Du hier: Schlemmerguide für Turin: Pasta, Pizza, Dolci und vieles mehr
und ein Stadtporträt hier: Turin, du Prachtvolle ( Sehenswürdigkeiten von Turin)
viel Spaß in Turin!
LG Nicole