Balaton – zu Lande, zu Wasser und zu Pferde

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Das Nordufer des Balaton/ Plattensees in den Weinbergen von Csopak

Hui, in Ungarn ist schon Sommer. Wenn man aus Deutschland kommt, weiß man nicht mehr wie sich Sommer anfühlt. Ok, wir hatten ihn zwei Tage vor meinem Abflug auch in Frankfurt, aber in Ungarn, da ist er irgendwie beständiger. Die Sonne sticht, mit Temperaturen von +35 Grad, versprechen die vier Tage Ungarn schön zu werden. Prinzipiell sehr gut, praktisch bin ich es einfach nicht mehr gewöhnt oder ich werde alt oder schlimmstenfalls auch beides.

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Balaton/Plattensee Ungarn: Blick über das „ungarische Meer“ bei Tihany

Unsere Ungarnreise beginnt am wunderschönen Plattensee, knapp zwei Autostunden von Budapest entfernt. Es ist nicht mein erstes Mal, dass ich hier bin, aber das erste Mal, dass mir diese unglaubliche Farbe auffällt. Der Plattensee ist nämlich türkis. Und zwar türkiser als die Karibik. Es ist der Hammer. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das wirkt als hätte man den Plattensee gephotoshoppt. Geht ja aber nicht, ist ja schließlich alles Natur vor meinen Augen. Die Fahrt geht durch die hügelige Landschaft des nördlichen Ufers entlang wo sich dunkelgrüne Weinreben an den Berghang schmiegen und die Aussicht über den See atemberaubend ist. Zum Glück verspricht der Weinkeller des Szent Donát in Csopak erstmal Abkühlung. Hier drinnen im altaussehenden aber neuerbauten Weinkeller riecht es nach alten Weinfässern und der Winzer schenkt uns auch gleich das ein oder andere Glässchen von den edlen Tropfen ein. Das ist ein Ungarn-Auftakt, ganz nach meinem Geschmack, da ich gerne guten Wein trinke. Schon bald wird mir klar, dass ich auf dieser Reise viel davon trinken werde. Egészségéré! Wie man in Ungarn sagt. Wer das richtig ausspricht, hat schon die halben Sympathiewerte eines Ungarn gewonnen. Zum Glück hat mir mein Opa schon beigebracht, wie man das richtig spricht und es ist neben igen, nem und jó napot auch die einzige ungarische Floskel, die ich halbwegs beherrsche, vielleicht ist sie in Ungarn die Wichtigste, denn das Ungarn gerne Wein trinken, auch das weiß ich von Opa. Die ungarische Sprache, ist so eine Sache. Außer mit dem Finnischen hat sie keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner europäischen Sprache. Ob daher die Einsamkeit und tiefe Melancholie der Magayaren rührt oder ob die einfach tief in ihrem Blut verankert ist, weiß ich nicht. Fakt ist, sie macht die Ungarn zu etwas Besonderem.

Der Plattensee ist für den Weinanbau gerade zu prädestiniert, die leicht hügelige Lage und die vielen Sonnenstunden im Jahr lassen die Reben gut reifen. In dieser Region wird schon seit der Antike Wein angebaut und nach den kommunistischen Jahren gewinnt diese lange Tradition auch seit den 90er Jahren wieder verstärkt an Bedeutung und es werden immer mehr Qualitätsweine in Privatkeltereien angebaut. Bekannt und stolz sind die Ungarn vor allem auf den Tokajer.

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Balaton/Plattensee Ungarn: Wahnsinn diese Farbe, könnte auch in der Karibik sein, oder?

Auf dem Weg zur Halbinsel Tihany, deren Abtei mit den zwei Turmspitzen auf dem Felsen über dem Balaton thront, fahren wir vorbei an der „ungarischen Provence“. Hier gibt sich uns tatsächlich ein unbekanntes Ungarn zu erkennen, oder wer hätte dieses Land mit lila Lavendelfeldern in Verbindung gebracht? Tatsächlich scheint Tihany für den Lavendel bekannt zu sein, überall begegnet mir die lila Pflanze, bei der man eher an die französische Provence denkt als an ein Land, dass für die Paprika bekannt ist.  Aber auch die Paprika begegnet mir in Tihany, sogar ein ganzes Haus voller Paprika und da ist es, dieses hach, ich bin ja in Ungarn-Gefühl. Übrigens war es ein Ungar, der das Vitamin C aus einer Paprika erkannte und dafür den Nobelpreis bekam, das nur am Rande, aber es zeigt: Ungarn ist immer für eine Überraschung gut. Hier oben in Tihany, wo die Sonne sticht und wo die Aussicht auf das unendliche Türkis des Sees uns den Atem raubt, kosten wir das Zanderfilet, das uns der See beschert und wieder einen Wein, weiß natürlich.

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Balaton/Plattensee Ungarn: Ungarn überrascht mit seiner ungarischen Provence (Lavendel) und seinem türkisen Meer wie in der Karibik

Sicherlich, so eine Reise an den Plattensee hat immer was Nostalgisches an sich, es sind viele Deutsche Urlauber hier, vorwiegend jenseits der 60er. Es ist das Urlaubsland der Deutschen aus den 50ern, aus den 70ern und vielleicht noch späten 80ern. Man fuhr hier her und traf sich. Der Osten mit dem Westen, weil Ostdeutsche häufig nur in Ungarn Urlaub machen durften. Und auch viele Deutschungarn kamen immer wieder hier her in die Heimat der Vertriebenen. Ungarn als Treffpunkt, als Zusammenkunft der Heimatlosen, als symbolischer Ort individueller Geschichte. Und das sieht man noch immer an den Busreiseunternehmen, die vor den Restaurants mit  Sonnenterrasse parken und an Hotelanlagen, die jene Jahre überdauert haben. Daneben gibt es aber moderne charmante Gästehäuser, Golfplätze und eben Weingüter mit Exklusiv-Charakter. Hier zeigt sich Ungarn als ein modernes Land mit Ideen. Schade, dass wir in Deutschland sowenig von diesem Land wissen, denn es hat soviel zu bieten. Wie auch immer, die Ruhe hier und die satte Landschaft bringen mich irgendwie runter vom Alltagsstress und ich fange an zu entspannen und nebenbei finde ich es einfach traumhaft über die Farbe des Sees zu staunen.

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Die „ungarische Provence“ – Lavendelfelder bei Tihany in Ungarn am Plattensee

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Ungarn Plattensee in Tihany spielt der Lavendel eine große Rolle

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Ungarn Plattensee – malerisches Tihany

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Typisch Ungarn: rote Paprika

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Das „Paprika-Haus“ in Tihany/Plattensee in Ungarn

Balaton – zu Wasser

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Balaton/Plattensee Ungarn: Yachthafen von Balatonfüred

Aber, was wäre der Plattensee, wenn man ihn nicht mit all seinen Sinnen wahrnimmt? Und das heißt für mich, eintauchen und schwimmen. Sobald ich ein Wasser sehe, muss ich schwimmen. Glücklicherweise stand eine Segeltour auf dem Programm. Wann immer ich auf einem Segelboot sitze und mir der Wind ins Gesicht bläst, springen meine Endorphine im Kreis herum. Und so ein Kopfsprung direkt vom Boot ins kühle Nass ist bei diesen Temperaturen einfach das Beste was es gibt auf der Welt. Da bin ich einfach wieder Kind und plantsche und schwimme und tauche und freue mich am Leben. Und was besonders geil ist, ist, wenn sich ein paar Reiseblogger an ein Seil hängen und sich vom Captain im Motorboot über den See ziehen lassen. Geil. Was für ein Spaß! Der Plattensee gleicht ja eigentlich einer Badewanne, zwar ist er größer als der Bodensee, aber durchschnittlich nur ca. 3 Meter tief und an Sommertagen mit 24-26 Grad angenehm warm. Ich könnte so den ganzen Tag verbringen. Es ist so angenehm leicht, das Leben auf so einem Boot. Und endlich kann ich ihn spüren, den Sommer 2013.

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Ungarn Plattensee: „Leinen los“ – ein Segeltörn ist Sommer pur und Lebensgenuss hoch zehn!

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Erfrischung im satt grünen Plattensee – Wasserspaß oder es waren einmal ein paar Blogger an der Leine…,                 herzlichen Dank an Nina von bettentdecker.de für das Foto

Balaton zu Pferde –  wildromantische Puszta

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„Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“. Herzlichen Dank an Ingo von reise-wahnsinn.de für das Foto.

Aber die ländliche Idylle beschränkt sich in dieser Region nicht nur auf den Plattensee. Auch im Hinterland liegen versteckte Reize verborgen. Dort findet man sie, diese ungarische Ursprünglichkeit bei Land und Leuten. Ungarn ist auch das Land der Puszta und der Pferde und so freue ich mich ganz besonders auf das nächste Highlight, ein Ausritt hoch zu Ross. Gut, ich bin seit 20 Jahren nicht mehr im Sattel gesessen, aber eine innere Stimme redet auf mich ein, dass man reiten schließlich nicht verlernen könne, ungefähr so wie fahrradfahren. Während sich die anderen für eine langweilige Kutschfahrt entscheiden, ziehe ich mir Reitstiefel und Reithelm an und finde mich selber wahnsinnig abenteuerlustig. Jedenfalls sind meine Lebensgeister hellwach. Ich freue mich wahnsinnig wieder mit den schönen Vierbeinern auf Tuchfühlung zu gehen. Der Reiterhof Csikós in Pécsely ist unter deutscher Leitung, die Pferde und Stallungen wirken äußerst gepflegt. Stolz schwinge ich mich in den Sattel meines ungarischen Halbblutes, ein Wallach namens Domino. Es ist ein Wahnsinns-Gefühl, das ich mit Martina und Angelika teile, deren Begeisterung genauso groß ist. Das ist eben so ein Mädchen-Ding, Pferde waren meine erste große Liebe.

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Juhuu! Ich sitze im Sattel… nach über 20 Jahren!!!      herzlichen Dank an Nina für das Foto.

Es geht los, wir reiten durch das wunderschöne und nahezu unberührte Gelände, mitten durch Kornfelder, durch Wälder und traben zwischen Weinreben hindurch. An einem Weingut treffen wir unterwegs auf die anderen Kutschenfahrer, die schon dabei sind sich durch sämtliche Weine durchzuprobieren. Ich bin kaum vom Pferd gestiegen, drückt mir auch schon jemand ein Glas in die Hand, nur weil ich Durst habe, ist es in Nullkommanix leer, und dann auch schon wieder gefüllt mit dem nächsten Riesling. Hach an so ein Leben könnte ich mich ja gewöhnen. Und halb besoffen wieder auf mein Pferd zu steigen, ist auch ganz amüsant. Domino scheint weder neidisch zu sein noch irgendetwas davon mitzubekommen, er möchte laufen und ich muss ihn ein bisschen drosseln. Ich kann es ja verstehen, die Gegend lädt geradezu ein in vollem Galopp über die Felder zu preschen. In der Ferne schimmert das Türkisgrün des Plattensees hinter den Hügeln hervor. Schade, dass wir nach knapp 2 Stunden schon wieder auf dem Reiterhof ankommen. Dass das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde liegt, hab ich nach 20 Jahren wieder mal gespürt und ich überlege, ob ich nicht doch einmal Reiterferien machen sollte. Völlig geflasht, setzen wir uns in den Bus, der uns nach Budapest bringt. Doch davon berichte ich dann beim nächsten Mal und ich hoffe ihr seid wieder mit dabei!

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Ungarn Plattensee – das traumhafte wild romantische Hinterland

 

Vielen Dank an das Ungarische Tourismusamt, das mich zu dieser Bloggerreise eingeladen hat. Mein besonderer Dank geht an Bernadett und Eva für die super Organisation der Reise und die herzliche Betreuung vor Ort. Meine Ansichten in diesem Artikel entsprechen jedoch wie immer meinen eigenen persönlichen Eindrücken.