Warum wir Weihnachtskitsch brauchen!
Da lese ich doch heute der Weihnachtsklassiker „Last Christmas“ sei kitschig. Ja geht`s noch? Zu so was darf man doch nicht Kitsch sagen, eher Kult. Ein Weihnachten ohne den Wham-Hit „Last Christmas – I gave you my heart, la la la“ das kann man sich doch gar nicht mehr vorstellen! Und was kann denn ich dafür, wenn man das in Kaufhäusern schon Mitte November spielt und zwar Non-Stop?
Nein, ich stehe nicht auf Kitsch, ganz und gar nicht. Ich lebe eigentlich völlig puristisch, was Kitsch angeht. Aber an Weihnachten, da schmelze ich dahin und alles ist anders. Weihnachten ist doch der Innbegriff der Harmonie, des Friedens, der Romantik, der Liebe und was wäre es denn, wenn wir nichts hätten, das unser Herz zum Dahinschmelzen brächte? Was wäre es denn, wenn wir keine Glaskugeln mehr an Bäume hängen würden, keine Adventstürchen öffnen würden und keine Weihnachtslieder mehr hören würden? Was wäre ein Weihnachten ohne die kitschigen Sinnbilder unserer Sehnsucht nach der heilen Welt? Es wäre doch traurig.
Man muss es ja nicht übertreiben und das tut nur die Konsumwelt, dieses Jahr zum Beispiel wird man mit Adventskalendern überschwemmt, wirklich Spaß machen mir nur die, in denen wie eh und jeh Schokolade steckt und die mir meine Mutter immer per Post zugeschickt hat. Ich möchte auch keinen Adventskalender von meinem Stromanbieter und meiner Bank bekommen, ganz ehrlich, das brauchen wir nicht. Was wir wirklich brauchen, sind die Dinge, die von guten Menschen für gute Menschen sind. Das sind so simple und doch so kostbare Dinge wie z.B. ein bisschen Zeit oder ein aufmunterndes Wort. Schade, denn davon, gerade davon bekomme ich wirklich wenig mit in diesen Tagen. Wer schenkt heute noch dem Postboten ein Beutelchen mit selbstgebackenen Plätzchen, wer der Nachbarin ein offenes Ohr und wer bedankt sich heutzutage noch bei einer Verkäuferin, die einen besonders gut oder schnell beraten hat? Ahso, ist heute selbstverständlich geworden. Nee, so läuft das nicht, Leute. Selbstverständlich ist Freundlichkeit nicht geworden, ganz im Gegenteil. Grade an Weihnachten, jeder scheint mit sich selbst beschäftigt zu sein, denkt nur noch, was schenke ich wem und ist gestresst dadurch und übersieht auch noch was wirklich gebraucht wird. Nämlich Herzenswärme, die wirklich echt ist und die man auch nicht auf irgendein anonymes Spendenkonto im Ausland schicken muss, sondern vielleicht einfach den Menschen, die wirklich wichtig sind.
Oh jeh, ich wollte keine Moralpredigt halten, sondern sagen, dass Weihnachts-Kitsch, wenn man das unbedingt so nennen mag, auch glücklich macht. Damit drücken wir nämlich zumindest einmal im Jahr diese Sehnsucht nach der heilen Welt aus. Eine Welt unserer Kindheitserinnerungen, in der wir noch an das Christkind glaubten, das irgendwann nur noch Santa Claus hieß, warum auch immer. Weihnachtsdeko ist das letzte Stück Brauchtum, das wir uns heute noch erlauben, also lasst uns doch den Spaß! Ok, inflationärer Gebrauch davon verdirbt alles, zuviel blink blink betäubt jede heile Welt Vorstellung all zu schnell und schlechter Geschmack bleibt schlechter Geschmack. Aber so ein bisschen Weihnachts-Kitsch, das darf es schon sein. Ich für meine Fälle hatte das Bedürfnis nach meiner Kuba-Reise sofort in den nächsten Deko-Laden zu rennen, um meine Wohnung wie jedes Jahr weihnachtstauglich auszuschmücken. Warum? Vielleicht weil das meine Mutter schon immer so gemacht hat und davor meine Omas.
Vielleicht ist der Anblick eines Christbaums heute keine Sensation mehr, aber er schafft immer noch dieses Licht in dunklen Tagen in unserer Seele und er ruft positive Assoziationen hervor und das ist gut so. Auch wenn wir längst gemerkt haben, dass die heile Welt ein Sehnsuchtsort ist, den wir vergeblich irgendwo suchen, schaffen solche Traditionen genau die Sicherheit, die uns sonst im Alltag vielleicht manchmal abhanden kommt, wenn alles drunter und drüber geht, dann leuchten immer noch die Kerzen am Adventszweig, das beruhigt, denn das signalisiert, es ist alles so wie es sein soll und es geht weiter, Jahr für Jahr um die gleiche Zeit. Und deshalb brauchen wir den Weihnachts-Kitsch, um uns an der kleinen heilen Welt zu erfreuen, die wir uns nach eigenem Geschmack erschaffen können, um uns daran zu erinnern, das es sie vielleicht irgendwo mal gegeben hat und vielleicht irgendwo geben wird, diese kleine Welt in der alles gut ist. Deswegen haltet euch ein kleines Plätzchen in eurem Herzen und euren Wohnzimmern frei für euren persönlichen Weihnachtskitsch! Und was Kitsch ist und was nicht, das bestimmen immer die anderen, aber gefallen muss es schließlich nur euch selbst.
Meine Top 5 Weihnachtskitsch-Essentials:
1. Weihnachtsdeko
das Wichtigste um in Weihnachtsstimmung zu kommen ist die Deko, nicht nur in Innenstädten, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Ich liebe es!
2. Lichterkette
Lichterkette ein Muss! Ob am Fenster oder Adventszweig, sie gehört einfach dazu, ersetzt aber nicht die Kerzen am Adventskranz!
3.Weihnachtsstern
ein roter Weihnachtsstern ziert immer meinen Wohnzimmertisch. Letztes Jahr hab ich sogar echte Weihnachtssterne in Mexiko gefunden!
4. Last Christmas – der Wham-Hit!
Mich nervt der Weihnachtshit keinesfalls. Schön zum Mitsingen und in Weihnachtsstimmung kommen…
5. Sissi
Es ist fast eine Tradition geworden. Jedes Jahr um die Weihnachtszeit läuft die Sissi-Triologie im Fernsehen (dieses Jahr nur im ORF). Und nirgendwo ist heile Welt schöner als mit Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm. Ich schau es mir immer wieder an! Die heile Welt der 50er Jahre ist einfach toll und die Kulisse aus Wien hab ich im Januar auch besichtigt – übrigens ein tolles Reisziel im Winter!
Wien Hofburg: Die Heimat von Sissi – an Weihnachten im Fernsehen
Wien im Winter? Ein tolles Reiseziel, schau selbst: Wien im Wintermantel
Wie steht ihr zu Kitsch? Was ist Weihnachtskitsch für euch und deckt ihr euch auch damit ein? Oder seid ihr ein absoluter Weihnachtsmuffel? Ich will es wissen, schreibt mir doch einfach ein Kommentar dazu!