St. Martinsumzug in Frankfurt

Manchmal überraschen mich auch die Ereignisse des Tages. So wie heute. Graue, regnerische Novembertage wie heute verbringe ich immer im Wellnessbereich meines Fitnesstudios. Nach zwei Saunagängen, stehe ich also in der Frankfurter Innenstadt und da kommt mir doch tatsächlich ein Ritter auf dem Pferd entgegen. Nein, es ist nicht der Traumprinz. Es ist St. Martin. Ein Martinsumzug! Sein Gefolge: eine Menge Kinder mit ihren Laternen. Wie lange habe ich sowas nicht mehr gesehen und dann ausgerechnet mitten in Frankfurt! Als Fan alter deutscher Traditionen zücke ich sofort mein Handy und es ist klar, dass es publik gemacht werden muss. Denn alte deutsche Bräuche dürfen nicht aussterben und durch den Import von Halloween aus den USA, ist der gute alte St. Martin bei uns doch leider etwas in Vergessenheit geraten. Mit meinem Blog Unterwegs & Daheim, der auch ein Heimatblog sein soll, ist es meine Mission auf solche deutschen Bräuche aufmerksam zu machen.

Ein St. Martins Umzug ist übrigens in vielen deutschen Regionen üblich, auch in der Schweiz, in Österreich und Südtirol gibt es St. Martins Umzüge, jedes Jahr am 11. November. Nach altem Brauchtum zieht ein Reiter auf einem Pferd (oft ein Schimmel) durch die Stadt oder das Dorf. Er verkörpert den Heiligen St. Martin im Gewand eines römischen Soldaten. Kinder begleiten den Reiter mit Laternen und singen Laternenlieder. Im Anschluss gibt es auch noch ein Martinssingen. Am Martinstag gibt es traditionell auch die Martinsgans zum Essen.

Die Tradition geht auf den  heiligen Martin von Tours zurück. Er war 334 n.Chr. ein römischer Soldat in Frankreich und begegnete im Winter bei Amiens einem frierenden Bettelmann. Der Soldat hatte Mitleid mit dem Armen und da er außer seinem Mantel nichts hatte, teilte er diesen kurzerhand in zwei Hälften und gab dem Armen die eine Hälfte. Diese Geste wird bei den Umzügen meist nachgestellt. Bis heute ist diese Geste ein Symbol christlicher Nächstenliebe.

Der Leichnam des Heiligen St. Martin soll am 11. November in einer Lichterprozession in einem Boot nach Tours überführt worden sein. Das ist der Grund, weshalb noch heute die Kinder mit ihren Laternen hinter dem Pferd herziehen.

Übrigens, dass am gleichen Tag, also am 11. November, der Karneval beginnt, hängt auch damit zusammen. Denn ein Tag nach dem Martinstag begann im frühen Mittelalter eine 40-tägige Fastenzeit, ähnlich der Fastenzeit vor Ostern. Auch war der Martinstag der Endtermin des bäuerlichen Jahres, an dem die Pacht fällig wurde, Verträge abgeschlossen wurden und das Gesinde wechselte. Mit der Martinsgans und dem Beginn des Karnevals wurde noch einmal ausgiebig gefeiert.

Schön, dass es in einer Stadt wie Frankfurt, noch Martinsumzüge gibt.