Die Philosophie des Strudels und andere Köstlichkeiten aus Ungarn
Strudel – allein das Wort, wenn man es sich auf der Zunge zergehen lässt, löst so ein Gefühl von Behaglichkeit und Gemütlichkeit aus. Kindheitserinnerungen kommen auf, wie noch dampfender Kuchen aus dem Ofen gezogen wurde und seinen Duft überall im Haus verströmt hat. Nein, meine Mutter war keine Strudelbäckerin, aber einen guten Strudel machen, das können sowieso nicht viele. In Wien habe ich mich bereits als Apfelstrudel-Testerin von Kaffeehaus zu Kaffeehaus vorangetastet. Nun bin ich in Budapest, das dank der kaiser-königlichen Donaumonarchie auch ähnliche kulinarische Gemeinsamkeiten hat.
Im Ersten Pester Strudelhaus, dem Rétesház – Anlaufstelle für all diejenigen Touristen, die jene Ursprünglichkeit von Budapest noch aufspüren wollen – zeigt man uns, was einen echten Strudel ausmacht. Denn wenn man schon Strudel heißt, muss dieses Gebäck auch so ursprünglich sein, dass es dazu jede Menge Geschichten gibt und natürlich echte Handarbeit, die den guten alten Strudel ausmacht.
„Ungarische Frauen müssen erst lernen, einen richtigen Strudel zu backen, bevor sie heiraten können“
Dieser Satz zeigt, welche Bedeutung der Strudel im Leben und der Geschichte der Ungarn hat. Dieser widerum begegnet man im Ersten Pester Strudelhaus an jeder Ecke. Alte Schwarzweis-Fotografien an den Wänden erzählen von vergangenen Tagen, der harten Arbeit in der Weite der Puszta, alte Alltagsgegenstände machen all diese Geschichten vom Landleben gegenwärtig. Wer ins Strudelhaus kommt, fühlt sich als wäre er in Omas Wohnzimmer gelandet. Selbst auf der Toilette nehmen die alten Geschichten vom Leben der Ungarn kein Ende.
Die 3 Phasen des Strudelbackens
Das Geheimnis des Strudels ist der Teig, er muss hauchdünn sein. Man knetet ihn, wirbelt die Teigmasse in der Luft herum, streckt und dehnt ihn und benötigt dann einen riesen großen Tisch auf den man den Teig ausrollen kann und zwar so dünn, dass er fast durchsichtig ist. Klappt das nicht, wird der Teig auch schnell mal wieder an die Wand gepfeffert – beim nächsten Mal klappt es dann vielleicht besser, aber wenn der Teig nicht richtig auf dem Tisch liegt, gibt`s im Ersten Pester Strudelhaus auch keinen Strudel auf dem Teller. So einfach ist das. Da kennt der Küchenchef auch bei uns Lehrlingen kein Pardon. Was beim Zusehen so einfach aussieht, ist wohl eher jahrelange Übung. Der ungarische Strudelteig sei angeblich dünner als der österreichische. Das Resultat dieser Backphilosophie ist dann außen knusprig und innen zart. Einfach ein Traum für jeden Gaumen. Mir läuft jedenfalls schon vom Zusehen das Wasser im Munde zusammen und ich denke nur noch: Apfelstrudel, Apfelstrudel, wann gibt`s endlich Apfelstrudel?!
Um ehrlich zu sein, ich bin heilfroh, dass ich keine Ungarin bin, denn vermutlich wäre ich nie im Leben im Stande dazu einen eigenen guten Strudel zu backen und ihr wisst ja was das hieße: keine Heirat und das wäre doch irgendwie schade.
Wir kommen in den Genuss den Strudel sowohl herzhaft zu genießen: mit Fleischfüllung und in meinem Fall die vegetarische Variante mit Spinatfüllung – sehr lecker! Und natürlich als Nachtisch den von mir so heißbegehrten Apfelstrudel und Quarkstrudel. Ich liebe einfach Apfelstrudel und hier im Ersten Pester Strudelhaus kann ich wenigstens gewiss sein, dass ich den besten Strudel Ungarns gegessen habe.
Der Strudel kommt übrigens ursprünglich aus dem Osmanischen Reich, also von den Türken. Wer aber eine Ur-Ungarische Spezialität probieren will, der muss unbedingt meine Top 6 Lieblingsgerichte aus Ungarn probieren (übrigens es muss unter uns bleiben, aber hier mache selbst ich als Vegetarierin eine Ausnahme und esse fröhlich mit):
Top 6 Lieblingsgerichte aus Ungarn:
1. Salami (schmeckt am besten mit gelben Spitzpaprika und einem ungarischen Wein)
2. Paprika (meine Lieblinge: gelbe Spitzpaprika, sonnengereift – ein Traum, aber auch feurig rot für das Gulasch)
3. Gulaschsuppe (oh wie hat das meine Oma gut gekocht, sie war mit einem Deutsch-Ungarn verheiratet, Gulasch ohne Suppe mit Nockerln)
4. Lecsó (Paprikagemüse mit gelben Spitzpaprika, Tomaten und Zwiebeln und Würste, mein Lieblingssommergericht, wenn es richtig heiß ist)
5. Langosch (Hefeteig gebacken im Holzoffen, gewürzt mit Knoblauch, Paprikapulver, Sauerrahm oder individuellem Belag)
6. Palatschinken (wie ein Crepe)
Vielen Dank an das Ungarische Tourismusamt, das mich zu dieser Bloggerreise eingeladen hat. Meine Ansichten entsprechen jedoch meinen eigenen Gaumeneindrücken.
Diesen Beitrag reiche ich zur Blogparade von Travel World Online im November mit dem Thema „Reisen und Speisen“ ein.
mmmh, sieht das alles gut aus! war noch nie in Ungarn aber die gastronomische wunderwaffe strudel wird wohl auch mich wohl oder übel schon bald hinbewegen!!! super artikel un d mmmmhh lecka!
LG
Basti
Danke, Basti. Ich kann nur sagen, die Strudel sind der Hammer! Egal ob süß oder herzhaft, du musst es unbedingt probieren! 🙂 LG Nicole
Ich weiß noch als wir Kinder waren, kam manchmal unsere Oma,(deine Uroma) zu Besuch.Da sie ja aus Ungarn stammt, wünschten wir uns immer Apfelstrudel und ich habe noch keinen Apfelstrudel gegessen der so gut war, wie der von unserer Oma und deiner Uroma. Das sind Erinnerungen die man nie vergisst.
LG Marita
Hallo Marita,
schade, dass ich nicht in den Genuss vom Strudel der Uroma gekommen bin. Der hat bestimmt sensationell geschmeckt. Schade, dass sie euch nicht das Rezept hinterlassen hat, hehe:-)
LG Nicole
Ja Ja – kochen und backen können die Ungarn!!
Jedesmal wenn ich von Budapest heimfahre, habe ich 5 Kilo zugenommen…
Liebe Grüße Markus
absolut! Der Strudel ist unfassbar gut! 🙂 ich hatte auch zugenommen in Ungarn 🙂