Unterwegs & Daheim Weihnachtsmarkt-Check: Frankfurt Römer
Es ist wieder soweit, durch die kalte Winterluft zieht ein Duft von gebrannten Mandeln, heißen Maronen und Glühwein. Die Innenstädte glänzen im Lichterdickicht und in den Kaufhäusern wird man non-stop mit Weihnachtsliedern à la „Last Christmas“ beschallt. Die Adventszeit ist da und nicht nur Kinder stehen mit großen Augen vor den rießigen Weihnachtsbäumen, die die Weihnachtsmärkte Deutschlands zieren. Der Weihnachtsbudenzauber lockt wieder Tausende in die Innenstädte. Natürlich auch mich. Heute: Frankfurt Römer.
Drei Millionen Besucher werden auch in diesem Jahr wieder erwartet. Das merke ich spätestens als ich mich vom Mainufer in Richtung Römer zwischen den Menschenmassen hinaufschiebe. In meiner Weihnachtsmarkt-Euphorie habe ich völlig vergessen, wie anstrengend Menschenansammlungen sein können, vor allem, wenn man meint, man muss sich an einem Wochenende durch Frankfurts Weihnachtsmarkt schieben. Aber, ich werde entlohnt mit dem Lichtermeer von Buden und Weihnachtsbaum. Dieser ist in diesem Jahr ein Geschenk der Gemeinde Inzell aus Oberbayern, mit 28 Metern Höhe und einem Gewicht von 8 Tonnen ein echtes Prachtstück. Aber mal ehrlich, viel mehr Lichter hätten auch wirklich nicht auf die 120 Jahre alte(!) Fichte gepasst!
Ich steuere als erstes meinen Lieblingsglühweinstand auf dem Römer an. Dazu gibt es am Stand nebenan ein Schweizer Raclette-Brötchen und mit der Weihnachtslied-Beschallung vom nostalgischen Kinderkarussell, auf dem auch gerne Erwachsene oder alleinstehende Omis mitfahren, kommt die Weihnachtsstimmung auch bei mir allmählich auf, obwohl ich gedanklich noch in der Karibik verweile, von der ich erst am vergangenen Montag zurückgekehrt bin.
Frankfurter Spezialitäten: Heißer Apfelwein und Bethmännchen
Auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt gibt es alles was man heiß trinken kann. Neben dem klassischen Glühwein (rot oder weiß), der Feuerzangenbowle, auch so exotische Getränke wie heißen Caiphirinha und selbstverständlich natürlich auch heißen Apfelwein, das Frankfurter Lokalgetränk Nummer eins, das selbst bei jungen Leuten beliebt ist. Als Wahlfrankfurterin kann ich diese Vorliebe leider nicht teilen.
Apropos Lokalspezialitäten: Dazu gehört natürlich auch das Bethmännchen. Dahinter verbirgt sich ein kugelrundes Gebäck aus Marzipan und Mandeln. Hinter dem Namen steckt die Frankfurter Bankiersfamilie Bethmann. Angeblich soll der Pariser Konditor Jean Jacques Gautenier, der Anfang des 19. Jahrhunderts Küchenchef bei der Familie Bethmann war, die Bethmännchen erfunden haben. Es kann aber auch sein, dass das Bethmännchen eine Abwandlung der Frankfurter Brenten ist. Brenten werden seit dem Mittelalter in Frankfurt nur zur Weihnachtszeit gebacken. Schon Goethe hat gerne Brenten genascht. Und bei Eduard Mörike haben die Brenten einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass er darüber ein Gedicht geschrieben hat (siehe unten). Die Bethmännchen oder Brenten haben allerdings noch eine andere Tradition: In der Zeit als es noch Kavaliere gab, schickten die Herren ihrer Angebeteten ein Gebäckstück ins Haus. Wenn sie es behielt, durfte der Herr ihr den Hof machen, schickte sie es zurück, musste sich der Abgewiesene allein mit seinem Bethmännchen trösten. Wie schade, dass solche Traditionen ausgestorben sind…
Natürlich gibt es noch allerhand an lokalen Spezialitäten auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt zu entdecken. Ich werde mich noch ein bisschen umschauen, Zeit bleibt mir bis 23. Dezember, dann ist die gute schöne Weihnachtsmarktzeit leider wieder vorbei.
Fazit: für mich ist der Frankfurter Weihnachtsmarkt mit seinen aufwendig verzierten Buden, seinem nostalgischen Karussell und der Krippe auf dem Römerberg einer der schönsten, den ich bisher besucht habe. Aber vielleicht habt ihr noch einen Tipp für mich?
Welche lokalen Traditionen gibt es auf euren Lieblings-Weihnachtsmärkten?
Hier das Gedicht von Eduard Mörike:
Frankfurter Brenten
Mandeln erstlich, rat‘ ich dir,
Nimm drei Pfunde, besser vier (Im Verhältnis nach Belieben);
Diese werden nun gestoßen
Und mit ordinärem Rosenwasser feinstens abgerieben.
Je aufs Pfund Mandeln akkurat
Drei Vierling Zucker ohne Gnad‘!
Denselben in den Mörsel bring‘,
Hierauf ihn durch ein Haarsieb schwing.
Von deinen irdenen Gefäßen
Sollst du mir dann ein Ding erlesen,
Was man sonst eine Kachel nennt,
Doch sei sie neu zu diesem End‘!
Drein füllen wir den ganzen Plunder
Und legen frische Kohlen unter.
Jetzt rühr‘ und rühr‘ ohn‘ Unterlaß,
Bis sich verdicken will die Mass‘,
Und rührst du eine Stunde voll!
Am eingetauchten Finger soll
Das Kleinste nicht mehr hängen bleiben;
So lange müssen wir es treiben.
Nun aber bringe das Gebrodel
In eine Schüssel (der Poet,
Weil ihm der Reim vor allem geht,
Will schlechterdings hier einen Model,
Indes der Koch auf ersterer besteht.)
Darinne drück’s zusammen gut!
Und so hat es über Nacht geruht,
Sollst du’s durchkneten Stück für Stück,
Auswellen messerrückendick.
Je weniger Mehl du streuest ein,
Um desto besser wird es sein.)
Alsdann in Formen sei’s geprägt,
Wie man bei Weingebacknem pflegt;
Zuletzt – das wird der Sache frommen –
Den Bäcker scharf in Pflicht genommen,
Daß sie schön gelb vom Ofen kommen!
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Wie schön … Obwohl ich keinen Winter mag, liiieeebe ich ja Weihnachtsmärkte. In Frankfurt war ich leider noch auf keinem. Aber dank deinem schönen Bericht kenne ich ja nun den auf dem Frankfurter Römer ein bisschen. Und weiß, dass ich Bethmännchen lieben würde 🙂 LG Martina
Liebe Martina! Da geht es mir genauso wie dir: Winter muss nicht sein, Weihnachtsmärkte dagegen schon! 🙂 Falls Du dann doch mal Lust hast, eine Tour nach Frankfurt zu machen und ein paar lokale Eigenheiten kennen zu lernen, stehe ich als Tourguide gerne zur Verfügung;-) LG Nicole
Oh cool! Sollte ich es vor Weihnachten nicht mehr schaffen – wie das ja immer so ist, in der besinnlichen Oberstress-Zeit 🙂 – dann wäre das einer meiner Top-Vorsätze für 2013. Würde mich echt freuen, mit dir durch die Stadt (und um die Häuser) zu ziehen 🙂 LG Martina
Das machen wir! Freu ich mich drauf! 🙂