Ein Familienbesuch im zoologisch botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart Bad Cannstatt. Eines vorab: ich bin kein Fan von Zoobesuchen. Ich mag Tiere in beengten Käfigen nicht gerne anschauen, deprimierte Großkatzen, die von Ecke zu Ecke laufen oder traurig dreinblickende Affen finde ich wenig unterhaltsam und mir tun die Tiere in Gefangenschaft einfach nur leid. Ich mag Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum mehr, aber die erste Berührung mit Tieren aller Art hat man nunmal in einem Zoo. An Ostern war ich mit meinem kleinen Neffen (2 1/2 Jahre) nach vielen Jahren mal wieder im Zoo. Wir besuchten zusammen den Botanisch-zoologischen Garten Wilhelma in Stuttgart Bad Cannstatt, kurz die Wilhelma.

Wilhelma – die Alhambra am Neckar

Wilhelma

Die Wilhelma ist auch der einzige Zoo, den ich kenne. Den Namen verdankt die Wilhelma König Wilhelm I. von Württemberg. Er ließ sich Mitte des 19. Jahrhunderts eine großzügige Parkanlage von seinem Architekten im neuen Schloss Rosenstein in Bad Canstatt erbauen. Man fand dort gerade die Mineralquellen und der König plante ein schönes Badehaus mit Orangerien, die damals in Mode waren. Der Schwabenkönig wollte sich ein repräsentatives Gartenhaus inmitten eines idyllischen Parks bauen lassen. Zu dieser Zeit ist der maurische Stil an europäischen Fürstenhöfen besonders beliebt gewesen und so diente als Vorbild für die ersten Gewächshäuser am Neckar die spanische Alhambra in Granada. Daher nannte man die Wilhelma auch die Alhambra am Neckar. Schon im Jahr 1880 wurde die Wilhelma allerdings für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

Wilhelma ist der zweitbeliebteste Zoo in Deutschland

Heute leben über 11.000 Tiere in über 1.200 verschiedenen Arten in der Wilhelma. Daneben können Besucher über 7.000 verschiedene Pflanzen besichtigen. Die Wilhelma ist 30 Hektar groß und jährlich strömen bis zu 2 Millionen Besucher durch den zoologisch botanischen Garten. Gemessen an der Besucherzahl gehört die Wilhelma in Stuttgart damit zum zweitbeliebtesten Zoo Deutschlands, der über eine der größten Artenvielfalten weltweit verfügt. Einzigartig an der Wilhelma ist jedoch, dass sie der einzigste Zoo ist, der auch über einen botanischen Garten verfügt, so können sowohl Freunde von Fauna, der Tierwelt als auch von Flora, der Pflanzenwelt, voll auf ihre Kosten kommen.

 

Besuchermagnet in der Wilhelma: Das neue Affenhaus

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Das Affenhaus war schon immer der größte Besuchermagnet der Wilhelma. Vor allem die kleinen Besucher drückten ihre Nasen an den Fenstern platt, um stundenlang das Treiben der Menschenaffen zu beobachten. Gorilla- und Schimpansenbabys waren der Hit, wenn sie durch ihr Gehege tobten oder sich an die Brust ihrer Mütter drückten. Seit 2013 verfügt die Wilhelma über ein neues Affenhaus, in dem vor allem Menschenaffen ein neues Zuhause finden sollten. Gorillas und Bonobos sollten hier die beste Zoounterkunft erhalten, die nach aktuellem Kenntnisstand eine artgerechte Haltung versprach. Das neue Affenhaus gewährt den Affen nun viel mehr Platz, eine artgerechte Haltung mit reichlich Beschäftigungsmöglichkeiten, Auslauf, viel Grün und ein natürliches Außengehege. Die Temperatur ist ihrem natürlichen Lebensraum im Dschungel Afrikas angepasst. Allerdings findet man hier keine Schimpansen mehr, die fanden ein neues Zuhause in einem ungarischen Zoo, da aufgrund des größeren Geheges kein Platz mehr für sie war. Das Affenhaus ist auch heute wieder einer der größten Anziehungspunkte der Wilhelma, mit meinem kleinen Neffen muss ich hier natürlich zuerst hin.

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Ein Ausflug in den Amazonas im Amazonashaus

Wilhelma

Ebenfalls relativ neu ist das Amazonashaus. Es handelt sich hier um eine Kombination von Pflanzen- und Tierhaus, das ganz dem Konzept der Wilhelma entspricht. Über 2.000 Pflanzen aus dem Amazonas in Südamerika teilen sich die Klimazone mit der hiesigen Tierwelt. Besucher werden durch den Dschungel des Amazonas geleitet und können am Wegesrand die verschiedenen Entdeckungen machen. Zum Beispiel Leguane oder freifliegende Vögel. Wenn man dem Flusslauf des plätschernden Wasserfalls nach unten folgt entdeckt man ein rießiges Krokodil auf der Steinplatte liegen, das eine Schildkröte anstiert. Bei genauerem Hinsehen sieht man weitere Krokodile im Tümpel lauern – nur ihre Augen spitzen aus der Wasseroberfläche hervor. Durch eine Glasscheibe, kann man aber auch unter Wasser blicken und entdeckt rießengroße Fische im Tümpel, die von oben nahezu unsichtbar sind. An der Anakonda laufe ich kreischend vorbei, dabei starrt mich ein kleines Mädchen entsetzt an, aber ich habe eine Schlangenphobie und hätte ich gewusst, dass hier Schlangen lauern, hätte ich keinen Schritt hierein getan. Zum Glück die einzige böse Überraschung im Amazonashaus. Die Leguane, die ich auf Bäumen entdecke, machen mir weniger aus.

Ein Dschungel für den letzten Tiger in der Wilhelma

Früher waren die Tiger traurige Gesellen in viel zu engen Käfigen. Heute ist der Sumatratiger der Wilhelma glücklicher Besitzer eines viel, viel größeren Geheges mit Bambusdschungel und einem großen Wassergraben, in den er gelegentlich eintaucht. Er streift von Ecke zu Ecke und gibt dabei einfach eine prächtige Figur ab. Wenn es ihm zu kalt ist, kann er in sein Innengehege flüchten. Ansonsten findet man hier noch Leoparden, Schneeleoparden und Jaguars. Vor allem die Sumatratiger sind in ihrer ursprünglichen Heimat vom Aussterben bedroht, die Zoos versuchen mit eigenen Züchtungen dies zu verhindern.

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Die Elefantendamen und das Rhinopäarchen der Wilhlema

Die beiden Elefantendamen Zella und Pama gehören zu den Urgesteinen der Wilhelma. Beide Elefanten sind um 1966 geboren worden und gehören damit zu den ersten Elefanten in der Wilhelma. Früher waren die indischen Elefantendamen zu viert, doch zwei ihrer Freundinnen sind an Alterschwäche gestorben, mit 61 Jahren gehörten sie zu den ältesten Elefanten in einem Zoo. Wir werden gerade Zeuge, wie Zella eine Pediküre bekommt. Ihre Hornhaut an den Füßen wird von Pflegern grade bearbeitet, wofür die ältere Dame mit Leckerlis belohnt wird, von denen natürlich auch ihre Freundin Pama was abhaben will und schon neugierig ihren Rüssel herüberstreckt. Pama und Zella leben mit den Flusspferden, die meist faul in ihrer Wanne liegen, zusammen in einem Haus. Außerdem wohnen hier noch die indischen Panzernasshörner Bruno und Sani, von denen man sich reichlich Nachwus verspricht, da auch sie in ihrer ursprünglichen Heimat vom Aussterben bedroht sind. Insgesamt wurden schon 16 Nasshornbabys in der Wilhelma geboren. Das Elefantenhaus ist leider wohl schon genauso alt wie die Elefantendamen selbst, ziemlich in die Jahre gekommen und im Betonlook sieht es wenig attraktiv aus. Leider auch ziemlich beengt für so große Tiere. Hier sollte die Wilhelma auch mal an ein artgerechteres Gehege denken.

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Highlight: das Bärengehege in der Wilhelma

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Für mich war schon immer das Bärengehege ein Highlight. Brillenbären und syrische Braunbären und die Eisbären haben hier ihr Zuhause. Sie leben auf einem schönen Areal, abgetrennt durch Wassergräben und natürlich angelegtem Gebirge, dass sich die Braunbären und und Brillenbären mit Steinböcken und Ziegen teilen. Die Eisbären kann man durch eine Glasscheibe auch von unten beim Schwimmen beobachten.

Hätte ich meinen kleinen Neffen gefragt, welche Tiere er am besten fand, würde er wahrscheinlich sagen „Kühe“. Auf einem kleinen Schaubauernhof und Streichelzoo lassen sich heimische Tiere und exotische Tiere anfassen. Mein Neffe fand die Kühe super, die hätten wir allerdings auch zuhause auf einem Bauernhof finden können.

Die Wilhelma hat noch viele weitere Highlights parat, wie z.B. das Schmetterlingshaus oder die Seehundfütterungen. Im Tropenhaus findet man tropische Pflanzen wie z.B. Affenbrotbäume, Orchideen, Kakteen und auch Ananas, Mangos, Kaffee oder Tee uvm. Im Wintergarten sind Farne und Moose aus aller Welt zu finden. Ein weiteres Highlight sind die schönen Außenanlagen mit dem Seerosenteich und den Brunnenanlagen. Hier siedeln sich auch Störche und Kraniche an, die hier freiwillig ein Zuhause finden und ihre Nester bauen.

Für mich war der Besuch der Wilhelma seit meinen Kindertagen mal wieder ein schönes Erlebnis. Vor allem für Kinder ist der Zoo sehenswert, um all die Tiere aus ihren Bilderbüchern einmal live zu sehen und zu erleben. Ich finde die Wilhelma ist auch einfach nur schön zum flanieren, um die Mangnolienbäume blühen zu sehen, den Frühling zu erleben und dabei Tiere zu beobachten. Da sich die Wilhelma für artgerechte Tierhaltung einsetzt fand ich den Besuch jetzt weniger schlimm und mein Neffe hatte seinen Spaß.

Öffnungszeiten Wilhelma:

täglich von 8:15 bis 17:00 Uhr geöffnet

Haupteingang Wilhelma und Eingang am Rosensteinpark: 9:00 bis 16:30 Uhr

Eingang Pragstraße: nach Bedarf

Parkschließung: 18:30 Uhr (außer Amazonashaus und Aquarium: 18:00 Uhr)

Eintrittspreise Wilhelma:

Erwachsene 16 Euro

Kinder (6 bis 17 Jahre): 8 Euro

Kleinkinder bis 5 Jahre: Eintritt frei

Schwerbehinderte mit Ausweis: Eintritt frei

außerdem Familienkarten verfügbar.

Parkhaus der Wilhelma: 800 Parkplätze

öffentliche Verkehrsmittel: U-Bahnhaltestelle „Wilhelma“ (Haupteingang), „Rosensteinpark“ (Eingang Rosensteinpark), S-Bahn: Nordbahnhof (Eingang Rosensteinpark).

Infos zur Wilhelma: www.wilhelma.de

 

Die Wilhelma ist nur teilweise barrierefrei. Mit Kinderwägen und Rollstühlen kann man die meisten Gehege betreten, allerdings sollte man wissen, dass die Wilhelma an einem Hang gebaut ist und teilweise auch einige Treppen vorhanden sind. Restaurants und Kioske sind vorhanden und an jeder Ecke gibt es Spielplätze.