Frankfurt für Anfänger Teil III – historische Sehenswürdigkeiten

Frankfurt für Anfänger Teil III – historische Sehenswürdigkeiten. Kaiser. Krönungen. Wiege der Demokratie – Frankfurt hat viel erlebt über die Jahrhunderte hinweg. In meinem Stadtporträt Frankfurt für Anfänger zeige ich euch heute im dritten Teil, welche historischen Sehenswürdigkeiten das Bild der Stadt prägen und welche Geschichten sich hinter den Mauern verbergen.

Von Königen, Kaisern und Krönungen – der Kaiserdom

Eines der wichtigsten Bauwerke ist der Kaiserdom St. Bartholomäus, der mit einer Höhe von 95 Metern bis 1961 das höchste Gebäude der Stadt war. Frankfurter sprechen hier gerne vom ersten „Hochhaus“ der Stadt. 3 Euro kostet der Aufstieg auf den Turm, von dem man eine grandiose Sicht über Frankfurt und den Römerberg genießen kann. Vielmehr ist der Dom aber wegen seiner Bedeutung als Krönungskirche der deutschen Könige und Kaiser von Bedeutung. Seit dem späten Mittelalter wurden in der „Wahlkapelle“ die Könige gewählt, nachdem man die Heiliggeistmesse gehalten hatte. Der Reichserzmarschal verschloss die Kapelle, die Kurfürsten tagten anschließend als Konklave. Die Wahl war geheim, wer die Mehrheit der Stimmen hatte, wurde zum König gewählt und vom Mainzer Erzbischof vereidigt.

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Frankfurt – Kaiserdom und Krönungskirche der deutschen Könige und Kaiser

Von 1562 bis 1792 fanden auch Kaiserkrönungen im Dom statt. Insgesamt setzte man hier 10 deutschen Kaisern die Krone auf. Für die Stadt Frankfurt hatte das eine enorme Bedeutung, denn dies zog allerhand Menschen in die Stadt, was wiederum dem Handel zu gute kam (siehe Frankfurt für Anfänger Teil II – vom mittelalterlichen Marktplatz zur internationalen Finanzmetropole). An den Kaiserkrönungen waren neben dem Mainzer Erzbischof, der die Feierlichkeit leitete, die Kurfürsten, der Rat der Stadt Frankfurt, Delegationen aus dem Ausland und die könglichen Familien anwesend. Dem Kaiser wurden in der Wahlkapelle die „Gewänder Karls des Großen“ umgelegt, er wurde vom Bischof gesalbt und bekam Schwert, Ring, Zepter, Reichsapfel und schließlich die Reichskrone aufgesetzt. Im Anschluss an die Zeremonie ging es zum Römer, wo es im Kaisersaal ein Krönungsmahl gab. Goethe, der 1749 in Frankfurt geboren wurde, erlebte die Krönung von Joseph II.  mit und beschrieb sie ausführlich in seiner Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ (siehe unten mehr dazu).

Römer vom Kaisermahl zum berühmtesten Fußballbalkon der Nation

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Frankfurt: Der Römer Rathaus seit dem 15. Jahrhundert

Der Römer ist neben der Skyline das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Frankfurt am Main. Gleichzeitig ist der Römer auch seit  1405 das Rahthaus. Wie oben schon erwähnt, tagte man im Mittelalter vor der Königswahl im Römer und nach den Krönungszeremonien im Dom ging es in den Kaisersaal zum Krönungsmahl. Der Römer als „hus des riches“ war eines der bedeutesten Bauwerke des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude zwar völlig zerstört, aber man baute die Fachwerkshäuserfassaden wieder auf. Im Kaisersaal kann man noch heute eine Galerie aller Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation – von Karl dem Großen über Friedrich Barbarossa bis zu Franz II auf Ölgemälden bestaunen.  Der Saal ist noch immer wichtigster Repräsentationssaal der Stadt, in dem wichtige Staatsgäste wie z.B. John F. Kennedy, der Dalai Lama, Nelson Mandela, Guiliani und Kaiser „Franz“ Beckenbauer und nicht zuletzt die Deutsche Fußballnationalmannschaft empfangen wurden. Viele kennen den Römerbalkon noch aus den Zeiten als die Deutsche Fußballnationalmannschaft nach der Weltmeisterschaft 1990 den goldenen Pokal vom Balkon des Römers aus in die jubelnde Menge hielt.

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Im Inneren des Römers befindet sich der Kaisersaal mit Adelsgallerie – einer der wichtigsten Repräsentationssäale der Geschichte bis heute

Goethe ist als kleiner Bub gerne durch den Römer gestreift, in Dichtung und Wahrheit beschreibt er ausführlich wie er die Räumlichkeiten erlebt hat, wie er den Geschichten von den Königen und Kaisern von älteren Verwandten gelauscht hat und wie er die Kaisergallerie bestaunt hat:

„Wir wussten uns die Gunst der Schließer zu verschaffen, um die neue, heitre, in Fresko gemalte, sonst durch ein Gitter verschlossene Kaisertreppe hinaufsteigen zu dürfen. Das mit Purpurtapeten und wunderlich verschnörkelten Goldleisten verzierte Wahlzimmer flößte uns Ehrfurcht ein.“

Bei der Krönung von Joseph dem II. schlich sich der neugierige Goethe so nah wie möglich an das königliche Oberhaupt heran:

„Ich wusste mich in dem Römer, den ich, wie eine Maus den heimischen Kornboden, genau kannte, so lange herumzuschmiegen, bis ich an den Haupteingang gelangte, vor welchem die Kurfürsten und Gesandten, die zuerst in Prachtkutschen herangefahren und sich oben versammelt hatten, nunmehr zu Pferde steigen sollten. Kurfürst Emmerich Joseph, ein schöner, behaglicher Mann, nahm sich zu Pferde gut aus.“

Nach der Krönungszeremonie von Jospeh II. im Kaiserdom hatte Goethe „in einem Hause Platz genommen, wo der Aufzug, wenn er aus dem Dom kam, wieder an uns vorbei musste“. Und schließlich leerte der gute Goethe mit Freunden „einige Flaschen auf die Gesundheit des alten und jungen Herrschers“.

Römerberg

Der Platz vor dem Rathaus nennt sich Römerberg, seit dem frühen Mittelalter war er ein wichtiger Markplatz für den Handel. Die Nähe zum Main machte es einfach die Waren hier her zu transportieren. In der Mitte steht der Gerechtigkeitsbrunnen mit der Jusitia, denn der Platz war auch Richtplatz. Bis heute ist es der schönste Platz Frankfurts, besonders zur Weihnachtszeit erstrahlt der Platz in einem bezaubernden Licht.

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Frankfurt: altes Fachwerkhaus am Römerberg

Paulskirche – die Wiege der Demokratie

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Frankfurt Paulskirche: Hier wurde 1848 der Deutsche Nationalstaat gegründet

Wirtschaftliche Krisen, Massenarmut und allgemeine politische Unzufriedenheit mit dem absoluten Herrschaftssystem führten 1848 in ganz Europa zu einer Revolution.  Auch in Deutschland kam es verstärkt zu Demonstrationen bei denen das Volk Grund- und Freiheitsrechte sowie nationale Einheit anstrebte. Die revolutionäre Welle war nicht mehr zu stoppen bis es zur Einberufung einer Nationalversammlung kam. Und dies passierte in Frankfurt am Main. Am 18. Mai 1848 versammelten sich die ersten Parlamentarier in der Frankfurter Paulskirche und haben sich über die allererste freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats beraten. 649 Abgeordnete passten nicht in den Kaisersaal des Römers, daher zogen sie spontan in die damals recht neue Paulskirche um, die genug Platz hatte. Der deutsche Nationalstaat war geboren und mit ihm die erste demokratische Verfassung und Verankerung der Menschenrechte. Heute ist die Paulskirche nur noch ein Ort der Erinnerung, eine Gedenkstätte an den Beginn der Demokratie und die Gründung Deutschlands.

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Frankfurt: Der Innenraum ist heute ein Erinnerungsraum an die ersten Stunden der deutschen Demokratie

Mein Tipp:

Die Treppen des Domturms hinaufsteigen und die fantastische Aussicht über Frankfurt genießen. Ins Innere des Römers schauen: dort befindet sich neben dem Kaisersaal auch das Goldene Buch der Stadt Frankfurt, in dem sich alle ehrenswerte Gäste wie auch die Deutsche Fußballnationalmannschaft im Juni 1990 eingetragen hat.

Literaturtipp:

Johann Wolfgang Goethe: Dichtung und Wahrheit (Autobiografie).

Der Dichterfürst beschreibt sehr anschaulich seine Kindheit und Jugendzeit in seiner Geburtstadt Frankfurt am Main. Darunter sind auch die Szenen der o.g. Krönung und viele andere lustige Szenen und Ereignisse der Weltgeschichte zu Zeiten Goethes. Für Goethe-Liebhaber ein Schmankerl.