In Bonn und um Bonn herum

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Mr. Beethoven

„Ich bin a echtes Bönsche Mädsche“, sagt Stadtführerin Gaby und was das bedeutet, merken wir sofort: eine echte rheinische Frohnatur. Gaby führt uns durch Bonn. Bonn, der Stadt am Rhein. Bonn, die ehemalige Bundeshauptstadt. Bonn, die Geburtsstadt Beethovens und Gaby ist es auch, die uns lehrt, was ein Bönnsch ist, aber fangen wir mal der Reihe nach an.

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Nur 10 ICE-Minuten vor den Toren Kölns liegt Bonn. Schade, dass alle ICE-Insassen meist in Köln aussteigen, wodurch Bonn vielleicht ein bisschen untergeht. Schade finde ich, denn Köln und ich, wir wurden in diesem Leben noch keine Freunde, Bonn und ich? Da sieht die Sache vielleicht anders aus.

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Brave Bonner Bürgerfassaden

Schauen wir uns das Städtchen am Rhein mal genauer an. Seit Bonn nicht mehr Bundeshauptstadt ist, geriet die Stadt vielleicht ein bisschen in Vergessenheit. Wenn ihr mich fragt, das ist gut so, denn wer mag schon überfüllte Städte beim Sightseeing? Man merkt es schon beim Check-in im Hotel, nicht, dass das jetzt missverständlich wäre, das Hotel war einsame Spitze, aber ich kann mir nicht helfen, alles darin erzählt von den Jahren als in Bonn noch Bundestagsabgeordnete regierten. Und so kommt es auch, dass ich mich wie eine Diplomatengattin fühle, als ich mit meinem Trolley firstladylike im verglasten Aufzug mit goldenem Messingschildchen nach oben schwebe. Natürlich liegt das ehemalige Regierungsviertel auch in unmittelbarer Nähe, der Platz der Vereinten Nationen, der ehemalige Bundestag, alles noch an Ort und Stelle. Die Räumlichkeiten werden auch heute noch genutzt, manche Bundesministerien haben hier noch ihren ersten Dienstsitz, Bundespräsident, Bundeskanzler und Bundesrat haben einen zweiten Dienstsitz in Bonn. Außerdem  sind 19 Organisationen der Vereinten Nationen in Bonn vertreten, sie sitzen im „Langen Eugen“, sagt Stadtführerin Gaby und meint damit ein Hochhaus. Vielleicht ist das der Grund, weshalb hier alles so sauber und aufgeräumt ist, z.B. die U-Bahn-Stationen – ich war noch nie in so sauberen U-Bahn-Stationen unterwegs. Denke ich da wieder ans benachbarte Köln, mit seinen überfüllten Straßen, dann muss ich sagen, Bonn gefällt mir deutlich besser.

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In der Stadt herrscht am Samstagabend eine entspannte Atmosphäre. Studenten sitzen auf dem Rasen am Alten Zoll und lauschen den Stadtkonzerten und Autolärm ist nicht vernehmbar, weil man in Bonn lieber mit dem Fahrrad fährt, verrät uns Gaby. Überhaupt sieht man neben alten Regierungsgebäuden hauptsächlich Studenten in der Stadt. Und was Bonn im Vergleich zum nahen Köln auch attraktiv macht, sind seine alten Gebäude, wie zum Beispiel das kurfürstliche Schloss, in dem heute die  Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universitätuntergebracht ist oder das imposante Bonner Münster, das sich im Abendlicht über der Stadt erhebt.

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Bonn hat auch Kultur und so erfahre ich wie nebenbei, dass Beethoven hier geboren wurde. Das Geburtshaus des Meistergenies steht in der Bonngasse Nr. 20.

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Bonn – Beethovenhaus

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Beethoven – Superstar

Jedem Bonner sein Bönnsch.

So muss das sein in Bonn. Was in Köln, das berühmte Kölsch ist, ist in Bonn das Bönnsch. Ja, auch die Bonner brauchten ein Lokalgetränk und damit nicht genug. Sie brauchten auch ihr eigenes Glas dazu, das gebogen ist und an der Seite geriffelt, für den besseren Haltegriff. Natürlich kann man in Bonn auch Kölsch trinken, aber wer es lieber wie ein Bonner tut, der trinkt das Bönnsch und zwar im gleichnamigen Brauhaus an der Sterntorbrücke. Auch wir lassen uns nach einem arbeitsintensiven Tag in Bonn erstmal ein Bönnsch schmecken und testen die lokalen Spezialitäten.

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Stadtführerin Gaby erklärt das Bönnsch

Rheinromantik pur auf Burg Drachenfels bei Königswinter

In Bonn und um Bonn herum. Ein Ausflug in die umliegende Region ist in Bonn ein Muss. Denn der Rhein als längster Strom Deutschlands hinterlässt hier seine uralten Geschichten, Sagen und Legenden. Auf jedem Hügel zeugt ein alter Stein von längst vergangenen Heldentagen. Mit der MS Beethoven geht unsere Schiffstour von Bonn nach Königswinter, noch einmal vorbei am Regierungssitz, am Langen Eugen und am Grand Kameha Bonn in Richtung Drachenburg. Von Bonn aus führt der rechtsrheinische Fernwanderweg über den Drachenfels nach Wiesbaden, auch ein Radweg soll es bis nach Koblenz geben, laut Gaby würde es aber sowieso nie jemand weiter bis als vor die Toren der Stadt schaffen, weil er in einem der zahlreichen Biergärten hängen bliebe. Hach, die Rheinländer, sie wissen halt, zu leben.

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Bonn – Königswinter: Anfahrt auf den Drachenberg

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Königswinter: Burg Drachenfels

In Königswinter angekommen, fahren wir mit der ältesten Zahnradbahn Deutschlands hinauf zum Drachenfelsen. Wenn jemand über Rheinromantik spricht, dann muss er damit auch die Drachenburg gemeint haben, denn im Innern der Burg da strotzt es nur von Myhten und der Niebelungensage. Mit viel Aufwand und Prunk und Protz eines exzentrischen Besitzers mit dem ebenso merkwürdigen Namen – Spinat –  hergerichtet, gleicht die Drachenburg dem Dornröschenschloss aus meinem Märchenbuch. In unterschiedlichen Baustilen vereinen sich die romantischen Fantasien der Baumeister. Die Brüder Grimm holten sich ihre Inspiration von den Burgen im Rheintal. Doch nicht nur die Brüder Grimm waren von den Geschichten des Rheintals inspiriert, auch viele andere Dichter, wie zum Beispiel Lord Byron, der daran Schuld ist, dass dieser Teil Deutschlands bei den Briten zum Sinnbild des Deutschtums geworden ist. Ok, bei mir kommt grade wieder die Literaturwissenschaftlerin durch, aber aus lyrischer Sicht liegt hier das Herzstück Deutschlands und das hat sich auch bei Amerikanern rumgesprochen, denn letztes Jahr wurde ich von einer Kollegin aus Florida gefragt, wohin sie lieber fahren solle: Heidelberg oder ins Rheintal. Schwierige Entscheidung. Für Ausländer ist das Rheintal gleich Deutschland mit all seinen Märchen von der den Drachen und der Loreley.

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Dornröschenschloss in Bonn Königswinter: Burg Drachenfels

 

Weit droht ins offne Rheingefild 
Der turmgekrönte Drachenstein; 
Die breite Brust der Wasser schwillt 
An Ufern hin, bekränzt vom Wein, 
Und Hügeln, reich an Blüt‘ und Frucht 
Und Au’n, wo Traub‘ und Korn gedeihn, 
Und Städten, die an jeder Bucht 
Schimmern im hellen Sonnenschein: 
Ein Zauberbild! – Doch fänd‘ ich hier 
Zwiefache Lust, wärst du bei mir!

Lord Byron: Der turmgekrönte Drachenfels, 1816

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Die Burgen und der Rhein eingebettet in das Landschaftstal ließen Dichter der Romantik sehnsuchtsvoll dahinschwelgen. Weil viele Briten wie im Gedicht von Lord Byron von Märchen träumen wollten, konnte sich hier im 19. Jahrhundert der Tourismus entwickeln. Freilich sah Lord Byron einst nur die Ruine auf dem höchsten Gipfel des Drachenbergs, von der ausgeschmückten Burg weiter unten konnte er noch nichts ahnen. Von der Ruine auf dem Drachenfels hat man jedenfalls eine grandiose Sicht auf das Rheintal, auf Bonn und an schönen Tagen soll man sogar den Kölner Dom sehen. Doch an diesigen Sommertagen wie heute ist die Sicht nicht ganz so klar.

Wer die Drachenburg von innen besichtigen will, der macht eine Tour bei Schlossführer Franz, denn er ist mit voller Euphorie dabei und immer daran interessiert, dass auch jeder alles mitkriegt, von den Geschichten von Burgherr Paul Spinat und seinem teuren Interieur.

Vielen Dank an die Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler für die  Unterstützung der Veranstaltung, vielen Dank Gaby für die Stadtführung durch Bonn, vielen Dank Soledad für die Begleitung auf den Drachenfels und vielen Dank Bettina, die immer für alles da war. Es war wunderbar in Bonn. Meine Meinungen sind jedoch wie immer davon unberührt.