Blaue Reise in der Türkische Ägäis – wenn dich ein Segel in einsame Buchten treibt
Die türkische Ägäis gehört meiner Meinung nach zu den schönsten Ecken dieser Erde. Zumindest wenn man ein Fan von azurgemalten Meer und verwinkelten Buchten ist. Die „Blaue Reise“ durch die Türkische Ägäis gehört sicherlich zu einem meiner schönsten Urlaubserlebnisse weltweit. Diese Region kann man gar nicht besser kennenlernen als auf einem Segelboot, dem sogenannten „Gulet“, einem für diese Region typischen Holzboote. Diese zweimastigen Motorsegelboote für die „Blaue Reise“ kann man auch mieten oder Touren vor Ort in jedem guten Hotel buchen, entweder als Tagesausflug oder sogar für einen mehrtägigen Segeltörn durch die Türkische Ägäis.
Blaue Reise in die Türkische Ägäis
In aller Herrgottsfrühe holte uns unser Chauffeur vom Hotel ab, die Fahrt ging vorbei an grünen Berglandschaften, Orangen- und Zitronenhainen bis schließlich kleine Fischerhütten am Meer darauf hindeuteten, dass wir an einem kleinen Provinzhafen angekommen sind. Unsere Gastgeber luden reichlich Proviant, vor allem in Form von alkoholischen Getränken, an Bord und geleiteten uns dann über die Brücke, wo ich Platz auf einem Liegestuhl am vorderen Sonnendeck nahm. Wir – das war eine heitere Truppe von zwei Frauen und fünf Männern, hatten unser Gulet allein für uns und mussten es nicht mit anderen Touristen teilen. Unser türkische Steuermann Kemal zog die weißen Segel auf, die sich rasch dem Himmel entgegen streckten. Ein Traum. Dann tuckerte unser Bötchen auch schon los. Los ging die Blaue Reise in die Türkische Ägäis, mitten hinein in diese „unendliche Bläue“, wie einst schon Homer, der Dichter der Odysee und der Illias, von der Türkischen Ägäis schwärmte.
Unser erstes Ziel war eine kleine Bucht, mit Sandsteinruinen und Pinien am Ufer. Kemal machte uns mit Handzeichen klar, dass wir hier ein erstes Bad im angenehm seichten Wasser nehmen können. Gesagt, getan, doch schon bald war es vorbei mit dem friedlichen Idyll, denn zwei weitere Touristenboote steuerten ebenfalls auf die Bucht zu und machten direkt Halt vor Kemals Gulet! Eine Horde hysterisch blasser Engländerinnen stürzte von Bord und machte sich bepackt mit Schwimmnudeln ins klare Wasser auf. Ein Alptraum im Paradies. Unser Capitano orderte Kemal an, die Bucht sofort zu verlassen und in ruhigere Gefilde aufzubrechen. Immer weiter schien sich die Türkische Ägäis vor unseren Augen zu öffnen, immer mehr zog sie uns hinein in ihre blaue Seele. Fernab der üblichen Touristenrouten gab es schließlich nur noch uns und Kemals Gulet auf blauer See.
Die Entdeckung der blauen Einsamkeit bei der Blauen Reise in die Türkische Ägäis
Zwei Gläser Champagner auf dem Sonnendeck später, war die nächste Bucht auch schon erreicht. Ob der Champagnergenuss daran Schuld war, dass ich jetzt den Mut hatte, direkt von der Reiling ins Wasser zu springen oder ob es einfach nur an dieser unendlichen Naturschönheit lag, die mich mit offenen Armen zu empfangen schien, es sei dahingestellt…. Fakt ist, so ein Sprung direkt vom Boot ins kühle Nass wirkt ungemein lebensbejahend und ich fühlte mich gleich um fünfzehn Jahre jünger – ungefähr solange oder noch viel länger dürfte mein letzter Sprung vom Ein-Meter-Brett des örtlichen Freibades her sein. So mochte sich auch Kleopatra gefühlt haben als sie vor über 2.000 Jahren an den herrlichen Stränden der türkischen Ägäis ein Bad nahm. Ihr Geliebter Marc Antonius soll ihr hier sogar extra Sand aus ihrer ägyptischen Heimat aufgeschüttet haben. Große Lieben, große Gesten, große Zeiten.
Wo Kleopatra ein Bad nahm – an den blauen Lagunen in der Türkischen Ägäis
Soviel Baden macht natürlich auch hungrig und so waren wir hocherfreut als Kemal uns zum Essen auf seinem Gulet einlud. So ein aus Pinienholz gezimmertes Boot bietet alles was man zu Wasser braucht, Toiletten, Schlafkajüten mit großzügigen Betten und eine kleine Küche. Kemals Tochter hatte für uns gekocht: Salate, ein bisschen Fisch, Oliven und Fladenbrot, dazu Weißwein. Unter blauem Himmel und auf blauer See schmeckt uns das Essen besonders, zufrieden sitzen wir auf den weißen Ledersitzen am hinteren Bootsteil und schmatzen vor uns hin.
Doch auf Kemals Tour standen noch viele weitere Geheimtipps in Form von winzigen Buchten, wo das Wasser immer blauer, immer klarer zu werden schien. Die Ufer liegen in unberührten Naturlandschaften und sind häufig unzugänglich für Menschenfüße. Hier fernab vom Massentourismus und den Billighotelbunkern der Türkei, findet man ganz versteckt riesige Segelyachten von königlicher Pracht friedlich am Ufer schlummern. Kemal sagt, auf Yachten solcher Größe arbeiten mindestens achtköpfige Crews: Köche, Diener, Kapitäne, Steuermänner. Und von diesen Yachten gibt es hier einige. Die türkische Ägäis ist fernab von den im westlichen Mittelmeer liegenden Balearen ein Geheimtipp für Segelrouten ausländischer Millionäre. Hier findet man Ruhe, hinter menschenverlassenen Buchten, hier findet man Entspannung auf ruhigem Gewässer zwischen reichlich grün am Ufer und blau in der Tiefe.
Gegen Spätnachmittag schipperte uns Kemal zurück gen Hafen, die Sonne verschmolz im Meer und aus dem Lautsprecher auf Kemals Gulet ertönten sanfte Chillout-Klänge. Wir schauten solange es ging in die Weite der Seelandschaft und genossen den lauen Segelwind, der uns über die Haut streichelte. Wir hatten keine Worte mehr, sondern nur noch zufriedene Gesichter. Eine perfekte Momentaufnahme. Mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein.
So eine „blaue Reise“ will ich schon immer mal machen und dein Bericht hat mich mit diesem Wunsch nur noch mehr bestärkt. Tolle Fotos!
vielen lieben Dank, das freut mich!:-)
mach das auf jeden Fall! für mich war das eines der besten Erlebnisse überhaupt! LG!
Das alles scheint noch sehr unberührt und schön traditionell mit den Booten.
Meine fast vergessene Heimat! Danke für die Bilder Nicole!
Zum Teil sind die Ufer wirklich noch sehr unentschlossen. Es ist eine wunderschöne Landschaft, I like!
Sehr schön! Bei dir ist es ja noch nicht so lange her, ich könnte mich jetzt gerade ins Flugzeug setzen und ins Blaue fliegen. 😉 LG, Elke
Elke, da wär ich glatt mit dabei! Wann fliegen wir? So ein Boot, so ein Meer und knackige Oliven dazu, was braucht man mehr?!
Schön beschrieben, allerdings fahren die „Gullets“ meist unter Motor von A nach B…noch schöner wird das Erlebnis wenn man das wirklich nur unter Segeln macht…das machen wir jetzt schon seit 2006 so – und finden jedes Jahr aufs neue eine neue „Lieblingsbucht“
ja, das stimmt. Bei uns wurde zwischen Motor und Segel abgewechselt, so kam man schneller zu den schönen Buchten. Hach, segeln das ist schon ein Traum! 🙂
Schöner Bericht, ich komme gerade von einem Segeltörn in der türkischen Ägais wieder und muss sagen, auch für Selbstsegler ist das ein absoluter Traum!
ja, ein herrliches Stück Erde. Schade nur, dass die politische Situation in der Türkei grade so schwierig ist, dass ich nicht dort hin reisen will. Ich hoffe das ändert sich bald wieder für das Land, seine Menschen und die Kultur wäre es schön.
Das sind ganz tolle tipps Nicole ! Vielen Dank
Ich mag alle deine Texte total gerne.
Danke, das freut mich!