Edinburgh Calling

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„It looks like in the Harry Potter Film“, sagten die Amerikaner über Edinburgh

My 48 h business trip to Edinburgh

Edinburgh calling. Das ist mein Büroalltag. Wie viele von Euch vielleicht wissen, gehe ich an fünf Tagen der Woche einem Bürojob in einem Frankfurter Hochhausturm nach. Ich arbeite in einem Unternehmen, das mit über 60 Büros in mehr als 30 Ländern weltweit in den wichtigsten Wirtschaftszentren vertreten ist. Die Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, befinden sich hauptsächlich in Amerika, UK, Polen und Indien. Gesehen habe ich die meisten bisher nur auf Fotos, die in Outlook eingestellt sind. Bis ich auf das erste International Web Summit in Edinburgh eingeladen wurde. Mein erster Businesstrip.

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Die Amerikaner, die Frankfurt besuchten, haben mir schon häufig von der schottischen Hauptstadt vorgeschwärmt, es wäre so schön da, looks like in a Harry Potter Film, haben sie gesagt. Sie haben meine Neugier geschürt und nun kann ich es nicht glauben, dass ich nach 3 ½ Jahren in dieser Firma, in einem Flugzeug auf meinem ersten Businesstrip sitze.

Wirklich viel Zeit für Sightseeing bleibt nicht. Ich checke um 19 Uhr im Hotel ein. Dank der Zeitverschiebung habe ich eine Stunde gewonnen, um mir die Stadt anzusehen. Glücklicherweise ist es um diese Jahreszeit bis elf Uhr hell in Edinburgh. Ich habe Glück, das Wetter ist super, es ist warm, die Leute stehen im Freien vor den Pubs, ein Bier in der Hand, die Hemdsärmel hochgekrempelt. Gefühlter Hochsommer für Edinburgh. Ich tausche meine High Heels schnell gegen bequemes Schuhwerk und dann sprinte ich los durch die Stadt, mein Ziel: möglichst viel sehen, in möglichst kurzer Zeit. Glücklicherweise befindet sich mein Hotel direkt in der Altstadt, auf der Royal Mile. Ich laufe einfach gerade aus, die Straßen hoch zwischen all den steinalten Häusern. Der Taxifahrer hat mir auf der Herfahrt jedes einzelne Gebäude erklärt, ich hab ungefähr die Hälfte davon verstanden, der schottische Dialekt ist gewöhnungsbedürftig.

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Hätte ich in Edinburgh doch bloß mehr Zeit gehabt, zum Schauen, Shoppen, Flair aufspüren

Ich bin wiedermal erstaunt, wie unterschiedlich die Städte Europas sein können. In Edinburgh jedenfalls, merkt man, dass man in Schottland ist. z.B. an den Schaufensterauslagen der kleinen Läden, hier gibt es schottische Landhausmode für die Dame, erinnert mich an Rosamunde Pilcher Filme (auch wenn die in England spielen). Die halbe Stadt besteht aus dieser Karo-gemusterten Mode – so auch die Schuluniformen: Grün karierte Röcke, graue Kniestrümpfe. Süß.

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Schottische Karo-Mode

 

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Ich liebe sie einfach – diese roten Telefonzellen – sogar mit Wifi

Ganz unverhofft stehe ich plötzlich vor den verschlossenen Türen des Schlosses. Für eine Besichtigung ist es zu spät, dass ich dem Kronjuwel Schottlands jedoch so nahe bin, hab ich gar nicht gewusst. Das Castle hat einiges überlebt. Hier wohnte einst Maria Stuart, bevor sie 1587 nach einem Streit mit ihrer Cousine Queen Elisabeth in England hingerichtet wurde. Ich habe keine Ahnung wohin ich gehen soll, aber zwischen den alten Häuserfassaden blitzt ganz weit in der Ferne das Meer hervor und sofort ist klar: das ist meine Richtung. Ich laufe den Hügel oder wie es hier heißt die wynds hinunter, über eine Brücke bis zur Princes Street, der Haupteinkaufsmeile, wie der Taxifahrer sagte und von dort habe ich eine herrliche Sicht auf das alte Edinburgh mit seinen Mauern, seinem Felsen, auf dem das Schloss majestätisch thront.

 

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Unten in den Princes Street Gardens tönt Dudelsack-Musik herauf: ich bin tatsächlich in Schottland, eingetaucht in eine andere Welt, unüberhörbar, und abseits der Hektik in Frankfurt. Vor mir erstreckt sich das alte Edinburgh, wirklich ein Kronjuwel, eine uralte Stadt, eine ewig lange Geschichte, mir fällt wieder ein Film ein: Braveheart mit Mel Gibbson, einer der besten Filme überhaupt.  Weil mir bei diesem Licht kein schönes Foto vom Castle Hill gelingt, zoome ich hinunter zu der Richtung, aus der die Dudelsack-Musik kommt und dann sehe ich schon wieder diese grünen Karomuster: Schotten in ihren Kilts und Damen in weißen langen Kleidern, einem grünem Band, die ihre uralten Stammestänze mitten im Park aufführen, begleitet vom Dudelsack.

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Zu einem echten Schotten gehört der Dudelsack, das Karomuster, der Kilt und ein Tanz nach alter Tradition

Ich schlendere weiter, auf einer Parallelstraße der Princes Street entdecke ich Jamie Olivers Italien Restaurant, das Kochbuch dazu befindet sich in meiner Küche. Noch weiter hinten sehe ich das Meer, aber ich habe keine Lust mehr, so weit zu gehen, daher bleibt es bei diesem kleinen Ausblick. Getrieben von Durst und Hunger stellt sich die Frage, wo hin? Irgendwie hole ich mir was schnelles auf die Hand, ich bin viel zu nervös, um irgendwo auszuharren, ich laufe noch ein wenig durch die Straßen bis ich todmüde ins Bett falle.

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Edinburgh: Dahinten ist das Meer. Bis hier und nicht weiter…es ist schon spät

Am nächsten Morgen schlendere ich in Hosenanzug und Highheels mit einem Starbucks Coffee, einem Blueberry Mufin, meinem Laptop und dem Geruch des Hotelshampoos im Haar den Grassmarket hinunter und komme mir sehr busy vor. Um acht Uhr morgens ist der Himmel über Edinburgh strahlend blau und wolkenlos, es ist so warm, dass ich mir die Anzugsjacke ausziehen muss. Ich halte kurz vor den historischen Häusern am Grassmarket inne und frühstücke auf einer Bank, überglücklich über diesen Ausbruch aus meinem sonstigen Büroalltag. Noch schläft die Stadt und nur die Müllabfuhr fährt geschäftig durch die Straßen.

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Frühstück mit Aussicht am Grassmarket auf das Edinburgh Castle

 

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Edinburgh Grassmarket

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Edinburgh – auf dem Weg ins Büro

Im Finanzbezirk mehren sich Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit sind, hier ist auch unser Büro. Die Amerikaner sagen, sie hätten noch nie so schönes Wetter in Edinburgh gesehen, ich halte mich für einen Glückspilz, doch dann geht der Präsentationsmarathon los. Von neun bis 17 Uhr non-stop Präsentationen ohne Pause und draußen das schönste Wetter Edinburghs! Vom Castle Board Room aus, sehe ich Touristen auf der Burg herumspazieren und bin unendlich neidisch, mir bleibt nur die fantastische Sicht auf einen wolkenlosen Himmel und die Dächer Edinburghs bis hinüber zur Burg.

Nach den Präsentationen, folgt der angenehmere Teil, vor dem ich allerdings am meisten Angst hatte, da alle anderen außer mir Manager, Vice Presidents und Senior Vice Presidents waren, dachte ich das wird eine steife Sache. Doch ich habe festgestellt, dass Manager und Vice Presidents ganz cool sein können. Die Menschen, die ich bislang nur aus Telefonaten und E-Mails kannte, waren plötzlich cool und witzig, vor allem die Schotten oder Engländer, deren Humor ich so gerne mag. Als Nichtbiertrinkerin bestellt man mir Wein, der randvoll ist, so also trinkt man in Schottland, sage ich. Nach dem Pub geht es in die Scotch Malt Whiskey Society und als ich das Gebäude auf der Queens Street betrete bleibt mir wirklich der Mund vor Staunen offen: in so einem elitären Dining-Room zu speißen, ist ein Luxus, an den ich mich gewöhnen könnte. Grüne Tapeten, Kamine an den Wänden, eine gedeckte Tafel und hohe halb geöffnete Fenster, vor denen sich die grünen Bäume Schottlands zeigen und dahinter das blaue Meer hervorblitzt, das alles schafft eine Atmosphäre wie in einem Jane Austen Film. Schon wieder ein Film.

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Meine persönliche Whiskey-Experience

22.00 Uhr: Zu einem guten Essen in Schottland gehört natürlich auch ein guter schottischer Whiskey. Ich rieche daran und nippe. Das wars. Es brennt, es bilden sich Schweißperlen auf meiner Stirn und dann dreht sich von nur einem kleinen Nippen der ganze Raum wie in einem Karussell. Ich merke wie man mich von allen Seiten beobachtet, und Nicole? fragen sie mich amüsiert, ich knöpfe mir den obersten Knopf meiner Bluse auf, mir ist heiß und es brennt. Sie lachen. Ich brenne. Das war meine persönliche Whiskey-Experience. 60% Alkohol im Glas ist zuviel für mich, du musst mit Wasser löschen, dann geht es, sagen sie mir. Nein danke, wenn dieser Abend nicht in einer Peinlichkeit enden soll, belasse ich es lieber beim Weißwein, auch wenn ich grade einen edlen Tropfen verstoße. Ich habe meine Grenzen und glücklicherweise kenne ich die. Außerdem muss ich den nächsten Tag, einen weiteren Präsentations-Marathon, überleben.

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Edinburgh – St. Johns Cathedral

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Morbider Charme von Edinburgh

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Der nächste Tag startet wie der vergangene, außer, dass alle verschlafen sind. Ohne Pause geht es bis abends durch, dann habe ich noch Zeit für einen kurzen Spaziergang mit meinem Trolley, meinem Laptop hinunter die Lothian Road, vorbei, an der St. Johons Cathedral.Und dann gelingt es mir doch noch, ein passables Foto von der Princess Street auf die Burg zu schießen.

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Majestätisch thront das Castle über der Stadt Edinburgh

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Um 17 Uhr setze ich mich in eines dieser prächtigen schwarzen Taxis – hoffentlich sterben sie nie aus. Ich finde, wenn das Wort Automobil heute überhaupt noch irgendwie passend ist, dann für diese schwarzen Taxis, die geschäftig durch Edinburghs Straßen eilen, wie Ameisen. Und da fällt mir schon wieder eine Filmfigur ein: wie ich so im rießen großen schwarzen Taxi sitze, komme ich mir ein bisschen wie Mr. Bean vor (ok, schon wieder England, sorry!).

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Taxi-fahren in Schottland ist toll, bye bye

Um 18.45 Uhr sage ich bye bye Edinburgh und fliege noch einmal über die Stadt und ihre grünen Hügel, im Hafen meine ich die Royal Yacht Britannia zu erkennen, aber ich bin mir nicht sicher. Ich werde einen Grund finden müssen, bald wieder zu kommen oder mich vom Discobus abholen zu lassen, der an allen europäischen Offices vorbeifährt und alle Kollegen einsammelt – eine Idee, die bei diesem Web Summit entstanden ist. Wie ihr seht, solche Business-Meetings sind sehr ergiebig und verfestigen die internationalen Beziehungen untereinander.