Bei den Schönen und Reichen in Monte Carlo
Bei den Schönen und Reichen in Monte Carlo oder wie ich beinahe aus dem Café de Paris geworfen wurde
Wahnsinn! Das ist wirklich Wahnsinn! Es gibt zwei Orte auf dieser Welt, die ich bisher gesehen habe und an denen ich meinen Mund vor Staunen nicht mehr zu bekommen habe: 1. Las Vegas, 2. Monte Carlo. Beide Orte sind unglaublich faszinierend, weil du weißt, solche Orte gibt es sonst nirgendwo, zumindest nicht in deiner Welt. Deswegen kann jeder x-beliebige Ort dieser Welt einfach niemals damit mithalten. Es ist nur eine kurze Stippvisite, die mich nach Monte Carlo bringt, so wie die anderen x-beliebigen gewöhnlichen Touristen mit ihren Rucksäcken und ihrer heißgeliebten Trackingsandale.
Ich glaube es gibt nur zwei Gefühle, die man mit Monte Carlo verbinden kann: Hass oder Zuneigung. Ich kann mich jedoch nicht recht entscheiden: um es zu hassen ist es zu prächtig, um es zu lieben, zu unnahbar. Doch fangen wir von vorne an. Wir nähern uns Monte Carlo mit einer Fahrt an der Cote d’Azur entlang, die ich mir nicht so traumhaft vorgestellt habe, wir reisen an, natürlich mit einem Bus… sowas von gewöhnlich. Dieser wird aber gleich in der Tiefgarage versteckt. Meine erste Erinnerung bleibt an zwei blonden Grazien hängen, die in knappen Badeanzügen und Strohhüten zum Strand hinunter stolzieren, uns keines Blickes würdigend. Anders dagegen wir, die Touristen, die gaffen. Es liegen Welten zwischen den Grazien und den Touristen mit den Trackingsandalen, oder anders gesagt, ein Haufen voll Geld. Doch ich spüre, wie unwohl sich die Grazien fühlen und wende den Blick geradeaus.
Die berühmte Rennstrecke von Monte Carlo
Dort befindet sich der berühmteste Tunnel der Welt. Denn von hier aus schießen die Formel-1-Rennwägen die steilen und engen Kurven hoch durch Monte Carlo, im Rücken, die tiefblaue Cote d’Azur. Ich hab früher viele dieser Rennen im Fernsehen verfolgt und nun stehe ich leibhaftig hier auf einer der berühmtesten Rennstrecken der Welt! Mit den Reifenspuren auf den rot-weißen Kurvenmarkierungen höre ich noch das Heulen der Motoren im Ohr. Wahnsinn!
Im Casino von Monte Carlo entscheiden sich Schicksale
Wir schlendern hoch zum prächtigsten Gebäude auf dem Felsen: dem Casino. Casinos sind für mich ebenso magsiche Orte, sie ziehen mich gradezu an, vielleicht weil hier Schicksale entschieden werden, vielleicht weil du hier alles gewinnst oder alles verlierst und niemals weißt, wo alles enden wird. In Monte Carlo werden an einem Abend Summen in Höhe eines Einfamilienhaus verspielt. Welche berühmten Persönlichkeiten mögen schon alle hier gewesen sein? Schauspieler, Politiker, Könige, die Creme de la Creme des Geldadels. Die heiligen Hallen schweigen und bleiben so distanziert, dass ich mich kaum traue mich darin zu bewegen. Ich wollte nur mal eben kurz auf die Toilette gehen und bis ich wieder zurückkam, sind um meinen Bruder fünf Security-Typen mit fiesen Gesichtszügen versammelt, die kurz davor sind, meinen Bruder aus dem Casino zu schmeißen. Was war passiert? Ich war doch nur fünf Minuten weg? Ich hörte wie mein Bruder mit den Security-Typen stritt und mir rutschte das Herz in die Magengegend, kann ich da noch was mit meinem weiblichen Charme richten oder ist es bereits zu spät? Anscheinend war eine Maschine kaputt bevor mein Bruder seine Kohle verzockt hatte und die Securities wollten, dass er das Gebäude sofort verlasse. „Schau auf die Kamera“, beharrte mein Bruder bis einer der Typen sich erweichen ließ und auf die Überwachungskamera schaute. Tatsächlich zeigte sich darauf, dass ein Teil der Kohle noch nicht aufgebraucht war und er durfte schließlich weiterzocken. In nur fünf Minuten hat er 50 Euro verspielt und verließ daraufhin befriedigt das Casino: „was denn? ich hätte auch gewinnen können“.
Auf diesen Schreck hin brauchte ich erstmal eine kurze Verschnaufpause, die mir die Stadt aber nicht gönnte. Denn kaum war ich aus dem Café de Paris draußen, rollten zwischen gediegenen Hausfassaden und Cartier-Läden sämtliche Rolls Roys an mir vorbei und mir fiel schon wieder nichts anderes ein, außer „das ist der Wahnsinn“!
Die Luxusyachten im Hafen von Monte Carlo
Weiter ging es um das Casinogebäude herum, von hier aus hat man einen herrlichen Blick über den Hafen von Monte Carlo, der geschützt in einer Bucht liegt. Hier liegen die Juwelen der Stadt, denn wer etwas auf sich hält, hat hier eine Yacht liegen. Nicht irgendeine, sondern eine Mega-Yacht natürlich. Mit Köchen, Dienern, einer Crew, mit sämtlichen Luxusausstattungen, von denen ich wahrscheinlich noch nicht mal eine Ahnung habe, das es soetwas gibt. Dort unten im Hafen liegen Milliarden, soviel steht fest. Allerdings sieht das im Fernsehen auch immer alles viel größer aus.
Auf dem Hügel gegenüber liegt das Schloß von Fürst Albert und Fürstin Charlene von Monaco. Ein Hauch von fürstlichem Glanz und Gloria weht herüber und natürlich hätte ich die schöne Charlene nur zu gern einmal gesehen, aber in Monaco laufen um diese Tageszeit hauptsächlich gewöhnliche Touristen wie wir herum. Wo sind all die Schönen und Reichen? Ah, im Stadtpark hab ich ein Pärchen beim Gassigehen mit ihrem Hündchen gesehen. Das wars dann aber auch schon. Vielleicht verstecken sie sich in ihren teuren Appartements. Ein Blick auf die Immobilienpreise in einer Schaufensterauslage von Jones Lang LaSalle zeigt einen Quadratmeterpreis von 46.000 Euro. Falls ihr also jemals überlegt nach Monaco auszuwandern, vergesst nicht das nötige Kleingeld mitzubringen, denn unter drei Millionen wird es schwer was zu finden. Teurere Appartements findet man wohl sonst nirgends auf der Welt und dabei kann ich noch nicht mal sagen, dass dies schöne Wohnungen wären, ich würde jedenfalls nicht in so einem grauen Bunker wohnen wollen. Allerdings nutzen viele Ausländer Monaco auch nur als Wohnsitz, um Steuern im eigenen Land zu sparen. Jedenfalls bietet der Ministaat auch keinen Zentimeter freien Platz mehr, Monacco ist der kleinste und dichtbesiedeltste Staat der Welt.
Trotz dem Prunk und Gloria scheint es mir als sind die besten Jahre Monte Carlos mit der Ära Grace Kelly erloschen. Die Fürstin und Schauspielerin holte einst halb Hollywood an die Cote d’Azur, es scheint, als habe ihr tragischer Autounfall auch den Stern der Stadt erloschen. Die tristen grauen Hochhausfassaden der Luxusappartements von Monte Carlo wirken wie einsame Statisten in einem Hollywoodstreifen, den niemand mehr sehen will, außer ein paar Kreuzfahrttouristen, die stolz erzählen, sie wären im Café de Paris ein und ausgegangen.
Wirklich tolle Bilder. Weckt direkt Reiselust um Monte Carlo selbst zu entdecken.
Prachtbau trifft es gut! Das Casino ist ja ein hammergeiles Gebäude.
Das möchte ich auch mal sehen und ein Stück Rennluft schnuppern.
LG Christina
vielen lieben Dank, Christina.Ja, das Casino ist toll und die Schlitten davor auch! Musst du unbedingt mal hin auf ne Stippvisite, es ist ein Ausflug in eine andere Welt!
LG Nicole
Ein kleines detail: Das fotografierte ende des tunnels an der rennstrecke ist das, an dem die autos reinfahren, nicht rauskommen. Alles in allem aber ein sehr schöner bericht!