Valldemossa: Wo Mallorca noch verträumt ist

Valldemossa - verträumtes Bergdorf in Mallorca unterwegsunddaheim.de

Mallorca: Traumhafte Aussicht von der Bergkette Tramuntana

Der Weg führt über traumhafte Hügelketten, zwischen Kiefern blitzt das blaue Meer hervor und öffnet den Blick auf den westlichen Küstenabschnitt Mallorcas. Unter uns die steilen Felsklippen, an denen sich die Wellen des Meeres brechen. Wir müssen auf der Bergstraße immer wieder anhalten, um dieses traumhafte Panorama auf uns wirken zu lassen und damit scheinen wir nicht alleine zu sein, denn am Straßenrad parken verdächtig viele Mietwägen, aus denen Menschen in Shorts und Fotoapparaten kriechen. Wir befinden uns auf einem südlichen Ausläufer der Serra Tramuntana, irgendwo zwischen dem Promi-Küstenstädtchen Port Andratx und dem Bergdorf Valldemossa. Wir fahren durch unbekannte Bergdörfer, zerbrechlich wirkende Fincas drängen sich an einsame Berghänge und das leise und gemütliche Bimmeln der Glocken von Bergziegen begleitet uns am Wegrand.

„Was ich sah, war so schön, dass meine Gedanken Schwalbenflügel bekamen“

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Auf der Straße nach Valldemossa bietet sich mir ein unbekanntes Bild von Mallorca. Zugegeben, ich bin das erste Mal auf der Balleareninsel und habe dieses Bild von Ballermann im Kopf, wenn ich an Mallorca denke. Verborgen blieb mir bislang die Vorstellung von einsamer, ländlicher Idylle, auf deren Pfaden ich mich hier grade bewege. Doch auch selbst in der größten Ländlichkeit, wo die Pfade immer schmaler werden, die Straßen immer staubiger, hat man auf dieser Insel nie das Gefühl, keinen Touristen anzutreffen. Mallorca ist und bleibt ein beliebtes Urlaubsparadies. Wir wollen auf diesem Ausflug in das westliche Hinterland den ursprünglichen mallorcinischen Charme aufspüren, in Künstlerdörfern wie Deia und Valldemossa.

In Valldemossa auf Mallorca träumt die Insel noch still und leise vor sich hin

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Mallorca: die Kartause von Valldemossa – hier verbrachten die Schriftstellerin George Sand und der Komponist Frederic Chopin einen Winter auf Mallorca.

Valldemossa ist berühmt geworden wegen einem Künstlerpaar, das hier 1838 einen Winter lang in einer klösterlichen Kartause zusammen verbrachte.  Die Rede ist von dem skandalumwitterten Künstlerpaar George Sand und Frederic Chopin – Mallorcas ersten Touristen. George Sand verarbeitete die Erlebnisse in dem Roman Ein Winter in Mallorca, der noch immer zur bekanntesten Reiseliteratur über Mallorca zählt. Als wir in dem Bergdorf ankommen, finden wir kaum einen Parkplatz, die Kartause von Valldemossa scheint ein regelrechter Pilgerort zu sein. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass soviele Mallorca-Besucher, Fans von Frederic Chopin und George Sand sind. Ich hätte eher geglaubt, dass George Sand für die meisten so unbekannt ist, dass sie die emanzipierte und eigensinnige Schriftstellerin für einen Mann hielten. Frederic Chopin wollte einst eine Lungenkrankheit in dem milden Klima Mallorcas auskurieren, doch der regenreiche Winter in dem Bergdörfchen verschlimmerte den Gesundheitszustand des weltberühmten Komponisten. Dennoch inspirierte es den feinfühligen Chopin zu seiner Regentropfen Prélude. Obwohl das Paar einige Strapazen auf sich nahm und Probleme mit der mallorcinischen Bevölkerung hatte, beschreibt George Sand die kleine Kartause als „romantischste Behausung der Erde“ und für ein ungewöhnliches Liebespaar, das vor dem Geschwätz der Pariser Gesellschaft Ruhe suchte, war es dies wohl auch.

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Mallorca: Valldemossa – Inspiration für Künstler damals und heute.

„Die poetische Stimmung dieser Kartause hatte mich betört“, schreibt die Schriftstellerin, die sich erhofft, hier ein bisschen freier zu fühlen als in der bedrückenden engen Pariser Gesellschaft, für die die Beziehung einer alleinerziehenden Frau zu einem sechs Jahre jüngeren Mann ein Skandal war. „Abends streunten wir bei Mondenschein durch die Klostergänge oder lasen in unseren Zellen“. George Sand unternimmt mit ihren beiden Kindern auch Ausflüge in die nahe Umgebung und ist entzückt von der herrlichen Landschaft Mallorcas:

„An jeder Wegbiegung hatten wir das großartige Schauspiel des Meeres, das wir von hoch oben in reicher Vegetation, liegen sahen.“

Und als der Frühling vor der Tür steht, schreibt sie: „Der Regen hatte endlich aufgehört und der Frühling war gekommen. Die Mandelbäume standen in voller Blüte und die Wiesen waren mit Narzissen übersäht.“ […] Was ich sah, war so schön, dass meine Gedanken Schwalbenflügel bekamen“.

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Mallorca – Valldemossa: Enge Gässchen laden zum Bummeln und Träumen ein.

Das Bergdörfchen Valldemossa wirkt heute aufgeräumt, die Straßen blitzeblank als wären sie eigens für die Urlaubsfotos herausgeputzt worden, der Garten der kleinen Kartause fast so gepflegt wie ein Kurpark. Es ist hübsch hier, ein bisschen zu perfekt, aber die Idylle verleitet beim Blick über die Hügel und den winzigen in ockergelb gehaltenen Häuschen, die sich an die Berghänge schmiegen, zum Davonträumen. Ich kann verstehen, dass so eine Umgebung inspirierend für Künstler ist. Melancholische Stille, verträumte Täler, wie gemalt. Auch zeitgenössische Künstler zieht es in diese Einsamkeit, in der Kunst in ihren Ateliers entstehen kann. Ähnlich ist es auch in dem Künstlerdorf Deia. Verborgen in den Hügeln, weit oberhalb des Meeres führen enge Gassen zu alten Häusern, Kirchen und Cafés. Auch ausländische Millionäre haben sich hier niedergelassen, aber dafür ist Mallorca überall bekannt. Seit den 20er Jahren zog es einge Persönlichkeiten mit einem Wohnsitz in den unscheinbar wirkenden Ort, die bekanntesten sind: Peter Ustinov, Ava Gardner, Pablo Picasso, Andrew Lloyd Webber, Pierce Brosnan, Anais Nin und Michael Douglas. Mir persönlich hätte es in Valldemossa besser gefallen.

Literaturtipp: George Sand: Ein Winter auf Mallorca,  esprit Hörbuch mit Vertonung von Frederic Chopin

 

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade „Inseln der Welt“ von TravelWorldOnline.