Alpspektakel in Seewis im Prättigau

Alpspektakel in Seewis: Zwischen Almabtrieb, Gummistiefel-Weitwurf und Wett-Melken

Es ist das Highlight der Saison: das Alpspektakel in Seewis.  In Seewis soll es den schönsten und größten Almabtrieb der Region Prättigau in Graubünden geben. Nirgendwo soll es uriger sein als hier in Seewis. Hier ist die Schweiz noch echt. Echt schweizerisch.

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Jedes Jahr im Herbst (meist Ende September, Anfang Oktober) werden die Kühe, die den Sommer über auf den grünen Alpwiesen verbrachten, wieder hinab ins Tal getrieben.  Hier beziehen sie ihre Winterquartiere.  Für die Bauern heißt das, sie sammeln ihr Vieh auf den Almen, schmücken es mit buntem Blumenschmuck und treiben es hinab ins Tal. Das ganze Spektakel wird begleitet von einem traditionellen Volksfest. Diese jahrhundertealte Tradition ist auch heute noch das Highlight der Bergbauern. Das Leben in den Bergen ist hart und geprägt von Arbeit und Armut. Wenn die Kühe wohlbehalten wieder ins Dorf zurückkommen und jeder Bauer seine Kühe wieder im Stall hat, freut sich jeder, denn eine wohlbehaltene Kuh ist noch immer die Existenzgrundlage für die Bauern. Grund genug zum Feiern.  Und weil man froh ist, dass die Kühe zurückkommen, sind sie auch die Stars des Alpspektakels in Seewis.

Alpspektakel Sewis

Zum Alpspektakel in Seewies gibt`s Schmuck für die Kühe – ich lerne „tschäppeln“

Bevor die Kühe ins Tal getrieben werden, bekommen sie ihren traditionellen Kopfschmuck aufgesetzt. Man nennt das hier „Tschäppel“. Die Dorffrauen versammeln sich einen Tag vorher und basteln voller Leidenschaft den Kopfschmuck für ihre Kühe. Ich werde in diese Tätigkeit eingespannt.  Ich binde Sonnenblumen, rote und weiße Astern und als Krönung eine Distel auf meinen Tschäppel, den morgen eine Kuh tragen wird.  „Ein sehr schöner Tschäppel“, loben mich die Dorffrauen. Hier ist er:

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Am nächsten Morgen geht es los. Und ich merke schnell: die Schweiz, ist hier wirklich schweizerisch. Also so wie man sich die Schweiz in Klischeebildern vorstellt. Um mich herum befinden sich Almöhis mit grauen Bärten bis zum Bauchnabel, Hut und Trachtenhemd – kein Witz, keine Verkleidung. Wie in einem Heidiflim. Wirklich echt. Menschenmassen strömen durch die verregneten Gassen in Seewis – alle warten auf die Kühe. Doch die lassen auf sich warten. Es dauert eben, bis alle Kühe den Tschäppel aufhaben. Dann schließlich sind sie schon von weitem zu hören. Ohrenbetäubendes Glockengebimmel klingelt den Berg herunter. Sie kommen. Die Menge wird nervös. „Zuerst kommen die Ziegen und Schafe (Kleinvieh), dann die Kühe, am Ende kommt ein Pferdewagen, der auf dem Wagen einen riesigen Käse das Tal hinunter transportiert“, erklärt Petra. Der Käse ist das goldene Produkt der Bergkühe. Endlich sehe ich sie. Die Ziegen. Angeführt werden die Tiere jeweils von „ihren“ Bauern. Jede Familie führt ihr Vieh. Die jungen Bauersburschen sehen in ihrer Tracht richtig fesch aus, die alten Bauern tragen den Stolz in ihren Gesichtern und sogar Mädchen und Frauen dürfen am Alpsepektakel in Seewis das Vieh ins Tal führen. Ich erkenne ein paar Gesichter, die tatsächlich auf Werbebroschüren für die Schweiz abgedruckt sind. Seewis ist also ein Schweizer Vorzeigedorf für die Urigkeit, für die Ursprünglichkeit, für das Echte in der Schweiz. Alle Bauern vereint eines: Stolz. Stolz und Freude, wenn die Menschen jubeln, Stolz über ihre bunt geschmückten Kühe, die sie auch mal zurückhalten müssen, wenn sie bockig werden. Die Kühe sehen toll aus. Mit ihrem Kopfschmuck und für den Feiertag extra herauspolierten riesigen Glocken um den Hals.

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„Heimat ist, wo die Berge sind“ – wenn Kühe poetisch werden…

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Älplerolympiade – wie wir uns mit Gummistiefelweitwurf und Melken bei Schweizer Bergbauern beliebt machten

Während man im Festzelt feiert oder über den Bauernmarkt schlendert, werden Wolfgang und ich zur  Teilnahme an der Älplerolympiade überredet. Die erste Disziplin: Wir müssen verschieden große Schrauben in ein Holzbrett drehen – auf Zeit natürlich. Schaffen wir sehr gut.

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Die zweite Diszplin: wir müssen erraten, welche Geschmacksnote vier verschiedene Schnäpse haben. Zu meiner großen Überraschung habe ich drei von vieren richtig geraten, Wolfgang hat die Nummer vier gemacht, damit voller Punktesieg im Schnäpseraten. Als nächstes müssen wir schätzen wie schwer ein Kuhkalb ist. Das Kuhkalb schaut uns treuherzig mit seinen großen Kulleraugen an.  Na wie schwer wirst du süßes Ding wohl sein? 80 KG, meint Wolfgang und liegt damit wieder richtig.

Die nächsten zwei Disziplinien sind Gummistiefel-Weitwurf und Kuhmelken. Hier machen wir einen Deal: Wolfgang wirft die Gummistiefel, ich melke. Wolfgang trifft gut, wieder eine hohe Punktzahl für unser Team.

Älplerolympiade Seewis

Das Melken der Plastikkuh ist dagegen echt anstrengend. Man hat ja keine Muskeln in den Fingern und somit presse ich unter Schmerzen den letzten Tropfen aus den Plastikzitzen (es befindet sich Wasser im Kuhbauch). Natürlich wird auf Zeit gemolken. 1,5 Liter habe ich immerhin in 4 mal 30 Sekunden herausgemolken, gar nicht schlecht, sagt der Bursche, der das misst. Das war immerhin auch mein erster Melkversuch.

Am Ende haben wir als Team ganz gut abgeschnitten. Das Team „Reiseblogger Germany“, also Wolfgang und ich, haben  einen Trostpreis in Form eines Schnapses erhalten. Somit hat sich die Älplerolympiade für uns voll gelohnt. Den ersten Preis, das süße Kuhkälbchen, hätten wir ja sowieso nicht mitnehmen können.  Lassen wir das lieber den Bauern in Seewis.

Alpspektakel Seewis

 

 Noch mehr Impressionen vom Alpspektakel in Seewis:

Alpspektakel Seewis

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Alpspektakel Seewis

Auch ein Schaf muss mal zum Friseur

Vielen Dank an Graubünden Ferien für die Einladung zum Alpsektakel Seewis.