Die Fahrt von Olbia in Richtung Arzacchena in Sardiniens Nordosten führt vorbei an der Traumküste der Costa Smeralda und mitten hinein ins gebirgige Hinterland der Gallura. So heißt die Gebirgskette, die gleich hinter der Costa Smeralda beginnt.

 

Sardinien Nordosten: Das ländliche Hinterland

Atemberaubend sehen die grandiosen Granitfelsen aus, durch welche die Straße führt. Hier in Sardiniens Nordosten beginnt das ursprüngliche Sardinien, das Sardinien der Bauern.

Sardiniens Nordosten

San Pantaleo bietet eine zauberhafte italienische Dorfidylle hinter bizarren Felsformationen der Gallura im Nordosten Sardiens

In San Pantaleo werde ich fernab von Promistädtchen wie Porto Cervo die ländliche Ruhe und Idylle Sardiniens genießen, in einem authentischen B&B Agriturismo, dem Ca La Somara. Zum Interieur gehören stilecht ein paar Langohr Esel und im Pool lässt es sich herrlich entspannen und die Ruhe des Landes genießen mit Blick auf die bizarren Felsen der Galura. San Pantaleo ist ein uriges Bergdorf, wie eine dramatische Filmkulisse erheben sich die Spitzen der Granitfelsen hinter dem Dorf, in dem bis heute noch die Zeit still zu stehen scheint. Nur 10 Kilometer vom Luxusdomizil der Superreichen in Porto Cervo findet man hier genau das, was man sucht auf einer Insel im Mittelmeer. Auf dem Dorfplatz spielen Jungs Fußball und erinnern daran, dass wir in Italien sind. Die Glocken der alten Dorfkirche bimmeln in den Sonnenuntergang hinein und die Alten treffen sich wie eh und jeh auf der Straße vor ihren Häusern auf einen Schwätz und um vielleicht die Touristen zu begutachten, die hierherauf in das Bergdorf kommen, weil es so idyllisch, ruhig und urig ist und weil der bunte Oleander so traumhaft zu den ockergelben Hausfassaden passt oder weil die Spitzen der Berge von Sardiniens Nordosten ein anderes Bild zeigen, fernab von den beliebten Urlaubsorten an der Costa Smeralda.

Sardiniens Nordosten: Palau und La Maddalena Insel Archipel

Sardiniens Nordosten

Mit dem Mietwagen fahre ich den Sardiniens Nordosten ab, die herrlichen Küsten und Buchten an der Baja Sardegna  entlang und vorbei an den Dörfern, die sich farbenfroh an die Küsten schmiegen und immer wieder blitzen das Blau des Meeres und die rötlichen Granitsteinfelsen hervor, die so einzigartig für diese Gegend in Sardiniens Nordosten sind. In dem Städtchen Palau schlendere ich am Hafen entlang, von hier aus gehen die Fähren auf die Inseln La Maddalena und San Stefano im La Maddalena Inselrachipel, das für seine besonders schönen Strände bekannt ist. Ich buche für den nächsten Tag einen Segelausflug (unbedingt einen Tag vorher buchen!). Dabei erfahre ich, dass hier heute die Prozession der Schutzheiligen „della Signoria del Mare et di San Mauro“ gefeiert wird.

Prozession der Schutzheiligen von Palau

Am Abend findet um 18 Uhr ein Gottesdienst in der Kirche statt, begleitet von einer traditionellen Musikkapelle findet dann die Prozession der Schutzheiligen von Palau statt. Die Türen zum Gotteshaus gehen auf und die Heilige wird getragen von starken Männern hinunter zum Hafen. Das ganze Dorf hat sich versammelt, um dem Spektakel zu folgen. Alle laufen sie nun der Madonna hinterher hinunter zum Hafen. Ich bin unter der Menge, ein italienischer Künstler, der neben mir geht, erklärt mir die Prozedur. Es ist meine erste Prozession. Im Hafen wird die Schutzheilige auf ein Ausflugsschiff geladen, die Menschenmasse folgt ihr aufs Schiff. Drei große Ausflugsschiffe stehen im Hafen bereit für das Volk, die ihrer Angebeteten hinaus aufs Meer folgen wollen. Es kostet nichts, mit aufs Boot zu steigen, sagt der Italiener zu mir und sorgt dafür, dass wir die besten Plätze bekommen, um alles zu sehen. Die Madonna verlässt als erste den Hafen, es folgen die Ausflugsschiffe und viele weitere private Boote, Jetskis und Hubschrauber, sie alle jagen die heilige Signora del Mare. Vor dem Hafen von Porto Rafael, der unweit von Palau liegt, hält die Schiffskolonne an, der Hubschrauber am Himmel kommt bedrohlich näher, bis er ganz nah auf der Wasseroberfläche ist. Dann lässt er hunderte von Blumen ins Meer fallen und verschwindet wieder am Himmel. Die Schiffe fahren zurück in den Hafen von Palau, wo die heilige Signora del Mare wieder sicher nachhause gebracht wird. In Palau feiert man diesen Tag noch lange mit einem Fest mit Musik und Tanz. Die Sarden finden immer einen Grund ihre Heiligen zu feiern. Fast jeder Ort hat seinen Schutzheiligen und feiert ihm zu Ehren ein Fest mit einer Prozession.

Sardiniens Nordosten: Porto Rafeal – wo Träume gelebt werden

Ich fahre weiter an der Küste entlang und komme 4 Kilometer nach Palau nach Porto Rafael – mein absoluter Lieblingsort in Sardiniens Nordosten. Fast finde ich die Ortsmitte nicht, die so unscheinbar ist, dass viele daran einfach vorbei düsen. Das Zentrum dieses Dorfidylls erreicht man nur zu Fuß. Porto Rafael hat sich längst zu einem Feriendorf ausgedehnt mit weißgetünchten Villen für Urlauber mit Geld. Der Luxus Sardiniens ist kein Prunk, es ist die Ruhe. Alles hier wirkt künstlich angelegt und dennoch gefällt es mir so gut, dass ich am liebsten immer wieder hier her zurückkommen möchte.

Porto Rafael, das merkt man an jeder Ecke ist ein gutgehütetes Geheimnis. Hier will man unter sich bleiben, keine Eindringlinge und keine Touristen sollen durch die gepflegten Steinwege trotten. Porto Rafael soll für immer das bleiben, wozu es einst bestimmt wurde: ein Künstlerdorf. Kurz nach dem Aga Khan in den 60er Jahren die Costa Smeralda kaufte, kam der spanische Adlige Rafael Neville nach Sardinien und suchte sich hier sein eigenes Paradies: nördlich der Costa Smeralda bei Palau im paradiesischen Inselarchipel vor La Maddalena wurde er in der einsamen Bucht Agincourt fündig. Er verwirklichte hier seinen Traum vom Leben, den Traum von Freiheit und dem Duft des Meeres. Den Traum vom Leben im Einklang mit der Natur. Direkt am Strand errichtete er eine Piazza und sein Wohnhaus. Die Inschrift „sognare é vivere“ – träumen heißt leben – zeugt noch immer von dem wahrgewordenen Lebenstraum und Traum vom Leben. Ich setze mich in das Café und genieße bei einem Cappuccino und einer Bruschetta die Stille dieses Ortes und den Blick auf die ruhige Bucht mit dem kristallklaren Wasser. Eine Gruppe von Senioren sitzt mir gegenüber, plötzlich überreden sie die Kellnerin zu singen. Und dann wird es noch stiller auf der Piazetta, die kristallklare Stimme der Kellnerin lässt alle verstummen. Ihre Stimme ist wunderschön und hallt durch das Künstlerdorf an der Bucht von Porto Rafael. Das ist beinahe magisch. Und das alles erlebt man in Sardinien.

Sardiniens Nordosten: Santa Teresa und Capo Testa – die nördlichsten Orte im Nordosten von Sardinien

Sardiniens Nordosten

Schon die Fahrt entlang der nördlichen Küste von Porto Rafael nach Santa Teresa die Gallura ist atemberaubend schön und führt durch Granitsteinschluchten, die durch Wind und Wetter geformt wurden. Unterwegs mache ich einen Badestopp an dem wunderschönen Strand Spiaggia la Marmorata – einer wahren Traumbucht mit kristallklarem Wasser, weißem feinen Sand und bizarren Granitfelsen. Ein echter Geheimtipp, denn der Strand ist selbst in der Hochsaison nicht überlaufen, vielleicht liegt es daran, dass die Zufahrt so unscheinbar wirkt wie alles was schön ist. Nach einem herrlich erfrischenden Bad fahre ich weiter nach Santa Teresa die Gallura, am nördlichsten Zipfel von Sardiniens Nordosten. Nur 12 Kilometer und 15 Minuten mit der Fähre sind es von hier bis zur benachbarten Insel Korsika. König Viktor Emanuel von Sardinien Piemont gründetet das malerische Hafenstädtchen 1806 aus millitärstrategischen Gründen, wegen der Nähe zu Korsika. Santa Teresa ist ein nettes Feriendörfchen, mit vielen kleinen Boutiquen, Gassen, Cafés und Restaurants. Vom Torre Spagnola – einem Leuchtturm und Überbleibsel aus dem 16. Jahrhundert als Sardinien unter Spanischer Herrschaft stand, hat man eine traumhafte Aussicht auf die Bucht vor Santa Teresa und das offene Meer. Der Hausstrand von Santa Teresa, die Rena Bianca, ein 300 Meter langer Strand direkt am Fuße des Dörfchens, ist im Gegensatz zur Spiaggia Marmorata total überlaufen. Aber auch hier muss ich mich einfach kurz ins Wasser werfen und ein paar Runden in dem schönen blauen Meer schwimmen.

Sardiniens Nordosten ist wirklich ein wundervoller Fleck Erde, traumhafte Buchten, glasklares Wasser, weiße feine Sandstrände, die zerklüfteten Felsen der Gallura und italienischer Dorfcharakter – all das machen Sardinien für mich zu einem perfekten Urlaubsziel für einen Strandurlaub. Sicherlich werde ich irgendwann hierher zurückkommen.

Meine Tipps für Sardiniens Nordosten:

Flugzeit: ca. 2 Stunden nach Olbia

Günstige Flüge und andere Reisetipps zum sparen auf Reisen oder zum Reiseequipement findest du hier

Mein Bed & Breakfast Agriturismo in San Pantaleo:

B&B Ca´La Somara, sehr einfache Zimmer im rustikalen Landhausstil:

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Restauranttipps:

Vecchia Costa San Pantaleo: super leckere Küche, zu absolut günstigen Preisen, z.B.:

  • Riesengarnelen: 13 Euro
  • Spaghetti alle vongole: 7 Euro
  • Seebarsch auf Ruccola: 100 g zu  4 Euro
  • Beilagen: 3 Euro
  • Tiramisu: 3 Euro
  • Cafè: 1,50 Euro

San Pantaleo: Pizza bei Ichonos

Ausflüge, Segeln & Touren

Segeln im La Maddalena Inselarchipel: Die Segelschiffe gehen ab Palau genau wie die Fähren zu den Inseln La Maddalena und San Stefano. Unbedingt vorher ein Ticket für den nächsten Tag buchen, sonst bekommt man in der Saison nichts mehr.

Lies auch meine anderen Artikel über Sardinien:

 

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Timo Lutz ist ein Bekannter von mir und hat diesen Reiseführer mit echten Insidertipps zu Sardinien geschrieben. Timo kommt wie ich aus der schwäbischen Provinz und ist als Auslandsstudent nach Sardinien gekommen. Seit über 20 Jahren lebt er auf der Insel und kennt Sardinien besser als jeder andere.

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