Herbstliches Rheintal: Wo der Wein schmeckt und Burgen und Flüsse aufeinandertreffen

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Auf geht’s von Koblenz nach Boppard mit dem Schiff Goethe vor der Burg Ehrenbreitstein

Ich mag den Herbst. Ich mag es, wenn man in den Kaufhäusern wieder dicke Strickpullis und Daunenjacken kaufen kann und ich mag meine Kuschelsocken. Aber vor allem mag ich Herbstfarben, nicht nur an meinen Klamotten. Und das Licht, wenn es tief am Himmel steht und das bunt gewordene Laub der Bäume anstrahlt. Wenn das ganze Land im goldgedämpften Licht steht, das ist die Wärme, die mich durch die kühler gewordenen Tage zieht. Goldener Oktober. Auf diesen freue ich mich jedes Jahr mehr als auf den Frühling. Leider hat er sich dieses Jahr noch nicht gezeigt. Ich könnte jetzt einen Koller kriegen oder trotzdem dorthin fahren, wo der Herbst in Deutschland am schönsten ist: In den Weinbergen an Rhein und Mosel. Denn zum Herbst gehört für mich auch definitiv Wein und Flammkuchen. Also nichts wie los ins Rheintal.

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Auf der Zugfahrt nach Koblenz kann man nichts anderes tun als aus dem Fenster starren. Es ist die schönste Zugstrecke Deutschlands, direkt am Rhein entlang, wo die Rheinschiffer flussauf und ab fahren, wo auf jedem Berg eine Burg thront, wo Sagen und Legenden alle Zeiten überdauert haben, wo die Seele des Deutschtums mit dem Rheingold im Fluss begraben liegt, wo der Loreleyfels noch immer tausende von Briten, Amerikanern und Chinesen anzieht. Das Rheintal ist UNESCO Weltkulturerbe und unter vielen Deutschen noch immer ein weißer Fleck auf der Weltkarte, man fährt halt eher nach Malle als an den Rhein. Vor zwei Jahren bin ich die gleiche Strecke von Köln nach Frankfurt gefahren, im Oktober, es hatte noch über 20 Grad, man badete noch an den Ufern des Flusses und die Sonne hat tatsächlich das ganze Tal in diesen  goldenen Glanz gehüllt, dass man glaubte, die schöne Loreley kämme ihr goldenes Haar und verliere ihre Strähnen über den Hängen des Ufers. Heute bin ich froh, dass der Regen aufgehört hat, doch zurück bleibt ein grauer Dunst und gnädige 10 Grad, die mich in meiner Daunenjacke schlottern lassen. Egal, gegen den Herbstblues hilft nur Bewegung und rausgehen an die frische Luft, auch wenn sich die eisig anfühlt.

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„Im Nebel ruhet noch die Welt…“ die Burg Stolzenfels thront über dem Rheinufer im oktoberischen Morgennebel

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Marksburg über Braubach: Burgenromantik im Oberen Mittel-Rheintal – hinter jedem Berg verbirgt sich eine neue Legende, Sage oder Märchen

Auf der Suche nach dem schönen Herbst machen wir uns auf in Richtung Sessellift zu Boppard. Denn von dort hat man eine wirklich grandiose Sicht über das Rheintal. Gut, dass ich nicht vorher wusste, dass die Sesselbahn schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, denn wo ich in der Talstation noch total euphorisch war, macht sich in der Gondel über dem Rhein schwebend, plötzlich meine Höhenangst bemerkbar. Ich bin kaum fähig ein Foto von der wirklich gigantischen Sicht über den Rhein zu machen, aus Angst mich in der Höhe zu bewegen. Ich bin aber auch ein Angsthase geworden in letzter Zeit.

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Mit dem Sessellift bei Boppard schwebt man über Weinreben und Rheintal

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Ja was hat denn Inka und Phil so erschreckt, ein Waldgeist vielleicht?

Das Tolle in so einem Sessellift ist a) die nostalgische Erinnerung an längst vergessene Kindheitstage mit den Eltern in den Alpen und b) die angenehme Stille dort oben. Man schwebt quasi völlig vogelfrei dort oben in der Luft, 20 Minuten lang ohne störende Geräusche zu hören. Ihr mögt es mir nicht glauben, aber von der lärmenden Großstadt aus kommend, ist das eine echte Wohltat für mich. Die ganze Herbstdepression ist vergessen, wenn man oben in den Wäldern steht, die Füße durch buntes Laub stapfen, das noch nach dem Regen der letzten Nacht riecht, wo Pilze aus dem Waldboden sprießen und Eicheln von den Bäumen fallen.

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Auf dem Rheinburgen-Wanderweg zum Aussichtspunkt „Vierseenblick“

Schon an der nächsten Lichtung öffnet sich der Blick über die ganze Weite des Rheintales. Da unten liegt er, friedlich schlummernd: Der Fluss. Der Rhein. Der größte Strom Deutschlands. Er schlängelt sich gemächlich seine Bahnen um die Hügel, die Schiffe ziehen sicher auf den natürlich gebliebenen Kurven des Flusses auf und ab und auf den Hügeln blicken jahrhunderte alte Burgen hinunter in die Täler, in denen Menschen ihren gewöhnlichen Tätigkeiten nachgehen. Wenn man hier oben steht und auf die Weite des Rheintals schaut, hat man das Gefühl, die Welt ist in Ordnung und überhaupt ist alles gut so wie es ist. Selbst das Wetter, mag es grau und kalt sein, ist ok, wenn man hier oben steht und in die Weite dieser einzigartigen Flusslandschaft blickt.

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Väterchen Rhein bahnt sich seinen Weg durch die Schluchten

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Über Boppard hat man einen der schönsten Ausblicke auf den Rhein, denn hier bildet sich die größte Rheinschleife – die größte natürliche Kurve des Flusses – so groß, dass sie ohne ein Weitwinkelobjektiv nicht in meine Kameralinse passt. Ein Stückchen weiter befindet sich der Aussichtspunkt „Vierseenblick“, von diesem Punkt aus, sieht der Rhein so aus als wäre er in vier kleine Seen gestückelt, daher der Name. Schön, dass es hier auch gleich das gleichnamige Ausflugslokal gibt, das noch mehr nach Deutschland aussieht als das gesamte Rheintal mit seinen Sagen und Märchen, denn die roten Plastikstühle außen und die ausgestopften Eichhörnchen innen, erinnern mich an ein Jägerstüble aus den 80ern. Bei den Temperaturen ist die Linsensuppe, die uns der Wirt auftischt, genau das Richtige, um wieder warm zu werden. Es ist so gemütlich so ein Wanderlokal, es fühlt sich an, als wäre man tatsächlich irgendwo angekommen. Das denken sich wohl auch die anderen Wanderer oder Mountainbiker, die es dem Wetter zum Trotz hier rauf geschafft haben.

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Die größte Rheinschleife bei Boppard

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Der Vierseenblick: Seen? Ja was denn, ist doch nur der Rhein.

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Ein Schlückchen in Ehren kann Nicole nie verwehren – beim Winzer an der Mosel schmeckt der Wein nach Schiefer

Weiter geht es, den Berg wieder hinunter mit der Sesselbahn und dann an die Mosel, genauergesagt in das Fachwerkstädtchen Winnigen, das sich direkt an die Weinberge anlehnt und den Ruf als schönstes Weindörfchen Deutschlands zu gelten, genießt. In Gesellschaft einer echten Weinkönigin geht es jetzt hinab in einen 400 Jahre alten Gewölbekeller, in dem der gute Moselwein gelagert wird.

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Die Mosel-Rieslinge sollen ja bekanntlich zu den besten Weinen Deutschlands gehören. Der Winzer vom Weingut Fries zeigt uns aber, dass er auch ein Fachmann des Rotwein-Anbaus ist und manscht für uns einmal in der frisch aufgesetzten Rotwein-Maische herum. Ich wollte ja schon immer mal einem Winzer über die Schultern schauen und voilá, da bin ich, um mich herum Barriquefässer und Weinkisten, die in den Versand gehen. Am liebsten würde ich mal bei einer Weinlese mithelfen, denn auch wenn ich wenig vom Wein verstehe, trinken tue ich ihn doch sehr gerne 🙂

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Die anschließende Weinprobe ist daher äußerst willkommen 🙂 Ich probiere einen trockenen Riesling und versuche verzweifelt den Schiefer herauszuschmecken, laut Bloggerkollege Götz solle sich nämlich das Schiefergestein, auf dem die Reben an der Mosel wachsen, im Geschmack des Rieslings widerspiegeln. Meine Geschmacksnerven sind so fein leider nicht, dass sie das schmecken, aber was sie da schmecken gefällt ihnen durchaus sehr gut. Der Moselriesling könnte möglicherweise mein neuer Freund und Begleiter an heiteren und einsamen Nächten werden 😉 Geschmackstest also mit Bravour bestanden. Jetzt erst mal zünftig essen, in der Gutsschänke Schaaf, natürlich mit dem Riesling vom Weingut Fries, was anderes als den heimischen Wein kommt den Winnigern ohnehin nicht ins Glas. Mir soll’s recht sein:

Zum Wohl Rheinland! Du schmeckst mir gut im Herbst.

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Mosel-Riesling vom Schiefer. Schmecken tut er. Jawohl. Hicks.

Und übrigens den Flammkuchen gab`s dann auch noch, denn was wäre der Herbst ohne bunte Blätter, Wein und Flammkuchen?

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Dieser Artikel ist im Rahmen des Bloggertreffens mit Rheinland-Pfalz-Tourismus entstanden. Alle Beiträge findet man unter #RBRLP in den Social Media. Vielen Dank an Rheinland-Pfalz Tourismus für die Einladung und besonderen Dank an Anja Wendling für die herzliche Betreuung vor Ort. Meine Ansichten sind wie immer unabhängig.

weitere Tipps:

  • im Forum Romanticum in Koblenz kann man  in einer interaktiven Ausstellung die ganze Schönheit des Kulturraums Rheintal anschauen. Eine Ausstellung, die Spaß macht für jung und alt
  • eine Schifffahrt auf dem Rhein ist ein absolutes Muss, z.B. von Koblenz nach Boppard vorbei an den oben erwähnten Burgen
  • eine Wanderung auf dem Rheinburgen-Wanderweg macht in jeder Jahreszeit Spaß, es gibt mehrere Abschnitte des insgesamt 200 Kilometer langen Wanderwegs

mehr zum Rheintal gibt`s in den folgenden Artikeln von mir:

Wer nachlesen möchte, wie die anderen Reiseblogger den Trip erlebt haben, klickt hier: