Die bunten Farben von Marrakesch – ein Märchen aus 1001 Nacht

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Marrakesch – an den alten Stadtmauern der Medina kleben viele Legenden. Als Märchenstadt aus 1001 Nacht wurde sie mir angekündigt. Tatsächlich erlebe ich sowas wie einen Kulturschock als ich aus meinem klimatisierten Bus steige und mich mitten im bunten Treiben auf den lauten und staubigen Straßen Marrakeschs wiederfinde. Von überall her kommen Stimmen, Geräusche, Gerüche und verschiedene Verkehrsmittel auf mich zugerollt und binnen von Sekunden merke ich, dass Fußgänger wie in vielen solcher Ländern immer den Kürzeren ziehen. Ob Fahrräder, Eselskarren, Moped oder Autos alles wuselt wild um mich herum und ich neige dann immer dazu, mich an meiner Handtasche festzukrallen. Meine Blicke fliegen überall hin, alles will aufgesogen werden, wo ist dieser Zauber, von dem mir alle vorschwärmten? Im Kopf immer der Gedanke, die besten Bilder mit nach Hause mitzunehmen, aber das ist hier gar nicht so einfach, denn jedes Klicken wird hundertfach beobachtet und dann will man Geld für ein Foto.

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In the streets of Marrakesh

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Wie mechanisch laufe ich Adil, unserem Guide hinterher, während tausend Eindrücke auf mich einströmen. Wir laufen direkt auf den Bahia-Palast zu, einem der wenigen prunkvollen Paläste, die man in Marokko besichtigen darf. Den Prachtbau verdanken wir einem hohen Beamten, der ihn angeblich seiner Lieblingsfrau zu Ehren widmete. Im Innern fließen all die bunten Mosaike, die Laternen aus 1001 Nacht und ein zauberhafter Innenhof auf uns ein.

Marrakesch Bahia Palast – Palast aus 1001 Nacht

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Marrakesch Bahia-Palast: Ein Märchenschloss auf arabisch

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Weiter geht  es durch die staubigen Gassen Marrakeschs in ein Restaurant. Von außen total unscheinbar, von innen, fast noch prachtvoller als der Bahia-Palast selbst. Jedenfalls komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn hier bin ich wirklich in meinem arabischen Märchentraum gelandet. Der ganze Saal ist voller Mosaike, die Tafel schön gedeckt. Zur Vorspeise gibt es einen typisch marokkanischen Vorspeisenteller mit verschiedenen Gemüsesorten, Auberginen vor allem und Fladenbrot. Als Hauptgang einen typischen Tajine, ein Gericht, das in einem Tontopf mit Gemüse gegart wird, meistens Hühnchen oder Fisch. Doch der Höhepunkt ist der Nachtisch, der von dem Kellner über der Schulter in einem rießigen Obstkorb hereingetragen wird. Fast fühle ich mich bei dem Anblick wie eine Sultansdame, denn das ganze ist einfach ein orientalischer Traum, der nur durch den unverschämt süßen Duft der Orangen real wird. Noch nie habe ich so duftende Orangen gegessen und das zeigt nur, welche Köstlichkeiten in den fruchtbaren Oasen des Wüstenlandes um Marrakesch herum wachsen. Danach gibt es Gebäck und Minztee und spätestens dann bin ich in Marrakesch angekommen. Komisch, dass man mit dem landestypischen Essen automatisch den Zugang zu einer Kultur, einem Land gewinnt, jedenfalls ist nach dem Essen der ganze Stress auf den Gassen leichter zu ertragen.

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Speisen wie ein Sultan in einem Restaurant in Marrakesch

Im Zentrum der islamischen Religion in der Koranschule Medersa Ben Youssef

So schlendern wir zur Koranschule Medersa Ben Youssef aus dem 14. Jahrhundert. Sie zählt zu den größten Koranschulen der arabischen Welt und ist ein Meisterwerk der Architektur aus dem Morgenland. Ein Blick durch die Fenster der Studentenzimmer im Obergeschoss unterstreicht nur all die Märchenbilder, die in meinem Kopf Karussell fahren.

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Marrakesch Koranschule aus dem 14. Jahrhundert

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Im bunten Treiben in den Souks von Marrakesch

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Doch das eigentliche Highlight von Marrakesch sind nicht die Paläste sondern die Souks, denn hier begegnet man wahrhaftig Land und Leuten. Die Waren der ganzen Umgebung werden hier auf den Souks, den Märkten, zusammengetragen und verkauft. Ich bin froh, dass Adil uns durch die verschlungenen  Marktgassen führt, denn alleine hätte ich in diesem Wirrwarr vermutlich nie mehr herausgefunden, doch schon bald gesellen sich weitere Bekannte von Adil dazu, die uns sicher durch die Gassen führen. Es wirkt als wären hier alle miteinander verbandelt, irgendwie, alles eine große Familie. Während ich den anderen hinterherrenne, bin ich wie in Trance von all den wunderschönen Sachen, die es hier zu kaufen gibt: wunderschöne Lampen, die schönsten Spiegel, die ich je gesehen habe, Silbertablette, am liebsten würde ich mir sofort eine komplett neue Wohnungseinrichtung zusammenkaufen. Plötzlich zieht mich ein kleiner Junge am Arm, „komm mit, Foto, Foto, umsonst, ich zeige dir, wie wir Farben machen“. Der Junge hat sich die Richtige aus der Gruppe herausgepickt, die mit der größten Fotokamera, die, die mit ihren Blicken alles aufsaugt, als wäre es ihr Lebenselexier, natürlich lasse ich mich mitziehen, ich bin wie auf Drogen, wenn ich in fremde Welten trete, immer einem Geheimnis auf der Spur, auf der Suche nach der Seele eines Ortes und seiner Menschen lasse ich mich in irgendwelche Gassen führen. Adil, wollte doch auf mich aufpassen, wo ist er jetzt? Der Junge zieht mich in die Färbergasse, er zeigt mir wie Schafswolle gefärbt wird. Ein Mann taucht die Wolle in einen Farbbottich, vor lauter Dampf verschwimmt mir das Foto. Dann zeigt er mir das Pulver für die Farben und zeigt auf die fertige Ware, die Schaals. Ein Typ aus der Gruppe ist mir gefolgt und er bekommt nun einen blauen Schaal umgebunden und sieht aus wie ein Beduine. Ich verschwinde rasch wieder bevor ich was kaufen muss. In der Schmiedegasse ist man dagegen nicht so offen, fotografieren will entlohnt werden. Dann wird mir schwindelig in dem bunten Treiben und vor allem von den Gerüchen, alles mögliche vermischt sich hier, stickige Luft, Schweiß, Essensgerüche, die gegerbte Ziegenlederhaut. Es ist anstrengend in Marrakesch.

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Aladins Lampen… ich muss definitiv wieder kommen mit mehr Stauraum im Koffer:-)

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Die Färbergasse mitten in den Souks von Marrakesch:

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Marrakesch in den Souks: Die Färbergasse, der schreiende Junge hat mich einfach hierhin abgeschleppt… früh übt sich…

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Ich will ein Tablett kaufen, sage ich Adil und man führt uns zu einem Laden, in dem es angeblich bessere Qualität gäbe. Naja, touristentreudoof folge ich und höre mir die unverschämt hohen Preise für das Tablett an, in das ich mich längst verliebt habe.“ 50% musst du runterhandeln“, kein Problem für mich, handeln habe ich in China gelernt. Irgendwo in der Mitte sagt der Händler „bist du Berber, oder was?“ Ich nehme das mal als Kompliment,  fühle mich aber trotzdem bisschen über den Tisch gezogen. Bei diesen Berbern weiß man einfach nicht woran man ist. Egal, jetzt habe ich ein Silbertablett mit Teekanne und Teegläschen original marrokanische Handarbeit, doch leider passt es weder in meinen Koffer noch in meine Mini-Wohnung, aber ich habe es eh gekauft, damit ich mir bald eine neue Wohnung zulegen muss mit samt den Gästen, die mit mir Tee trinken. Als ich die Souks verlasse befinden sich außerdem in meiner Handtasche: eine Gewürzmischung aus 35 Kräutern und Arganöl.

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Marrakesch: Im Oliven-Schlarafenland

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Gaukler, Geschichtenerzähler und Schlangenbeschwörer – auf dem Djemaa el Fna

Zum Abschluss schlendern wir noch ein bisschen über den Djemaa el Fna, dem zentralen Platz in Marrakesch, übersetzt heißt er Platz der Geköpften. Darin unterscheidet sich der Djemaa el Fna auch nicht von allen anderen mittelalterlichen Marktplätzen. Seit dem 12. Jahrhundert kommen die Einwohner Marrakeschs hierher, um Waren zu handeln, zu tauschen oder zum Arzt zu gehen. Die Beduinen aus der Wüste kauften hier ihre Kamele, Ehen wurden per Handschlag besiegelt und die Gaukler erzählten ihre berüchtigten Geschichten. Heute trifft man hier Schlangenbeschwörer, als ich eine Kobra vor mir aus einem Korb aufsteigen sehe, erschrecke ich fast zu Tode, lasse einen lauten Schrei los und renne einem Jungen davon, der mir eine Holzschlange ins Gesicht streckt, damit hat sich für mich der Marktplatz erledigt. Ich habe eine Schlangenphobie und zwar eine ausgeprägte. Ich setze mich lieber in eines der Cafés, trinke einen Minztee, schaue dem Treiben von sicherer Distanz auf einer Dachterrasse aus zu. Schade, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder die dreistündige Heimreise nach Agadir antreten müssen, denn am Abend soll der Platz mit seinen Gauklern und Feuerschluckern am schönsten sein, dann bauen Händler überall Fressstände auf und Marrakesch glänzt in seinem Ruhm als Märchenstadt im Morgenland.

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Blick von der Dachterrasse eines Cafés auf den Djemaa el Fna in Marrakesch

Jardin Majorelle – einen Garten für den Modeschöpfer Yves Saint Laurant

Gärten gehören zu Marrakesch genauso wie Springbrunnen, Minztee und Gaukler. Den wohl schönsten findet man im Jardin Majorelle – hier herrscht blaue Kunst, vereint mit dem Grün der Kakteen und Palmen. Dem Modeschöpfer Yves Saint Laurant, der den Garten aufkaufte, ist eine Gedächtnisstele gesetzt.

 

 

 

 

 

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