Frankfurt Stadtteil Check: Höchst

Höchst interessant. Während meiner mittlerweile schon fünf Jahre in Frankfurt hat es mich nie in den Stadtteil Höchst verschlagen. Man sagte mir es sei assi da und bei einer S-Bahn-Fahrt nach Höchst, die ich doch einst mal unternahm, fühlte ich mich in diesem Vorurteil bestätigt. Höchst ist eine Arbeitervorstadt, bekannt geworden durch das gleichnachmige Chemieunternehmen im Höchster Industriepark. Doch ich hab gehört, die Altstadt soll nett sein, aus diesem Grund fand dieser Winter-Stadtbummel durch den Frankfurter Stadtteil Höchst statt.

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Der Himmel grau und wolkenbehangen, wie das so ist im Winter. Regenwolken verdunkeln die Altstadtgassen, die wie ausgestorben sind. Wo sind all die Menschen, die ich von den immer vollen Straßen der Frankfurter Innenstadt her gewohnt bin? Sie verstecken sich vielleicht hinter den Spitzenvorhängen gut bürgerlicher Altstadthäuser. Oder ist Höchst vielleicht das Dorf vor der großen Stadt? Es ist ruhig, man hört nur die eigenen Schritte auf dem Altstadtpflaster und das Kreischen der Möwen unten am Mainufer. Genau die richtige Atmosphäre für einen entspannten Sonntagsnachmittagsbummel. Das mag ich schon mal an Höchst, erster Pluspunkt.

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Wir schlendern durch den Burggraben, alte Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter stehen im Kontrast zu dem dunklen Winterhimmel, der schlanke weiße Turm des Schlosses ragt in die Höhe als wolle er sagen, schau gefälligst her, wir in Höchst haben mehr zu bieten. Im Schloss residierten vom 14. bis 16. Jahrhundert die Mainzer Erzbischöfe. Alte Burgruinen und Ziehbrunnen sind die romantischen Überreste aus dem Mittelalter.  Die Aussicht auf den Main strahlt eine Ruhe aus, die man in Frankfurt selten finden kann. Und auf Wikipedia steht sogar, dass der historische Marktplatz mit seinem Brunnen, den Fachwerkhäusern zu den schönsten Plätzen Frankfurts zähle. Jedenfalls, steht der Stadtteil Höchst im Kontrast zum restlichen Frankfurt. Goethe, Mozart und Dürer sollen sich hier im Gasthaus Karpfen schon betrunken haben. Und die Justinuskirche aus dem 9. Jahrhundert soll das älteste Gebäude Frankfurts sein. Jo, soviel zu dem Vorurteil in Frankfurt gäbe es keine Kultur nur Banken. Wir schlendern weiter durch die alten Gassen, vorbei an entzückenden Fenstern und Türen, in die ich gerne hineingeguckt hätte, vorbei am Bolongaro-Palast, einem Prachtbau aus der Barockzeit und schließlich, um den Bummel durch archetektonische Jahrhunderte zu vollenden, vorbei an bürgerlichen Jugendstilfassaden.

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Am Ende landen wir ganz lazy-Sunday-afternoon-mässig auf einem Schiff, auf dem es den obligatorischen Sonntagnachmittagskaffee mit samt der Torte gibt und hier ist es auch nicht assi, sondern irgendwie elitär, ältere Herren mit goldenen Manschettenknöpfen und Damen im Kostümchen treffen sich hier zu irgendeiner Feier. Vor dem Fenster schwimmen die Schwänlein und Entlein vorbei, eine perfekte Sonntagsnachmittagsidylle, was will man mehr? Ich weiß gar nicht, wer mir das mit dem assi einreden wollte, da sieht man`s mal wieder, man muss sich immer selbst ein Bild von den Dingen machen und somit war mein Besuch in Höchst wohl höchste Zeit.

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all about Höchst

Nur ganz am Schluß entdecke ich doch noch die paar Dinge, weshalb man Höchst als assi bezeichnen könnte, einen Sexshop, der gerade Sale hat, ein Nagelstudio mit bunt bemalten Kitschfingernägel auf Plakaten und Dönerbuden en masse, aber Hand aufs Herz, das findet man doch überall!